Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Christina Porod · 26. Mär 2015 · Literatur

Der 4. Hohenemser Literaturpreis geht an die in Bielefeld lebende Autorin Que Du Luu

Der „Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache”, der auf eine Idee von Michael Köhlmeier zurückgeht, wird alle zwei Jahre international ausgeschrieben. Eingesandt werden konnten wieder unveröffentlichte Prosatexte, die „in freier Themenwahl das Ineinandergreifen verschiedener kultureller Traditionen und biographischer Prägungen vor dem Hintergrund einer sich beständig wandelnden Gegenwart thematisieren“. Die 1973 geborene Autorin Que Du Luu folgt Saša Stanišić, der 2013 für einen Auszug aus seinem in Folge erschienenen Roman „Vor dem Fest“ ausgezeichnet wurde. Für ihre Erzählung „Das Fest des ersten Morgens“ erhält Luu das diesjährige Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Die hochkarätig besetzte Jury mit den AutorInnen Anna Mitgutsch, Doron Rabinovici, Vladimir Vertlib und Sudabeh Mohafez entschied sich unter den 75 Einsendungen für einen Text der in Bielefeld lebenden Autorin Que Du Luu.

Die Jury begründet ihre Wahl folgendermaßen: „’Das Fest des ersten Morgens‘ erzählt in hochpoetischer Sprache eine Geschichte von Brüchen. Que Du Luu schildert mit bitterer Ironie den Sturz aus einer Welt und das Einfinden in der Entwurzelung.“
Luus Erzählung kreist um eine vietnamesische Flüchtlingsfamilie in Deutschland, für die das einst gefeierte Neujahrsfest untrennbar mit den Massakern der Tet-Offensive 1968 verbunden bleibt.

Zur Preisträgerin


Que Du Luu ist eine deutsche Schriftstellerin chinesischer Abstammung. Sie wuchs in Herford auf und lebt heute in Bielefeld. 1973 wurde sie in Cholon/Saigon, der damaligen Hauptstadt Südvietnams, geboren. Ihre Familie flüchtete nach Ende des Vietnamkriegs als so genannte Boatpeople. Nach einem kurzen Aufenthalt in Singapur, wo die Flüchtlinge unerwünscht waren und wieder in ihrem Boot auf das offene Meer gezogen wurden, gelangte die Familie nach Thailand. Dort lebte sie ein Jahr lang in einem Flüchtlingslager, bevor sie schließlich in Deutschland aufgenommen wurde.

Sie studierte Germanistik und Philosophie und jobbte unter anderem in der Pflege, der Gastronomie oder als Nachtwache in der Psychiatrie.
2006 veröffentlichte sie mit „Totalschaden“ ihren Debütroman bei Reclam. 2011 erschien „Vielleicht will ich alles“ bei Kiepenheuer & Witsch. Mit der von ihr häufig gewählten Form der Erzählung ist sie in zahlreichen Anthologien vertreten. Ihr dritter Roman soll 2016 erscheinen.
Die Schriftstellerin erhielt bereits den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler in der Sparte Dichtung/Schriftstellerei, den GWK- Förderpreis sowie ein Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung.

Literaturpreis-Wochenende im Salomon-Sulzer-Saal


Der Preis wird am Samstag, den 27. Juni 2015 um 19 Uhr verliehen. Zum Festakt stellt Que Du Luu ihre Erzählung erstmals öffentlich vor.
Anstelle des bisher verliehenen Anerkennungspreises beinhaltet das Literaturpreis-Wochenende einen neuen Programmpunkt, in dem literarische Talente ein Forum finden: Am Freitag, den 26. Juni um 19 Uhr findet mit „Kommen & Gehen“ ein mit 400 Euro dotierter Lesewettbewerb für Jugendliche und junge Erwachsene jeglicher Muttersprache statt. Der junge Vorarlberger Schriftsteller Muhammet Ali Baş wird durch den Abend führen.


www.hohenems.at/literaturpreis