Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 08. Jun 2014 · Musik

Die Geschichte von den wahren Clowns – SchülerInnen und LehrerInnen der Musikhauptschule Lingenau bezauberten mit „Zampino“ und erhielten dafür Standing Ovations

Bereits die zweite Eigenproduktion stemmte die jüngste Musikhauptschule des Landes, die MHS Lingenau, allein mit eigenen Ressourcen auf die Bühne. Mit sehr viel Liebe zum Detail und auf bewundernswert hohem musikalischen Niveau gestalteten alle das Musical „Zampino – Clowns und Zampanos“ nach einem Text und in der Regie von Lisa Mahringer sowie zur Musik von Andreas Werner. Als der Vorhang der Manege fiel, riss es das Publikum im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg von den Stühlen. Die etwa neunzig jungen SängerInnen und SchauspielerInnen sowie die beteiligten Lehrpersonen wurden mit Standing Ovations gefeiert.

In der Musikhauptschule Lingenau wird der Fokus auf die Gesangsausbildung gelegt, das wurde bald nach dem Beginn der Musicalvorstellung klar. Die musikalischen Leiter Roland Beer, Ingrid Held und Martina Natter hatten ganze Arbeit geleistet, denn dass es sich bei „Zampino – Clowns und Zampanos“ um eine „reine“ Schülervorstellung handelte, zeigte sich lediglich am Alter der Protagonisten. Die Intonationssicherheit und die individuellen Ausdrucksqualitäten, mit denen der große Chor und die Mitwirkenden ihre Rollen ausfüllten, versetzten die Zuschauer in Staunen.

Unterhaltung für kleine und große Leute


Lisa Mahringer hat mit dem Inhalt zum Musical "Zampino - Clowns und Zampanos" etwas geschafft, das gute Kinder- und Jugendtheatertexte auszeichnet. Für die Ausführenden war die Geschichte von der Selbstfindung einer jungen Frau gut nachvollziehbar, weil sie ihre eigenen Lebenswelten berührt. Darüber hinaus beinhaltete „Zampino“ zahlreiche gesellschaftskritische Anmerkungen, die auch die Erwachsenen bestens unterhielt. Ironisch und mit viel Gespür streute Lisa Mahringer spitzige Bemerkungen ein, ohne moralisierend zu wirken.

Hervorragende musikalische Gestaltung


Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Tänzer und Komponisten Andreas Werner hatte sich bereits vor drei Jahren bei der ersten Musicalproduktion „Felix“  bewährt. Nun komponierte er dem Sujet entsprechend eine unterhaltsame Zirkusmusik. Zwar wirkte die Musik eher wenig von einem individuellen kompositorischen Ausdruckswillen geprägt, aber sie sorgte für eine gute Atmosphäre, beinhaltete stimmungsvolle Songs und baute unterschiedliche Stile ein. Die Band mit Martin Galez (Klavier), Gilbert Hirtz (Saxophon), Bernd Meusburger (Trompete), Ulrich Sparr (Schlagzeug), Amanda Stumvoll (Keyboard) und Bertram Waldner (E-Bass) spielte die Musik mit viel Drive und brachte unter der Leitung von Roland Beer die farbenreichen Arrangements gut zur Geltung.

Bewundernswerte DarstellerInnen


Besonderes Augenmerk zogen neben dem groß besetzten Chor die zahlreichen HauptdarstellerInnen auf sich. Alle zusammen verdienen höchstes Lob, denn sie spielten und sangen auf ihre Weise authentisch und humorvoll. Nie wirkten die Rollen lediglich einstudiert, sondern alle verkörperten diese glaubhaft. Julia Jackel als Pippa und Philipp Wolf als Z-I-M Pippo bemühten sich redlich um ihre Kinder, allein ihr neureiches Getue ließ sie scheitern. Maximilian Sutterlüty als weiser Rigolo füllte seine Rolle voll aus, ebenso wie Plim, der kleine Bruder (Valentin Rüscher) der unglücklichen kleinen Tagliatella (Valeria Nußbaumer). Gut nachvollziehbar fand die große Tagliatella (Anna Eberle) zu sich selbst. Auch Maximus (Johannes Hager) spielte seine Rolle „als aufgeblasener Angeber“ amüsant. Vor Selbstbewusstsein strotzten die kleine (Jana Voppichler) und die große Twiggy Whiggy (Jana Sutter). Der „Zirkus-Ober-Manager“ (Michelle Greinwalder) und der „Zirkus-Unter-Manager“ (Johanna Bilgeri) sorgten von Beginn an für gute Stimmung im Saal, denn sie nahmen Kontakt zum Publikum auf und schufen damit eine Brücke zwischen den Agierenden und den Zusehern.

Inspirierende Deutung


Die Liebe zum Detail zeigte sich in unzähligen Kleinigkeiten, die an dieser Stelle gar nicht alle aufgezählt werden können. Die Gesamtleitung hatte der Direktor Herbert Steurer inne. Eine besondere Wirkung verströmten die Regie (Lisa Mahringer) und die Choreografie (Andreas Werner) sowie die Tanzeinstudierungen. Das Bühnenbild (Christine Meusburger und Erwin Moosbrugger) unterstützte das Zirkusambiente hervorragend. Dass Andreas Werner als Tanzpädagoge tätig ist, war gut nachvollziehbar. Bewegungsflüsse und Gesten sowohl in großen Gruppen als auch bei einzelnen Darstellern formten die Geschichte zu einem Ganzen und schufen eine eindrückliche Atmosphäre. Viele kleinere „Nebenschauplätze“ belebten das Geschehen, wie beispielsweise die Löwen im Käfig oder die im Hintergrund debattierenden Eltern Pippa und Pippo.

Lernen für’s Leben


Aufführungen wie diese beleben die Sinne der Zuschauer. Die Erfahrungen, die SchülerInnen im Rahmen derartiger Großprojekte sammeln, sind bleibende Werte einer geistreichen und inspirierenden Schulzeit.