Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Bader · 22. Okt 2011 · Musik

Ein europäisches Orgeltrio von Welt-Format

Tosenden Applaus gab es für das Mike Reinhardt Trio am Freitagabend im Lustenauer Jazzhuus

Die Erwartungen wurden erfüllt. Die drei grandiosen Musiker Mike Reinhardt (Gitarre), Thierry Eliez (Orgel, Klavier) und Didier Hoffmann (Schlagzeug) führten im sehr gut besuchten Jazzhuus in zwei kurzweiligen Sets vor, wo derzeit die Latte - nicht nur - für europäische Orgel-Trios liegt: hoch. Sehr hoch. Man wurde Zeuge von einer virtuosen Musikalität, die ihresgleichen sucht.

Schön wäre natürlich gewesen, wenn Eliez eine Hammond B-3 zur Verfügung gestanden wäre. Aber auch der digitale „Klon“, die leicht zu transportierende rote Nord C1-Orgel, klang unter seinen Händen verblüffend echt. Ein fetter Zugriegel-Sound, ein singender Chorus 3-Effekt, ein schmatzender Key Click, eine überzeugende Percussion und eine gute Leslie-Simulation waren zu hören. Weiters auch eine warme, wenn auch digital erzeugte, Röhren-Verzerrung.

Verwegene Fingerfertigkeit

In verschiedenen Stilen - etwa Swing, Bebop, Rock, Funk und Fusion - präsentierten Eliez und Reinhardt eine verwegene Fingerfertigkeit. Die vielen atemberaubend schnellen, präzisen Läufe rissen zu Begeisterungsbekundungen hin. Die Walking Bass Lines, die Eliez mit der linken Hand auf dem unteren Manual der Orgel spielte, zeigten hierbei die rhythmische Unabhängigkeit der Hände des Musikers auf. Dabei kam aber auch das Gefühl nicht zu kurz. Hatte Eliez schon gleich zu Beginn mit dem Titel „Yardbird Suite“ klar gemacht, dass er ein hervorragender Organist ist, verblüffte er mit einer gefühlvollen Interpretation des Klassikers „Teach me tonight“ auch als Sänger mit einer tollen Jazz-Stimme, die er zu führen wusste: seine jazzige Phrasierung und sein jazziges Vibrato begeisterten. Im Titel „Jeannine“ sang Eliez seine vertrackten Orgel-Linien im perfekten Scat-Stil unisono mit. Ein überragendes musikalisches Talent.

Banddienlich statt egozentrisch

Eliez und Reinhardt: zwei verwegene Techniker, die zwar in vielen Soli ihre überlegene, anstrengungslose Virtuosität unter Beweis stellten, die es aber nicht nötig hatten, sich als Egozentriker in den Vordergrund zu spielen, sondern sich immer wieder zurücknahmen, um im einfühlsamen Comping interaktiv für den jeweiligen Solisten banddienlich zur Verfügungen zu stehen.

Das balladenhafte Intro zu „I can´t get started“ am Flügel wies Eliez als großen Lyriker mit Sinn für farbige Harmonien aus. Das folgende Duett mit Reinhardt wurde zu einem schwungvollen, tänzerischen Stück Musik, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kam. Reinhardt spielte seine semiakustische Gitarre übrigens „clean“, also ohne Effektgeräte.

Chick Coreas Fusion-Hit „Got a match?“ beschloss das zweite Set. Das aberwitzig schnelle, bebop-artige Thema spielten Eliez und Reinhardt unisono. In dieser Nummer solierten alle drei Musiker.

Keine Frage, diese drei brillanten Musiker entließ man nicht so schnell. Drei Zugaben. Darunter „Body and soul“ und „Oleo“.