Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Thorsten Bayer · 18. Sep 2011 · Musik

„This is the end“: The Doors Experience setzen den Schlusspunkt beim FOEN-X-Festival im Harder Thaler-Areal

Eine musikalisch starke Show, die leider etwas zu bemüht das große Vorbild zitiert, prägt den Auftritt der Coverband „The Doors Experience“. Nach einer halbstündigen Pause drehen die vier Niederösterreicher im zweiten Teil des Konzerts deutlich auf und bringen bei Hits wie „Roadhouse Blues“, „L.A. Woman“ oder „Break On Through“ das Publikum zum Tanzen. Beim finalen Song „The End“ verabschiedet sich das FOEN-X-Festival auch vom Thaler-Areal. Aber die Zukunft der Veranstaltung ist gesichert: 2012 geht es in der benachbarten Kulturwerkstatt Kammgarn weiter.

Sie wollen sehr authentisch rüberkommen, das ist spürbar: Das psychedelisch wirkende Band-Logo, die Homepage-Domain www.thedoors.at – und als wäre das noch nicht genug, lehnt auch noch das Schwarzweiß-Bild von Frontman Jason Boiler, das ihn in Jim-Morrison-Pose mit ausgebreiteten Armen zeigt, unübersehbar am Keyboard des Bandkollegen Klaus Bergmaier. Zweifellos hat der Sänger eine bemerkenswerte optische wie stimmliche Ähnlichkeit mit seinem großen Vorbild, das vor genau 40 Jahren in Paris, gerade einmal 27-jährig, verstarb.

Imaginäre Liste von Jim-Morrison-Posen

Doch leider ist es immer eine Spur zu viel, zu bemüht, was The Doors Experience im Thaler Areal zeigen – als hätte die Band, allen voran der Sänger, das gesamte verfügbare Material der Doors detailliert studiert, um wirklich jede Note und wirklich jeden Manierismus der Musiker originalgetreu wiederzugeben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Boiler eine imaginäre Liste von Jim-Morrison-Posen abarbeitet, auf der sich apathische Blicke ins Publikum, verstörtes Herumtigern auf der Bühne und gelegentliche Temperaments-Ausbrüche am Mikrofon abwechseln. Bei seinen Spielchen mit dem Mikrofonständer im Schritt wird es unfreiwillig komisch. Manche Posen sind eben schwer imitierbar.

Überzeugende musikalische Leistungen

Dabei hätte die Band aus Krems es gar nicht nötig, mit diesen Show-Elementen von ihren musikalischen Qualitäten abzulenken. Im Gegenteil: Klaus Bergmaier, der mit Boiler vor zehn Jahren „The Doors Experience“ gründete, holt aus seinem Keyboard einen satten 60er-Jahre-Sound heraus und ersetzt nebenbei auch den Bass. Gerhard Tscherwizek sieht man den Spaß deutlich an, den er hinter seinen Drums hat. René Galik an der Gitarre zeigt spätestens bei „When The Music's Over“, dass er die stärksten Akzente bei dieser Band setzt. Der nicht enden wollende Song fordert Publikum und Musiker gleichermaßen: Mit ihm beschließen die Vier das erste 50-minütige Set.

Mehr Tempo und Hits im zweiten Teil des Konzerts

Lange haben die Fans auf Hits zum Mitsingen warten müssen, doch nach der halbstündigen Pause steigt die Fieberkurve deutlich. Bei „Roadhouse Blues“, „Hello, I Love You“ oder „L.A. Woman“ füllt sich die Tanzfläche sofort. „Break On Through“ bildet als letztes reguläres Stück des Konzerts einen absoluten Höhepunkt. Doch natürlich kann sich die Band nicht ohne Zugaben verabschieden: Bergmaier stimmt das charakteristische Solo von „Light My Fire“ auf seinem Rhodes-Piano an, bevor das Tempo schließlich wieder herausgenommen wird. Es ist Zeit für sphärische Klänge: „This is the end“.

FOEN-X 2012 in der Kammgarn

Der Abschied vom Thaler-Areal wird kein leichter sein: Die angenehm-unaufgeregte Atmosphäre in den ehemaligen Fabrikhallen, in denen die freundlichen Helfer T-Shirts mit dem Aufdruck „Support your local Kleinkunst-Dealer“ tragen, ist einmalig. Aber Manfred Rendl blickt nach vorne. Der Geschäftsführer der Kulturwerkstatt Kammgarn bemüht sich, keine Sentimentalität aufkommen zu lassen – zumindest noch nicht: „Wir wollen vernünftig planen statt nachzutrauern. Im nächsten Jahr wird es einige konzeptionelle Änderungen geben. Wir werden die Kammgarn etwas umbauen und den Außenbereich mitnutzen. Von der Größenordnung passt es, dort haben wir auch Platz für rund 180 Gäste.“ Einen Wermutstropfen erwähnt er dann doch – aber mit einem Lächeln: „Die Höhe der Räume hier im Thaler-Areal fehlt in der Kammgarn, die werde ich vermissen.“