"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 04. Jul 2012 · Musik

Bemerkenswertes Solistenkonzert zum Abschluss des Studienjahres – Studierende und Lehrende des Landeskonservatoriums feierten im Kulturhaus Dornbirn

Viele folgten der Einladung des Landeskonservatoriums in das Dornbirner Kulturhaus, wo zum Abschluss des Studienjahres ausgewählte StudentInnen mit dem Symphonieorchester des Landeskonservatoriums musizierten. Benjamin Lack leitete das Orchester mit viel Engagement, Energie und sympathischer Umsicht. Als Solisten waren Elena Schneider (Violine), Florian Büchel (Saxophon), Daniel Schuchter (Marimba), Cäcilia Weber (Klavier), Guy Speyers (Viola) und Alexander Pasolli (Posaune) zu erleben. Die Darbietungen beeindruckten, weil alle ihre individuellen Stärken zum Ausdruck bringen konnten. Bis auf eine Ausnahme musizierten die SolistInnen ohne Noten. Am meisten imponierte Daniel Schuchter mit einem Marimba-Konzert des brasilianischen Komponisten Ney Rosauro.

Den Rahmen des Konzertabends bildeten Orchesterwerke von George Gershwin und Peter I. Tschaikowski, mit denen die Strahlkraft des groß besetzten Symphonieorchesters des Landeskonservatoriums unter Beweis gestellt wurde. Die rhythmische Energie in Gershwins „Cuban Overture“ entfalteten die MusikerInnen plastisch. Allerdings ließ der Überschwang fast zu wenig Raum für dynamische Schattierungen und teilweise wirkte der Gesamtklang etwas grell. Wirkungsvolle Steigerungen zeichneten Tschaikowskis „Slawischer Marsch op. 31 aus.

Vielseitig

Zuerst gestaltete Elena Schneider den ersten Satz des Violinkonzertes Nr. 3, op. 61 von Camille Saint-Saens. Sie musizierte mit einer in sich schön abgerundeten Tongebung und modellierte die musikalischen Phrasen mit einem atmenden Duktus. Florian Büchel interpretierte die Fantasia für Sopransaxofon und Orchester von Heitor Villa-Lobos in einem guten Kontakt zum Orchester, so dass vor allem die imitatorischen Wechselspiele zwischen dem Solisten und dem Orchester die Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Das Konzert für Marimba und Streichorchester von Ney Rosauro formte Daniel Schuchter mit einem energetischen musikalischen Fluss, überdies belebte der spielerische Humor die Werkdeutung. Transparent stellte der Solist die mitunter ‚vertrackten’ Rhythmen in Bezug zu tremolierenden Klangflächen.

Engagiert

In gemäßigtem Tempo spielte Cäcilia Weber den ersten Satz aus Griegs Klavierkonzert, op. 16. Sie hob vor allem in der Solopassage die poetische Note ihrer musikalischen Gestaltungskraft in den Vordergrund. Guy Speyers Deutung der Trauermusik von Paul Hindemith brachte die starke Persönlichkeit des Bratschisten zum Ausdruck. Intensiv formte er das Lamento unter anderem mit dynamischen Wellenbewegungen und endete mit einem vieldeutigen Pianissimo. Zwei Sätze aus Lars-Erik Larssons Konzert für Posaune und Streichorchester, op. 45/7 mit Alexander Pasolli als Solisten waren zum Abschluss zu hören. Vor allem im Finale entwickelte der Posaunist für die Ausgestaltung der melodischen Hauptlinien eine mitreißende spielerische Leichtigkeit.

Mit Leib und Seele

Benjamin Lack begeisterte am Dirigentenpult durch seine durchdringende Ausdruckskraft. Von ihm ging eine inspirierende Kraft aus, die sich auf die Studierenden übertrug. So agierten die OrchestermusikerInnen  bewundernswert vielseitig. Stets war Benjamin Lack auch bei den SolistInnen, leitete sie umsichtig und ging mit seiner sympathisch aufmunternden Art auf sie ein.

Als Orchesterleiter hat Benjamin Lack schon öfters seine Meisterschaft unter Beweis gestellt. Dass er vom Symphonieorchester Vorarlberg bisher und auch für die kommende Saison nicht engagiert wurde, ist unverständlich.

Eigenes mehr wertschätzen

Das diesjährige Konzert des Landeskonservatoriums versammelte - salopp eingeteilt – durchwegs Werke, die einem spätromantischen Stil verpflichtet sind. Lediglich mit Ney Rosauro war ein Werk eines noch lebenden Komponisten vertreten. Der zeitgenössischen Musik gegenüber zeigen sich die Lehrenden und Studierenden des Landeskonservatoriums wenig aufgeschlossen. Dabei sind einige im Haus lehrende Professoren kompositorisch tätig und aus der Kompositionsklasse von Herbert Willi haben soeben zwei Studenten ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. So gesehen sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein, wenigstens einen Beitrag aus dem künstlerischen Umfeld des Landeskonservatoriums zu präsentieren.