Dabei sein war alles – Olympique in der poolbar
Einen umjubelten Auftritt im ausverkauften Pool feierte am gestrigen Freitag die Salzburger Indierock-Band Olympique. Dass sie sich erst vor Kurzem umformiert hat, war auf der Bühne nicht spürbar. Die Abstimmung der zum Quartett erweiterten Gruppe klappte tadellos, die Songs des Debütalbums „Crystal Palace“ kamen beim Publikum bestens an. Deutlich ruhigere Töne hatten zu Beginn des Abends bei Mynth dominiert.
Kurz vor dem ersten Song des Konzerts setzt heftiger Regen ein – die passende Untermalung zum Sound des Elektropop-Duos Mynth. Sonnig-fröhliche Bilder evozieren die Zwillinge Giovanna und Mario Fartacek, die aus Salzburg stammen und heute in Wien leben, nun wirklich nicht. „Wir sind keine düsteren oder traurigen Menschen oder so ... (lacht) Wir sind sogar sehr fröhlich meistens. Aber irgendwie gefällt uns die dunkle Stimmung, ich glaube, wir haben noch nie einen fröhlichen Song geschrieben", sagte Giovanna einmal in einem FM4-Interview.
„Das hängt mehr damit zusammen, welche Musik man in seinem Leben so hört. Da war ich eher immer auf der melancholischen und düsteren Seite, zum Beispiel mit Nine Inch Nails. Bei Giovanna waren vor allem Portishead und Hundreds große Einflüsse", ergänzte ihr Bruder Mario. Entsprechend dunkel ist das, was da von der Bühne wummert. Ein sehr professioneller, sauberer Auftritt, der aber nicht so recht zu packen vermag. Zu gleichförmig wirken die Stücke ihrer EP „Polar Night“. Der Einsatz stimmt auf jeden Fall; besonders bei Mario, der unablässig zwischen seinen (Effekt-)Geräten hin- und hertanzt.
Neue Strukturen
Auch beim Haupt-Act des Abends spielt die männliche Hälfte von Mynth eine tragende Rolle. Olympique setzt ebenso auf die Fingerfertigkeit von Mario Fartacek als Keyboarder. Stilistisch muss dieser sich komplett umstellen: Jetzt ertönt druckvoller, erdiger Alternative Rock. Bands wie Oasis, Nirvana und Radiohead geben die Musiker als Inspiration an. Der Zuhörer fühlt sich unweigerlich an eine andere große Band erinnert: Nicht zuletzt dank der rauchigen Stimme von Fabian Woschnagg tauchen die Kings of Leon vor dem geistigen Auge auf.
Dass Fartacek derzeit mit gleich zwei Bands auf Tournee ist, liegt daran, dass Leo Schleichenost Olympique verlassen hat. Ende Juni verkündete er auf der Facebook-Seite von Olympique: „Aufgrund von persönlichen Differenzen habe ich mich dazu entschieden, als Mitglied und visueller Gestalter von Olympique auszusteigen. Es war eine spannende Zeit, die leider unter der Überschrift ‚Erfolg heißt nicht Erfüllung’ stand. Ich habe mich dazu entschlossen, meinem Talent und Leidenschaft nachzugehen.“
Reduziert und eingängig
In Feldkirch zeigen die vier – Vincenz Eder ist zudem neuer Bassist –, was sie am besten können: Songs, die auf das Wesentliche reduziert sind. Musikalische Spielereien, Schnörkel sind erkennbar nicht ihr Ding. So entstehen klare, eingängige Stücke. „Sanfte Einstiege bauen sich zum rockigen Schlagzeug-Halligalli auf, in den Texten hängt dramatisch viel Gefühl und am Ende klingt die Gitarre aus, als wäre sie eine Träne, die sich über eine Wange hinabkämpft“, war in einer Rezension auf diepresse.com zu lesen. Zum großen Pathos auf der einen Seite gesellt sich zum Glück andererseits eine sympathisch unverkrampfte Herangehensweise.
Der Bandname (Fabian Woschnagg gefiel der Schriftzug der Fluglinie Olympic Air, Leo Schleichenost stolperte zeitgleich über einen Zeitungsbericht zum Fußballteam von Olympique Marseille) entstand ebenso zufällig wie der Titel des 2014 erschienenen Debütalbums. „Crystal Palace“ ist die Endstation der Buslinie, die die Band während eines Aufenthalts in London ins Hotel brachte. Das Publikum hatte viel Freude, nicht nur beim Hit „The reason I came“ und genoss einen ausgelassenen Abend.
Das poolbar-Festival läuft noch bis zum 15. August. Die nächsten Höhepunkte sind der Auftritt von Dillon am heutigen Samstag, der Poetry Slam mit Markus Köhle, Mieze Medusa und Gästen (So, 26. Juli) sowie „MASCHEK.REDET.DRÜBER“ am Sonntag, 2. August.
www.poolbar.at