Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Fritz Jurmann · 07. Jän 2011 · Musik

Devote Anbetung und Kamelgetrappel - Rheinbergers „Stern von Bethlehem“ schwebte über Frastanz

Die geschmackvoll weihnachtlich geschmückte Frastanzer Pfarrkirche zum Hl. Sulpitius bot am Abend des Dreikönigstages den stimmungsvollen Rahmen für eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums „Der Stern von Bethlehem“, op. 164, des Liechtensteiner Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901). Ein Innsbrucker Ensemble unter der Leitung des aus Göfis stammenden Dirigenten Joachim Mayer machte damit für die heurige Weihnachtszeit ein letztes Mal das Geheimnis um die Geburt Christi deutlich.

Romantische Weihnachtsmusik in Vollendung

Rheinbergers 1890 entstandener „Stern von Bethlehem“ ist romantische Weihnachtsmusik in Vollendung. In neun stimmungsvollen Bildern wird das Weihnachtsgeschehen von der Verkündigung des Engels, der Erscheinung des Sterns und der Anbetung der Hirten bis zur Huldigung der Weisen aus dem Morgenland lyrisch verdichtet. Die Verse stammen aus der Feder von Rheinbergers Frau, der Dichterin Franziska von Hoffnaaß. Dieser „Fanny“, wie sie liebevoll genannt wurde, gelang es, auf eine recht naive Weise die Stimmung einer frommen, weihnachtlichen Wärme zu erzeugen und den geliebten Komponisten zu seinem vermutlich persönlichsten Werk zu inspirieren.
Rheinberger tauchte diese Texte auch in ein für ihn ungewohntes, mildes, abgeklärtes Licht, nicht ohne zuvor auch beim Zeitgenossen Richard Wagner Anleihen genommen zu haben. So entstand als eindrucksvolles Zeitdokument ein Werk von starkem Gefühlsüberschwang, das  zwischen devoter Anbetung des Jesuskindes und gläubiger Hoffnung auf Erlösung schwankt und bis heute das Publikum immer wieder in Entzücken versetzt. Wohl auch durch die liedhaften Arien der beiden Solisten, die pastosen Chöre oder die lautmalerischen Orchestereinschübe mit den Schalmeien der Hirten und dem rhythmischen Getrappel der Kamele der durch die Wüste anreisenden Könige.

Rheinbergers ureigenste Tonsprache

Als die Weisen am Palast des Herodes abgewiesen werden und auch den Stern nicht mehr erblicken, steigert sich ein einziges Mal das Werk freilich auch zu höchster Dramatik. Und hier ist nun auch ein wesentlich konkreterer, zupackender Rheinberger mit seiner von aller Süßlichkeit entkleideten, ureigensten Tonsprache zu erleben – so, wie man ihn auch von seinen harmonisch reichen Messen und Motetten, seinen herben Orgelsonaten her kennt.
Der junge Dirigent Joachim Mayer, nach umfassenden Studien in Innsbruck und Salzburg heute in Tirol eine feste kirchenmusikalische Größe und auch längst zum festen Stamm der Frastanzer Kirchenkonzerte zählend, tut bewusst nichts, um diesen emotionalen Überhang aktuell zu schärfen. Er achtet in Tempi und Ausdruck sehr genau auf die Vorgaben der Romantik, lässt diesen „Stern“ also einfach ganz im Geiste seines Erfinders Rheinberger hell und lieblich erstrahlen. Mit der „Capella Vocalis Innsbruck", die er seit 1998 leitet, steht ihm ein ambitionierter, ausgewogener Chor aus gut vorgebildeten Amateuren und Profistimmen zur Verfügung, mit einigen auffällig jugendlich-hellen Sopranen als Klangspitzen und gut fundierten Männerstimmen ausgestattet.

Ein Chorklang voll Wärme und Farben

Diese 30 SängerInnen tragen in der Hauptsache das Werk, geben ihm Wärme und Farben, bestehen auch meistens in der Balance gegen das manchmal opulent auftretende, aber auf gutem Niveau musizierende kleine Orchester „Pro Musica Divina“ und verdeutlichen auch die textlichen Inhalte auf anschauliche Weise. Mit ihrem weich fließenden Sopran ist die Innsbrucker Sopranistin Eva Maria Zogg die Idealbesetzung für die Solopartien. Sie gibt von der Kanzel aus eine strahlende „Erscheinung des Engels“ und vermag besonders in der Arie „Maria“ mit innigen Momenten zu berühren. Etwas grobschlächtig dagegen der mit dem Osttiroler Martin Senfter besetzte Solobass, der nur im Teil „Bethlehem“ zum Einsatz kommt.
Das eingängige Werk und eine geschlossene, sorgfältig ausgefeilte Interpretation verfehlen auch in Frastanz nicht ihre Wirkung. Das Publikum erklatscht sich als Zugabe noch ein für diese Besetzung interessantes Arrangement des Weihnachtsliedes „O du fröhliche“.