"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Thorsten Bayer · 29. Mär 2014 · Musik

Ein echter Trumpf in der deutschsprachigen Musiklandschaft – Garish am Spielboden

Die Arbeit am neuen Album war für die fünf Burgenländer zäh. Nach 17 Jahren Bandgeschichte und vielen Nebenprojekten der einzelnen Mitglieder stand das Projekt Garish auf der Kippe. Doch sie haben sich wieder zusammengerauft – und wie! Die Songs des neuen Albums „Trumpf“ fügten sich am Spielboden wunderbar in das abwechslungsreiche Repertoire der Band ein. Auf einen bestimmten Hit wartete mancher Besucher vergebens. Doch eine Lücke entstand deswegen nicht. Stattdessen begeisterten Garish ihre Zuhörerschaft mit einer unwiderstehlichen Mischung aus musikalischer Klasse jedes einzelnen Künstlers und mit ihren Live-Qualitäten im Zusammenspiel. So wurde das Ganze auf spielerisch leichte Art mehr als die Summe seiner Teile.

Den Abend eröffnet der junge Singer/Songwriter Bernhard Eder, den das Spielboden-Publikum vor einem Jahr bereits in dieser Funktion kennengelernt hat. Damals folgten ihm Naked Lunch nach. Am heutigen Abend verbreitet er etwas mehr Schwung als damals, wenngleich seine Spezialität melancholische Stücke auf der Akustikgitarre bleiben. Witzig ist seine Moll-Version von AC/DCs „Thunderstruck“.

Laut und rockig

 

Als Garish gegen 22 Uhr die Bühne betreten, steigen Tempo und Stimmung im Handumdrehen. „Die neue Platte ist unsere lauteste, rockigste bis jetzt“, sagte Sänger Thomas Jarmer im Interview auf thegap.at. Dieses Versprechen halten sie ein, legen mit viel Energie los und halten dieses Level mühelos. Das liegt nicht zuletzt an der musikalischen Klasse, die alle fünf zu bieten haben. Vor allem Markus Perner am Schlagzeug, der übrigens auch zum engeren Stamm der Band von Thees Uhlmann zählt, führt seine Kollegen mit sichtbarer Spielfreude und großem handwerklichem Können durch die Songs. Die Gitarristen Christoph Jarmer, der mit seinem Soloprojekt „Esteban´s“ im November 2012 in der Spielboden-Kantine zu Gast war, und Julian Schneeberger stehen ihm in nichts nach, ebensowenig Kurt Grath am Bass.

Reibung versus Harmonie

 

„Harmonie ist definitiv kein Antrieb für uns“, lässt die Band in ihrem Pressetext zum „Trumpf“-Album wissen, in dem es  weiter heißt: „Vielmehr vermag es der Fünfer, die alte, physikalische Gleichung, wonach Reibung Energie erzeugt, für sich zu nutzen: ‚Jede Gruppe braucht ihr Arschloch – und das als Wanderpokal.’“ Von Reibung spürt man hier nichts, im Gegenteil: Nach 17 Jahren sind die fünf Musiker sehr gut aufeinander eingespielt, ohne jedoch ihr Programm im Autopilot-Modus abzuspulen. Immer wieder wechseln sie die Instrumente, hängt sich beispielsweise Thomas Jarmer das Akkordeon um oder greift Schneeberger zum Banjo. Auch für sehr gelungene ruhige Momente bietet dieses Konzert Raum, beispielsweise bei der Unplugged-Version von „Auf den Dächern“, bei der Schneeberger Thomas Jarmer begleitet.

Eigene und fremde Hits


Auffällig ist, dass die neuen und/oder weniger bekannten Songs kaum abfallen im Vergleich zu Hits wie „Im Ärmel meiner linken Hand“ oder „Ganz Paris“. Nach dem Ende des regulären Sets reißen die Rufe nach Zugaben nicht ab. Die Band betritt ein drittes Mal wieder die Bühne. Jetzt vielleicht (endlich) die Cover-Version von Falcos „Junge Römer“? Nein. Stattdessen spielen sie einen anderen großen Hit, „Eisenherz“ vom 2010er-Album „Wenn Dir das meine Liebe nicht beweist“, als letzte Zugabe. Wohl dem, der auf so ein Repertoire zurückgreifen kann und eine – zugegebenermaßen zauberhafte – Coverversion nicht nötig hat, um sein Publikum restlos zu überzeugen.