Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Thorsten Bayer · 15. Feb 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Von Männern und anderen Irrtümern – Kabarettist I Stangl überzeugte im Theater am Saumarkt

Viele Frauen waren ins Theater am Saumarkt gekommen und besonders ihr Beifall war dem Künstler sicher. Kein Wunder, widmete sich I Stangl doch auf amüsante Weise dem Kampf der Geschlechter nach dem Motto – und Titel seines kurzweiligen Programms – “Der Irrtum Mann”. Daneben spielte der 58 Jahre alte Niederösterreicher auch manche Szene, bei der das Lachen im Halse stecken blieb.

Schon mit den ersten Nummern hat Karl-Heinz Stangl, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, das Publikum im sehr gut gefüllten Theater am Saumarkt auf seiner Seite. Zunächst schreibt er die Schöpfungsgeschichte um – nicht Adam, sondern Eva war zuerst an der Reihe. Mit ihr hat Gott lange zu tun; zu lange, um noch ein halbwegs brauchbares männliches Gegenstück zustande zu bringen. Schließlich ist der nächste, der siebte Tag als “frei” im göttlichen Kalender eingetragen. Und dabei soll es auch bleiben. So ist es logisch, dass der Mann schon als Mängelexemplar das Licht der Welt erblickt. Oder wie I Stangl es auf den Punkt bringt: “Männer werden höchstens zwölf, danach wachsen sie nur noch.” Wenn er Männer und Frauen beim gemeinsamen Einkaufsbummel schildert, erkennen sich beide Geschlechter wieder und lachen sich gleichermaßen kaputt. “Tatsache ist, Männer sind das Fernglas in der Finsternis, das Gipfelkreuz auf dem Meeresgrund. In jedem Mann steckt ein Bruce Willis! Auch wenn er nur Karli Kratochwil heißt. Und auch so ausschaut. Gott sei mein Zeuge, so wahr ich aus der Kirche ausgetreten bin.“

Klischees des Geschlechterkampfes

Die Schenkelklopferei geht weiter, nach dem Einkaufen kommt er auf Sex und auf das Alter zu sprechen. Dass man jenseits der 50 schon als alt gelte, will ihm so gar nicht einleuchten: “Mit 50 darfst Du im Vatikan gerade einmal anfangen, Wurstsemmeln zu holen.” Viel Ironie ist im Spiel, wenn er über seine Anziehungskraft bei jungen Frauen jammert oder die Verständigungsprobleme mit seiner pubertierenden 15-jährigen Tochter (“Einfach beratungsresistent”) berichtet. Sehr gelungen ist die Nummer, als er Marlon Brando in der Rolle des Paten Don Vito Corleone parodiert. In diesem Moment wird sein großes Schauspieltalent deutlich. Dass er komplett auf Requisiten verzichtet, ist kein Mangel – er hat einfach keine nötig. “Der Irrtum Mann”, ein “Best-of” aus zehn verschiedenen Programmen, bietet kurzweilige Unterhaltung. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Leichte und schwerere Kost

Bemerkenswert ist, wie es ihm gelingt, den Abend nicht als Stückwerk zu gestalten, sondern als homogen wirkendes Programm. Scheinbar beiläufig und zufällig kommt er vom einem Thema zum nächsten – und immer wieder zurück zur katholischen Kirche. Musik als das schönste Geschenk Gottes? An dieser Einschätzung kommen ihm doch Zweifel, wenn er sich aktuelle Protagonisten wie Hansi Hinterseer oder Andreas Gabalier so anschaut oder anhört.

Bei der nächsten Nummer, einem Gespräch zwischen Gott, Petrus und Luzifer, bleibt so manches Lachen im Halse stecken. Bitterböse sind Luzifers Anmerkungen, dass das “zerebral etwas unterversorgte” Österreich sein Lieblingsland sei. So gelingt I Stangl der Spagat zwischen leichter und etwas schwererer Kost. Sein Publikum dankt es diesem sehr nahbaren Künstler mit Dauerlachen und immer wieder Zwischenapplaus.