Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)

Kritiken

Zwei Klassiker stehen diese Woche bei den Filmclubs auf dem Programm: Das TaSKino Feldkirch zeigt mit "Stop Making Sense" Jonathan Demmes meisterhaften Konzertfilm mit den Talking Heads und das Skino Schaan präsentiert im Rahmen der Reihe "The Ones We Love" Fernarno Meirelles fulminanten Gangsterfilm "Cidade de Deus – City of God".

Der schwedische Flötist, Saxophonist und Klarinettist Magnus Lindgren und der amerikanische Pianist John Beasley sind den Jazz-Fans in den letzten Jahren eher mit größeren Formationen aufgefallen. Zuletzt natürlich 2021, als sie gemeinsam mit der SWR Big Band und zehn Streicherinnen anlässlich des 100. Geburtstags von Charlie Parker das phänomenale, für vier Grammys nominierte und schließlich auch mit einem ausgezeichnete Album „Bird Lives“ eingespielt haben. Davor veröffentlichte Beasely mit seinem MONK’estra schon drei hochgelobte Alben mit hinreißenden Thelonious Monk-Arrangements, und Lindgren wirkte bei großformatigen Produktionen zum 100. Geburtstag von Charles Mingus und zum 30. Todestag von Miles Davis – beide in der ACT-Reihe Jazz at Berlin Philharmonic erschienen – mit. Umso überraschender kommt nun dieses hervorragende Duo-Album, das eindrucksvoll beweist, dass die beiden auch im kleinen Format zu glänzen vermögen.

Der amerikanische Bürgerkrieg hat begonnen, und mit ihm die Jagd nach dem besten Foto. Der mit Spannung erwartete neue Film von Alex Garland überträgt die Ängste und Schrecken eines gespaltenen Amerikas auf die Leinwand. Technisch perfekt, aber ohne eigenes Risiko.

Immer mehr Arbeitnehmer:innen leiden am sogenannten Burnout. Die Folgen sind oft lange Krankenstände bis hin zur völligen Berufsunfähigkeit. In ihrem neuen Episodenstück „Sonntag. Sieben Bilder wider den Fleiß“ von Tobias Fend spürt die freie Kompanie Café Fuerte unserem Verhältnis zur Arbeit nach – augenzwinkernd und liebevoll ironisch. Die Uraufführung fand in einer Tenne in Hittisau statt.

Im Alten Kino Rankweil steht diese Woche Lars Kraumes Spielfilm Dramödie „Die Unschärferelation der Liebe“ auf dem Programm, der Burghart Klaußner und Caroline Peters zwei große Rollen bietet. Das Filmforum Bregenz bietet dagegen mit dem Dokumentarfilm „Die Giacomettis“ Einblick in die Biographien der Mitglieder der Schweizer Künstlerfamilie.

Neu bei uns: eine Übersicht über aktuelle Ausschreibungen, die für Kunstschaffende aus und in Vorarlberg und dem Bodenseeraum interessant sein könnten.

In seinem fünfzigsten Film präsentiert Woody Allen mit ironischem Augenzwinkern eine Dreiecksgeschichte aus dem herbstlichen Paris: Ein mit trockenem Humor erzählter romantischer Thriller über glückliche Zufälle, blinde Eifersucht und alte Liebe.

Drummer Brendan Canty und Bassist Joe Lally bildeten ab 1987 für eineinhalb Jahrzehnte als rhythmisch-explosives Kraftpaket die grundsolide, zumeist beinharte, aber höchst bewegliche Basis der legendären Post-Hardcore Band Fugazi, die sich stets den Mechanismen der Musikindustrie verweigerte und dennoch von Washington D.C. aus den unangepassten Teil der Post-Punk- und Indie-Rock-Welt mit wichtigen Impulsen versorgte. Fugazi (zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von „Fucked Up, Got Ambushed, Zipped In“) haben sich zwar niemals offiziell aufgelöst, aber dennoch komplett ins Private zurückgezogen. Umso erfreuter waren die Fans, als Canty und Lally sich 2016 mit dem experimentierfreudigen, stilistisch alle Grenzen sprengenden, aber durchaus Jazz-affinen Gitarristen Anthony Pirog zum Power-Trio The Messthetics zusammenschlossen, um 2018 mit dem Debütalbum und ein Jahr später nochmals mit „Anthropocosmic Nest“ kraftvolle Lebenszeichen zu setzen.

Unsere Jobbörse bietet allen kulturinteressierten Jobsuchenden einen Überblick über Stellenangebote in Vorarlberg, Liechtenstein, Süddeutschland und der Ostschweiz und hilft Kulturinstitutionen in dieser Region, engagierte Mitarbeiter:innen zu finden.

So bunt zusammengesetzt war das Publikum noch selten bei einem Konzert im Bregenzer Festspielhaus und eine freudige Erwartung lag in der Luft, als die etwa 250 Kinder des Superar-Chores beim Betreten der Bühne begeistert beklatscht wurden. Sie hatten sich unter dem Motto „Crossing Europe“ gut vorbereitet auf ihren großen Auftritt. Dirigiert und motiviert wurden sie von Chorleiter:innen Verena Hetke, Tania Reyes, Victoria Türtscher und Jakob Peböck. Rasch entpuppte sich das Jahreskonzert zu einem ausgelassenen Fest, in dem die singenden Kinder im Mittelpunkt standen. Als Special Guest sorgte das Barbershop-Quartett „Five Gold Rings“ für gute Unterhaltung.

Die gebürtige Bregenzerin Sarah Rinderer hat für die experimentelle Literaturzeitschrift namens „flugschrift“ Tagebuchniederschriften ihrer Islandaufenthalte verarbeitet. Bezugnehmend auf die Leuchtfeuer des Grótta-Leuchtturmes nennt sich ihre Ausgabe „sektorenfeuer“.

