Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 11. Okt 2014 · Musik

Ein maßgeschneidertes Konzert - Günther Fetz brachte die Gollini-Orgel zum Strahlen und zeigte seinen eigenen Ideenreichtum auf

Die 24. Hohenemser Chor- und Orgeltage in der Pfarrkirche St. Karl eröffnete Günther Fetz mit einem individuell zugeschnittenen Konzert. Im Zentrum standen frühe Werke von Johann Sebastian Bach und eine Improvisation über Motive aus Hohenems. Mit seiner Spielart und der Registrierung der einzelnen Werke legte Günther Fetz viel Wert darauf, den Varianten- und Klangfarbenreichtum der Orgel gebührend in Szene zu setzen. