Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 04. Mai 2015 · Musik

Ein Ereignis mit Seltenheitswert – Werke von Alexander Moosbrugger waren im vorarlberg museum zu hören

Ein vielfältiges Konzertprogramm erlebten die Zuhörenden im Rahmen der Reihe „sul palco“ im vorarlberg museum. Werke von Alexander Moosbrugger lenkten die Aufmerksamkeit auf Stimmungen, Schwebungen und feingliedrige Tonbeziehungen. Das Set für das außergewöhnliche Werk „Charlotte Dualé, Maria Dabow, Stefanie Kägi“ bildeten die Tasteninstrumente Synthesizer, Truhenorgel, Clavichord und Flügel. Daan Vandewalle und Keiko Shichijo sowie Anja Baldauf (Flöte), Markus Beer (Bassklarinette), Doren Dinglinger (Violine), Andreas Ticozzi (Viola) und Jessica Kuhn (Violoncello) musizierten professionell und kristallisierten die Quintessenzen der dargebotenen Kompositionen heraus. Dem nicht alltäglichen Programm folgte das Publikum konzentriert, sodass sich eine dichte Konzertatmosphäre einstellte.

Alexander Moosbrugger stammt aus dem Bregenzerwald und lebt in Berlin. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Organist auch als Komponist international einen hervorragenden Namen gemacht. Sehr selten sind seine Werke in Vorarlberg zu hören. Im Rahmen der „sul palco“ Reihe des „ensemble plus“ im vorarlberg museum wurden nun drei Kompositionen von Alexander Moosbrugger präsentiert. „Books – Encore für Klavier“ aus dem Jahr 2005, „Skalen, Texte Maß“ (2008) und die Tastentrilogie „Charlotte Dualé, Maria Dabow, Stefanie Kägi“ (2013/2014) gaben neben dem vielseitigen Schaffen von Alexander Moosbrugger auch Einblicke in kompositorische Entwicklungsschritte.

Entwicklungslinie


Das vor zehn Jahren entstandene Werk „Books – Encore für Klavier“ zeigte den individuellen Zugang zu Kompositionen der Tradition auf. Als Ausgangsmaterial diente das b-moll Präludium von J.S. Bach, das Alexander Moosbrugger in neue Hörzusammenhänge gestellt hat. Der Pianist Daan Vandewalle formte das Werk transparent und anregend aus.

Die im Jahr 2008 entstandene Komposition „Skalen, Texte, Maß“ für Flöte, Bassklarinette, Violine und Violoncello interpretierten Anja Baldauf (Flöte), Markus Beer (Bassklarinette), Doren Dinglinger (Violine) und Jessica Kuhn (Violoncello) in einem kommunikativen Austausch miteinander. Dabei kam zum Ausdruck, in welcher Art Alexander Moosbrugger Tonqualitäten zwischen resonierenden Obertönen auslotete sowie unterschiedliche Zeitorganisationen schuf. Die Komposition zeigte bedeutende Inspirationsquellen im Schaffen des Komponisten auf und entfaltete insbesondere vor diesem Hintergrund seine Wirkung.

Im Mittelpunkt


Im Mittelpunkt stand die Tastentrilogie „Charlotte Dualé, Maria Dabow, Stefanie Kägi“. Das Werk führt zwar drei bildende Künstlerlinnen im Titel an, weist aber keine Bezüge mit deren Schaffen auf. Mit Erwartungshaltungen spielte Alexander Moosbrugger im ersten Abschnitt, in dem Daan Vandewalle zu einer Einspielung am Synthesizer einen Cantus firmus spielte. Dieser sollte harmonische Bezugsfelder zu den Zuspielungen herstellen. Doch die Akustik im Saal des vorarlberg museums war diesem Vorhaben nicht unbedingt zuträglich und die Synthesizerstimme im Verhältnis zur Einspielung zu leise.

Unterschiedliche Stimmungen der Truhenorgel und des Clavichords (Keiko Shichijo) wurden im zweiten Teil in Beziehung zueinander gestellt. Der Komponist Marc Sabat hatte zuvor die Instrumente in akribischer Feinarbeit nach Neidhard „Große Stadt“ und mitteltönig gestimmt. Die Musik forderte die ganze Aufmerksamkeit ein, denn der filigrane Klang des Clavichords wirkte im Vergleich zum robusten Klang der Truhenorgel wie ein Schatten. Nicht sofort gelang es mir, mich darauf einzustellen und so entfaltete sich in meiner Wahrnehmung das sehr fein gewebte Stimmengeflecht erst allmählich. Gerne hätte ich dieses Werk noch einmal gehört, um die außergewöhnlich subtilen Tonverhältnisse nachvollziehen zu können. Leichter zugänglich wirkte der dritte Teil „à quatre mains“ in der temperierten Stimmung des Bösendorfer-Flügels. Die kräftigen Figurationen in den tiefen Lagen korrespondierten dabei hervorragend mit den ätherisch gesetzten Passagen in den hohen Lagen. Daan Vandewalle und Keiko Shichijo spielten hervorragend aufeinander abgestimmt und mit einem bewundernswerten Verständnis für die diffizil ausgearbeiteten musikalischen Gestalten.

Flankierende Werke


Flankiert wurden die Kompositionen von Alexander Moosbrugger von zwei konträren Solowerken. John Palmer hat dem Bratschisten Andreas Ticozzi das Stück „Verso l’alto“ auf den Leib geschrieben und es ihm gewidmet. Mit einer intensiven Tongebung erklang das impulsive und virtuose Werk. So kam der romantische Gestus wirkungsvoll zur Geltung. Anfang und Ende des Solowerkes ergaben eine gut nachvollziehbare Bogenform. Vor allem die flirrenden Tonflächen verbunden mit starken Spielgeräuschen setzten bei der Uraufführung viel Energie frei.

Jessica Kuhn schuf mit ihrer Moderation eine angenehme Atmosphäre. Franghis Ali-Zadehs Werk „Ask Havasi“ für Violoncello solo spielte sie mit einem in sich abgerundeten Ton und entfaltete damit den poesievollen Erzählfluss des Werkes.