Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Ionian · 08. Mär 2015 · Musik

Archive mit „Restriction“ im Conrad Sohm – Klanguniversen voller Spannung

Archive ist ja schon eine Nummer. Das Londoner Kollektiv startete Mitte der Neunziger und war von vornherein Multivokal besetzt. So etwas wie einen Frontmann oder eine Frontfrau gibt es in dieser Band nicht. Nicht zuletzt auch durch die doch üppigen Besetzungswechsel machte dieser organische Zusammenschluss von Musikern sehr viel Entwicklung durch. Das Ergebnis daraus ist ein sich ständig erweiterndes, musikalisches Klang-Multiversum, das seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Das aktuell zehnte Studioalbum „Restriction“ ist Anfang des Jahres erschienen, am 07. März lieferten Archive die entsprechende Tourshow im Dornbirner Conrad Sohm.

Multimediale Kunst


Als Vorprogramm zum Konzert wurde anstatt einer Vorband der 40-minütige Schwarz-Weiß-Kurzfilm „Axiom – Stories From The City“ gezeigt, der in Zusammenarbeit mit dem spanischen Filmkollektiv NYSU entstanden ist. Ein ambitioniertes Projekt, das für Gründungsmitglied und Mastermind Darius Keeler eine logische Konsequenz war: „Jedes Mal, wenn wir wieder ein Album eingespielt hatten, sagte man uns, es klinge wie der Soundtrack zu einem Film, den es noch nicht gibt. Deshalb haben wir dieses Mal beschlossen, selbst den Film dazu zu machen.“ Der Kunstfilm wird in mehreren Kapiteln - nämlich den Songs des gleichnamigen Albums - erzählt, wenn auch die Narration nicht gleich beim ersten Mal ansehen offensichtlich ist. Düstere Bilder und helle Schreie schufen eine aufgeladene Grundstimmung im Conrad Sohm - mal warm und gemütlich, mal kalt und beängstigend. Die sieben emotionalen Songs des Vorgängeralbums „Axiom“ aus dem Vorjahr, tauchten das Sohm schon vor Konzertbeginn in die vielseitigen Klangwelten von Archive ein, denen mit dem Video ausdrucksstarke, schräge Bilder beigefügt wurden.

Setlist starker Songs


Das Konzert selbst begann nach einem kurzen Umbau gleich mit zwei der drei Singles des neuen Albums „Feel It“ und „Kid Corner“. Später kam auch noch „Black And Blue“ dazu. Es wurden tatsächlich drei Singles gleichzeitig veröffentlicht, wie Archive auf ihrer Homepage verlautbarten: „Man sagt ja, aller guten Dinge sind drei. Aus diesem Grund freuen wir uns, den Release unseres neuen Albums 'Restriction', eine ausgedehnte Europa-Tour und die Veröffentlichung von drei neuen Singles gleichzeitig bekannt zu geben.“ Keeler meinte dazu: „Unser Ziel war es ein Album zu machen, auf dem jeder Track genauso stark ist, wie der vorhergehende und nachdem uns dies gelungen war, wollten wir den Fokus nicht auf eine einzige Single lenken.“ Selbstredend waren die neuen Songs von „Restriction“ zum größten Teil im Programm vertreten. Aber auch ältere Nummern wie „Bullets“, „You Make Me Feel“ oder „Lights“ als Zugabe, wurden in die Setlist gemischt.

Immer neue Klangwelten


Ausdrucksstark, sphärisch und fesselnd wirkten die Stimmungswolken, die Archive auf ihre Fans los ließ. Ihre DNA ist nach wie vor Trip-Hop, sinnig verwoben mit Elektronik, Progressive Rock und akustischem Songwriting. Typisch für das Musikerkollektiv war die ständig wechselnde Rolle des Frontgesangs. Nahezu bei jedem Song wurde das Setup diesbezüglich geändert. Mit diesen immer neuen, differenzierten Soundprofilen wurden immer neue Stimmungen geschaffen, von dahinfliegenden Klangteppichen, über bedrohliche Noise-Attacken, hin zu kompromissloser Geradlinigkeit. Das Ganze war auch durchwegs tanzbar und Archive konnten überzeugend vermitteln, dass sie die vereinte Kraft von Gitarren und Synthesizern gemeistert haben.

Intimer Rahmen


Im Jahr 2013 waren sie bereits Headliner beim Szene Openair, wo das durchwegs jüngere Publikum nicht genau wusste, was sie von dieser Band halten sollten. Doch bei dieser intimen Clubshow im Conrad Sohm waren vor allem Interessierte und Fans gekommen. Ausverkauft war zwar nicht, aber der Club war so gut wie voll. Ein guter Rahmen für ein multimediales Konzerterlebnis mit mitreißenden Soundperspektiven.