Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Christina Porod · 08. Mär 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Ludwig Wolfgang Müller – Ein Mann, eine Geschichte und viele Gesichter

Am gestrigen Donnerstagabend glänzte Ludwig Müller mit seinem Programm „Herr Müller und die Dönermonarchie“ im Kammgarn in Hard. Kunstvolle Schüttelreime, das Spiel mit Sprache, das überzeugende Darstellen von Typen verwoben in eine turbulent-komische Geschichte in einer Multi-Kulti-Umgebung bescherte dem Publikum einen eindrucksvollen Kabarettabend.

Zwischen Lyrikwettbewerb und Hausräumung

Herr Müller, ein chronischer Single, lebt in der Dichterdachstube eines Mehrfamilienhauses in der Nähe des Brunnenmarktes in Wien. Als Organisator eines ländlichen Lyrikwettbewerbs hat er eigentlich keine Zeit dem Wunsch der monarchistischen Hauseigentümerin Freifrau von Hohenau nachzukommen: sämtliche Billigmieter mit Migrationshintergrund aus dem Haus zu schmeißen. Müller, der selbst zur Billigmiete lebt, kennt die Mieter vom regelmäßigen Kartenspielen. Er soll nun herausfinden, wer von seinen Freunden Österreicher ist. Beim ersten Versuch liefert ihm eine Dame aus dem 1. Stock sogleich eine Definition: „Ein Österreicher ist einer, der was kein Deutscher ist ......, der was aber weiß, wie man Deutsch kann, der wo in Grenzen denkt wie vor 100 Jahren, aber nicht darüber hinaus.“ Und so klappert er weiter die Bewohner des Multi-Kulti-Hauses ab und plaudert mit ihnen. Das Publikum lernt den Kroaten Mirco Prbic kennen oder die beiden deutschen Studenten Arndt und Bernd, und noch viele mehr. Zu alledem soll Herr Müllür Murat, dem Sohn des türkischen Hausmeisters auch noch Nachhilfeunterricht geben. Und so fragt sich Herr Müllür: „Ob aus dem Murat was wurat, wenn ma was turat?“

Staunenswerte schauspielerische Leistung

Sein Programm eröffnet Ludwig Müller in Türkisch. Auf der Bühne stehen ein Tisch und ein Stuhl; und das genügt dem österreichischen Kabarettisten vollkommen, um seine Antwort auf die Migrationsdebatte zu geben: Die Dönermonarchie.

Es braucht einige Minuten, um in den Sog des Kabarettisten zu geraten. Doch dann geht´s flugs, und die volle Aufmerksamkeit des Publikums bleibt dem 46-Jährigen bis zur letzten Sekunde. Mit großem schauspielerischen Talent schlüpft der Kabarettist in die Rollen der Hausbewohner und es wirkt mühelos wie er den unterschiedlichen Charakteren mit ihren Akzenten und Dialekten Gestalt verleiht.
Verblüffend ist seine Wandlungsfähigkeit, beispielsweise wenn er die Rolle einer Frau einnimmt. Lediglich durch Haltung, Tonfall und Mimik gelingt es ihm, dass man fast geneigt ist zu glauben, eine ältere Frau sitzt auf der Bühne.
In die stets wechselnde Erzählperspektive schmiegen sich immer wieder Schüttelreime ein, wie „Es wäre von Hannibal Lecter fein, er würde seine Gesichtsmaske der Fekter leihn.“
Eine großartige Leistung, ein intelligentes Programm, das vom Publikum auch tobend honoriert wird.