Derzeit in Vorarlbergs Kinos: "Mond" (Foto: Ulrich Seidl Filmproduktion)
Silvia Thurner · 16. Mär 2013 · Musik

Anregende Konzentration auf das Wesentliche – Klaus Christa und Gotthard Bilgeri präsentierten ein in sich abgerundetes Erlebnis

Unter dem poesievollen Leitgedanken „der anlaut des atems... augenblicke in musik und wort“ gestaltete der Bratschist Klaus Christa ein Solokonzert. Zu hören waren zeitgenössische Kompositionen, unter anderem von den beiden Vorarlberger Komponisten Michael Amann und Wolfgang Lindner. Der anregende Kern des Konzerts war die inhaltlich enge Verbindung der Musik zu ausgewählter Lyrik, die Gotthard Bilgeri rezitierte.

Die dichte Performance zwischen „musik und wort“ entfaltete im ORF-Publikumsstudio eine in sich stimmige Atmosphäre. Höchst konzentriert spielte Klaus Christa die Werke und stellte sich ganz in den Dienst der musikalischen Deutung. Vielgestaltige Klänge an der Grenzlinie zwischen Ton, Geräusch und Obertonspektrum in unterschiedlichsten Tonqualitäten modellierte er feinsinnig.

Dämmerung und Sirene


Michael Amann und Klaus Christa sind seit ihrer Jugend miteinander befreundet. Das Solowerk „Light thickens“ ist im Auftrag des Bratschisten entstanden und ihm auf den Leib geschrieben. Farbenreich nuanciert stellte Klaus Christa den in Musik gesetzten Einbruch der Dämmerung dar.

Wie Klaus Christa unterrichtet auch der Perkussionist Wolfgang Lindner am Landeskonservatorium Vorarlberg. Für den Kollegen ist „Das Lied der Sirene“ entstanden, das nun im Dornbirner Funkhaus zur Uraufführung gelangte. Wolfgang Lindner hat die Musik mitteilsam angelegt, indem melodische Gedanken zueinander in einen Dialog gestellt wurden. In plastisch ausgestalten rhythmischen Episoden steuerte die Musik dem Lied der Sirene zu, das am Schluss mit intensiver Tongebung erklang.

Lyrik stellte Musik in den Schatten


Zwischen den einzelnen Werkdeutungen rezitierte Gotthard Bilgeri Lyrik und Texte von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren wie Raoul Schrott, Christa Reinig, Christian Morgenstern und Erich Fried sowie die Klassiker Johann Wolfgang von Goethe und William Shakespeare. Erfreulicherweise nahm Gotthard Bilgeri in die Sammlung auch Texte von Norbert Mayer auf. Bemerkenswert war die inhaltliche Verklammerung der Texte, die die Kompositionen hervorragend ergänzten. Teilweise stellten die starken Bilder der Autoren die Kompositionen sogar in den Schatten.

Das Werk „por ser“ von Dana Cristina Probst beinhaltete einige klangsinnliche Aspekte, insgesamt wirkte die Musik jedoch eher einer Klangstudie nahe. Diesen Eindruck verströmte auch Norbert Sterks Werk „der anlaut des atems auf der zunge der blätter...“.

Musikalische Strichzeichnungen


Auch Judit Varga hat im Auftrag von Klaus Christa die „10 Portraits“ für Viola solo komponiert. Vor drei Jahren wurde die humorvolle Komposition erfolgreich uraufgeführt und nun gab es ein Wiederhören im ORF. Doch bei dieser Interpretation sprang der Funke nicht so recht über. Dies lag wohl auch daran, dass die zehn einzelnen Abschnitte, in denen sich die Komponistin mit stilistischen Eigenheiten berühmter Komponisten auseinander gesetzt hat, nicht als ein Ganzes gespielt wurden, sondern durch Lyrik von Christa Reinig, Christian Morgenstern und Johann Wolfgang von Goethe unterbrochen wurde.

Abschließend spielte Klaus Christa das „Lamento“ von Tigran Mansurjan hingebungsvoll und mit einem satten Ton. Anklänge an armenische Volksmusik sowie ein sprechender Duktus prägten das melancholische Werk.

Die neu konzipierte Konzertreihe „musik und wort“ im ORF Publikumsstudio wird am 24. Mai 2013 fortgesetzt.