Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Anita Grüneis · 28. Apr 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Scana Panorama – Was ein Dorf im Innersten zusammenhält

Ist es die Sehnsucht nach Heimat? Die Suche nach Geborgenheit? Die Angst vor der Zukunft? Was auch immer – es trägt jedenfalls dazu bei, dass die Menschen in Schaan scharenweise zu „Scana Panorama“ strömen. Das Versuchsprojekt des TAK Theaters Liechtenstein und der Gemeinde Schaan ist ein voller Erfolg. Und auf dem besten Weg, Kult zu werden.

Konzipiert wurde „Scana Panorama“ als Early Night Show von Sebastian Frommelt, der auch die Idee dazu hatte und die Abende jeweils moderiert. Alle zwei Monate sollen sie stattfinden, mit wechselnden Gästen und Programminhalten. Frommelt, freischaffender Regisseur und Filmemacher, interessiert dabei, was die Dorfwelt im Innersten zusammenhält, worin der Unterschied zwischen Dorf und Vorstadt besteht. Ob er dies alles mit seinem Themenmix herausfinden wird, ist fraglich. Unbestritten ist aber, dass gerade dieser Mix die Menschen begeistert. Und dass er für in Schaan wohnhafte Personen identitätsstiftend wirkt, genau wie der Werbespruch „Wo ma mi kennt" eines Schaaner Unternehmens.

Tradition und Moderne


Frommelt spürt mit seinen Geschichten auch der Historie der Gemeinde nach. Er zeigt auf, dass die Gemeinde Schaan schon in den 30er- und 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Wirtschaftsstandort bedeutend war, dies auch dank der Eisenbahnverbindung Feldkirch-Buchs. Wohl die wenigsten Zuschauer wussten, dass Seife und Babyöl in ihrem Dorf hergestellt wurden, oder Spielsachen, die den heutigen Schleich-Figuren ähneln. Dass die Firma Maschinenbau Hilti einst einen Mixer produzierte und die Firma Addimult eine mechanische Rechenmaschine. Die Liste der in Schaan hergestellten Produkte ist lang, wie Historikerin Eva Pepic weiß, die in „Scana Panorama" als „Wikipepic“ auftritt.

Bier und Wein


In die Historie fügt sich auch das seit fünf Jahren in Schaan domizilierte Brauhaus Liechtenstein ein – denn tatsächlich hat das Bierbrauen in Schaan Tradition: Am 1. Februar 1880 eröffnete das Brauerei-Gasthaus Quaderer und bot selbst gebrautes Bier an. Doch auch der Wein spielt in Schaan eine Rolle – so lagern in der Weinhandlung Ritter 100.000 Flaschen. Und wer nach einer Degustation lustig heimwärts spaziert, kann auf einer Nasenflöte des Musikhauses Gusti Foser spielen, auch dies ein Traditionsbetrieb des Orts.

Sebastian Frommelt stellt jedem Thema einen eigens produzierten Kurzfilm voran. Die Besucher erhalten so einen Einblick zu Firma und Personen. Erst dann nehmen die jeweiligen Gäste auf dem Couch Platz und Frommelt wird zum Schaaner Raab. Er interviewt die Gäste, ist dabei nicht immer bierernst und profitiert von seinem Wissen über die Gemeinde Schaan, in der er selbst aufgewachsen ist.

Jodeln in der Tiefgarage


Ob er – gemeinsam mit Schauspieler Thomas Beck, der als „Schaaner Beck“ auftritt – nach einem Probelokal für den Schaaner Jodelclub sucht und dabei die neue Tiefgarage ebenso testet wie den Busbahnhof, oder ob er sich Hannah Pfefferkorn aus Holland auf die Couch holt, die frisch von der Leber weg von ihrem abwechslungsreichen Leben erzählt – die Geschichten bleiben immer unterhaltsam für das Publikum. Für Heiterkeit sorgten an diesem Abend auch zwei Primarschüler der 5. Klasse, die gemeinsam mit Schülern aus insgesamt drei Schulklassen in der Gemeinde fast hundert Lindenbäume gepflanzt haben. „Es ist eine Ehre, dass man einen Baum pflanzen darf“, meinte Alejandro und Sara gestand, dass sie Anwältin werden will, weil man sich da durchsetzen kann, dass sie früher Fussball gespielt habe, dann aber zu Karate gewechselt sei und ihr Traummann Profifußballer sein sollte. Bei so viel Entschlossenheit blieb selbst dem wortgewandten Sebastian Frommelt die Spucke weg.

Die nächste „Scana Panorama“-Veranstaltung im Schaaner SAL ist am 22. Juni. Ab 18.30 Uhr ist die Bar geöffnet, um 19.30 beginnt die Show.