Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 27. Mär 2015 · Musik

„Mit einem Fuß auf zwei Beinen stehen ...“ – Das Passionskonzert im Rahmen des „pforte-Abonnements“ berührte und begeisterte auf mehreren Ebenen

Die zahlreichen Passionskonzerte, die derzeit quer durch das Land in Kirchen oder Konzertsälen zu erleben sind, bringen die Sehnsucht vieler Menschen nach Kontemplation und Besinnung zum Ausdruck. Ein besonderes Ereignis war das Passionskonzert zum Auftakt der aktuellen "Pfortesaison" in Feldkirch. Klaus Christa hat hierfür ein erlesenes Programm zusammengestellt. Neben den Tenebrae-Gesängen des spanischen Komponisten Tomás Luis de Victoria, Liedern und Stücken von Matthew Locke und John Dowland erklang auch die Uraufführung des berührenden Werkes „Die Brücke ist gebrochen“ von Michael Amann. Herbert Walser (Trompete und Electronic), Klaus Christa (Viola), Bernhard Oss (Akkordeon), Teresa Wrann (Blockflöte) und David Soyza (Perkussion) sowie die Sängerinnen und Sänger des neu formierten Ensemble „pforte-vokal“ unter der Leitung von Martin Lindenthal gestalteten den außergewöhnlichen Abend auf bewundernswert hohem Niveau. Bereichert wurde die musikalische Meditation von Evelyn Fuchs. Sie las die den Kompositionen zugrunde liegenden Texte.

Die stimmige Werkkombination in Verbindung mit Improvisationen und einer Uraufführung von Michael Amann zog die Zuhörenden unmittelbar in ihren Bann. Im Feldkircher Pförtnerhaus breitete sich von Beginn an eine ruhige und konzentrierte Stimmung aus. Den Rahmen der musikalischen Reise bildete die Sopranistin Sori Pfeiffer mit zwei schön gedeuteten Liedern von John Dowland. Einfallsreich nutzte das Vokalensemble die Gegebenheiten im Pförtnerhaus, indem die Sängerinnen und Sänger das erste Responsorium von de Victoria im Foyer – quasi von außen in den Saal hinein - vortrugen.

Komposition - Improvisation


Die einzelnen Kompositionen und vorgetragenen Texte stellten Herbert Walser, Bernhard Oss und David Soyza mit Improvisationen vielschichtig zueinander in Beziehung und vertieften damit die Inhalte der vorgetragenen Texte. Herbert Walsers erdig eingesetzter Trompetenton, elektronische Halleffekte sowie Loops, pulsierende und atmende Geräusche öffneten Räume für eigene Assoziationen und Gedanken.

Eine Entdeckung waren die Tenebrae Gesänge des spanischen Komponisten Tomás Luis de Victoria. Ursprünglich wurden diese Responsorien zu den Morgengebeten während der Karwoche gesungen. Die vierstimmigen Gesänge zeichneten sich durch eine expressive und vielschichtige Stimmführung sowie kunstvoll verflochtene Linienführungen aus. Die anspruchsvollen Sätze gestaltete das neu formierte, aus sechszehn Mitgliedern bestehende Vokalensemble mit viel Ausdruckskraft. Eine schöne Klangmischung erzielten die Sängerinnen und Sänger, indem sie sich nicht in Stimmgruppen postierten, sondern durchmischt Aufstellung nahmen. Auf diese Weise entfalteten sich die Wechselgesänge und polyphon gestalteten Passagen transparent und hinterließen ein eindrückliches Klangerlebnis.

Ein neues Werk speziell für diesen Anlass


Speziell für diese musikalische Meditation hat Klaus Christa bei Michael Amann ein neues Werk bestellt. Der Komposition mit dem Titel „Die Brücke ist gebrochen“ hat der in Wien lebende, aus Vorarlberg stammende Komponist berührende Texte von ‚gestrauchelten’ Menschen zugrunde gelegt. Ehemalige Obdachlose aus dem VinziRast-CortiHaus fassten im Rahmen einer Schreibwerkstatt ihre Gedanken in Worte. Passend dazu unterstrichen die filigranen melodischen Fragmente und die Mischung der Klangfarben mit Trompete, Viola, Akkordeon und Perkussion die Textinhalte. Die kommentierenden musikalischen Passagen stellten einen vielgestaltigen Kontext her, beließen jedoch die Textinhalte stets im Vordergrund und verströmten dadurch eine eindringliche Wirkung. Emotionale Höhepunkte stellten die Tremolopassagen der großen Trommel dar. Die gepflegte und warme Stimme von Evelyn Fuchs tauchte die in die Musik eingebetteten Texte überdies in ein besonderes Licht. Das Werk wurde intensiv gedeutet und vom Publikum sehr gut aufgenommen.

Spannung und Entspannung


Zeit zur Entspannung boten die dazwischen gelagerten, musikalischen Darbietungen der Stücke von Matthew Locke, darunter eine besinnliche Ayre, eine Courante und eine Jigg. Das Publikum dankte nach der eindrücklichen musikalischen Passion mit herzlichem Applaus.