Eine inspirierende Feierabendstunde gestaltete das Blockflötenduo Teresa Wrann und Thomas Pickering mit barocken Kompositionen, die allesamt Bezüge zu Blumen hatten. Die evangelische Kirche in Feldkirch bot ein stimmiges Ambiente für die lyrischen und virtuosen Werkdeutungen. Sympathisch führte Teresa Wrann durch das Programm, las aus Briefen der freundschaftlich verbundenen Komponisten Händel und Telemann und erzählte von Zuschreibungen, die seit jeher zwischen Blumen und Musik bestehen.

Beim TaSKino Feldkirch steht diese Woche Jonathan Glazers erschütternder Holocaust-Film „The Zone of Interest“ auf dem Programm. Das Filmforum Bregenz zeigt dagegen mit „The Boy and the Heron – Der Junge und der Reiher“ den wohl letzten großen Animé von Hayao Miyazaki.

Mit dem erfrischenden Post-Punk ihres Debütalbums „The Overload“ schafften Yard Act vor zwei Jahren auf Anhieb den Sprung auf den zweiten Platz der britischen Album-Charts, erhielten – vor allem auch als Live-Band – allerorts glänzende Kritiken und wurden für den Mercury Award nominiert. Das Erfolgsrezept einfach nochmals neu aufzukochen, war dem flotten Vierer aus Leeds glücklicherweise zu langweilig, vielmehr holten Sänger/Texter James Smith, Bassist Ryan Needham, Gitarrist Sam Shipstone und Drummer Jay Russel zwecks Verstärkung und Erweiterung des musikalischen Horizonts den Gorillaz-Drummer Remi Kabaka Jr. als Produzenten. „Where’s My Utopia?“ war wohl auch in musikalischer Hinsicht die grundlegende Frage, und die Antwort geht weit über Post-Punk hinaus und schließt nun auch Art-Rock-, Hip-Hop-, Pop- und Disco-Elemente mit ein.

Wer wie der Schreiber dieser Zeilen von einem Auftritt des englischen Saxophonisten/Bassklarinettisten John Surman (damals im Duo mit der norwegischen Vokalistin Karin Krog) beim Jazzfestival Saalfelden 1983 dermaßen geflasht war, dass er seither das umfangreiche Oeuvre des experimentierfreudigen Musikers mitverfolgt hat, der weiß, dass es bei aller stilistischen Verschiedenartigkeit des Gebotenen, bei den unterschiedlichsten Besetzungen und Band-Formaten nie eine Surman-Produktion gegeben hat, die auch nur mittelmäßig gewesen wäre. Und dabei geht es seit seinem Debütalbum aus dem Jahr 1969 immerhin um mehr als 40 Alben unter eigenem Namen, und um dreimal so viele anderer Musiker:innen, die er mit seinen Beiträgen veredelt hat. John Surman war und ist ein Garant für Erstklassiges, und das trifft auch auf die zehn neuen Kompositionen zu, die er 2022 im berühmten Osloer Rainbow Studio aufgenommen hat und nun kurz vor seinem 80. Geburtstag bei seinem Münchner Stamm-Label ECM veröffentlicht.

In Martin Kušejs „Menschenfeind“ stinkt es zum Himmel! Es stakst, stolpert und watet die feine Gesellschaft knöcheltief in brauner Gülle, wälzt sich und tanzt ausgelassen darin! Am Karsamstag feierte das Stück in Bregenz Premiere, seine Uraufführung erlebte Molières rabenschwarze Komödie bereits im Jahr 1666 in Paris.

Zwei senegalesische Teenager brechen nach Europa auf: Matteo Garrone verfilmt die Odyssee als eine zwischen surrealer Schönheit und brutaler Realität angesiedelte Fluchterfahrung.

Zu Ostern 2023 tauchten Tobias Grabher, sein Kammerorchester Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier in die Welt der Nibelungen ab. Die Zusammenarbeit der jungen Musiker:innen mit dem Schriftsteller und Erzähler war für alle gleichermaßen inspirierend und so gibt es dieses Jahr zu Ostern ein gemeinsames Fest, mit dem das Kino und filmmusikalische Klangwelten gefeiert werden. Kompositionen unter anderem von Erich Wolfgang Korngold, Toru Takemitsu, Nino Rota und Bernard Herrmann projizierten Bilder in die Köpfe der Zuhörenden. Michael Köhlmeier verstärkte die musikalischen Erlebnisse mit seinen unterhaltsamen und informativen Erzählungen maßgeblich.

Überraschendes Pocket-Format, sehr modern, im besten Sinne. Vielleicht wollte sich Heinz Wäger auch selbst überraschen lassen, was daraus wird, wenn er einen Spalt aufmacht, zum Einblick in 60 Jahre Gestaltung, und wie weit seine initiative Tochter und der Grafiker diesen öffnen werden, wo der Lichtkegel hinfällt, was beleuchtet wird. Die Vorarbeit hat er geleistet. Heinz Wäger fasste den Entschluss, Ordnung zu schaffen, aufzuarbeiten, was ein Lebenswerk ist, und mit Umsicht und Freude lud er in das „Exil“, sein Atelier, gab vier Monate lang Einschau (siehe „KULTUR“ Nov. 22). Dass das vorarlberg museum dann am Vorlass Interesse zeigte und man zudem feststellte, dass dieses Werk genügend Stoff und Themen für eine Publikation hergibt, war die Folge.

Der Nino aus Wien und die AusWienBand waren zu Gast im Spielboden Dornbirn und haben mit ihrem Schmäh das Publikum begeistert.