Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Raffaela Rudigier · 05. Okt 2012 · Literatur

Der Schlächter vom Schlegelkopf – Neuer Kriminalfall für Inspektor Isidor Ibele – „In Grund und Boden – eine Geschichte von Sein und Haben“ von Peter Natter

Isidor Ibeles dritter Fall führt den Bregenzer Kriminalinspektor in die verschneite Berg- und Glitzerwelt an den Arlberg. Hier, im Herzen des Highsociety-Treffpunkts, wo sich der Jetset selbst feiert, passieren nämlich außerordentlich unfeine Dinge: Menschen werden mit abgebrochenen hölzernen Heugabelzinken ermordet.

Reiche Ausländer vs. sturer Bauer

Natürlich spielt auch die dritte Geschichte von Autor und Lektor Peter Natter wieder auf reale Hintergründe an und spitzt sich schließlich zu einer wahren Mordorgie zu. Diesmal geht es um ein umstrittenes Grundstück im Arlberger Nobelskiort Lech. Zwei reiche Ausländer würden sich hier nämlich gerne ein eigenes Feriendomizil errichten, doch ein sturer Bauer will sein Grundstück nicht verkaufen. Dieser Konflikt geht für alle Beteiligten schlecht aus, was den Bregenzer Inspektor wieder auf den Plan ruft.

Lokalteil eines Kriminalromans

Wie in den vorherigen Inspektor-Ibele-Abenteuern wird auch diesmal das Lokalkolorit voll ausgeschöpft – nach den Abgründen des Bregenzerwalds und des Rheintales geht es nun hoch hinaus an den Arlberg. Verschneite Landschaftsbeschreibungen, detailreiche Lecher Ortskenntnisse, nicht allzu schwer verschlüsselte Ländleprominenz und Adabeis und Antony Gormleys Eisenmänner lassen eintauchen in die Welt, die einerseits so bekannt und andererseits mit ihrem abgehobenen Luxus gleichzeitig völlig fremd erscheint. Es ist die verlogene Welt der Nobelhotels, Privat-Skikurse, exklusiven Geschäfte, bodenlangen Pelzmäntel und importierten Edelgetränken durch die sich der bodenständige Bregenzer Inspektor zur Wahrheit durchkämpfen muss.

Die Beständigkeit des Isidor Ibele

Isidor Ibele hat sich seit seinem letzten Fall („Ibeles Feuer – eine Geschichte vom Erben“) nicht großartig verändert: Seine Lieblingsbeschäftigung ist nach wie vor das Essen, er raucht etwas weniger und hat die Gauloises aus irgendeinem Grund gegen Brissagos eingetauscht, er philosophiert oft querfeldein in den Tag hinein und diesmal hat er einen gebrochenen Arm. Isidor Ibele ist ein korrekter Biedermeier in Schnürlsamthose, mit Stofftaschentuch und rotem Sackmesser in der Hosentasche. Sein Assistent Baldreich steht ihm immer noch zur Seite, ist allerdings zur unwichtigen Nebenfigur verkommen, ebenso wie seine selten in Erscheinung tretende Gattin „Rösle“, deren einzige Tätigkeit nach wie vor darin besteht, ihren Gemahl zu bekochen, wenn er hin und wieder von der Arbeit nach Hause kommt.

Whodunnit und intellektuelle Intermezzi

Fesselnde Krimispannung – das „Whodunit“ – kommt im Roman „In Grund und Boden“ jedoch leider etwas zu kurz, während Landschafts- oder Essensbeschreibungen zu viel Platz einnehmen. Der Leser blickt auf das Geschehen aus der Vogelperspektive, verfolgt die Verbrechen mit und hört den Protagonisten quasi beim Denken zu. Die Morde sind meist zu erwarten und werden vorher angekündigt. Die Motive liegen schnell auf der Hand und der Kreis der möglichen Verbrecher ist bei aller Weltoffenheit des Luxus-Kurortes recht überschaubar.

Auf intellektuelle Intermezzi will oder kann Autor Peter Natter immer noch nicht verzichten und so wird mit literarischen Zitaten, Anspielungen und Querverweisen nicht gespart, was den Roman überlädt.

Ein Vorarlberger Kriminalroman

„In Grund und Boden – eine Geschichte von Sein und Haben“ ist ein Vorarlberger Kriminalroman, der durchaus witzig, manchmal etwas schwadronierend, die Glitzerwelt des Arlbergs und ihre Doppelbödigkeit durchleuchtet.

 

Peter Natter, In Grund und Boden – eine Geschichte von Sein und Haben, 160 Seiten, Bucher Verlag, Hohenems 2012, 18,50 Euro, ISBN 978-3-99018-130-0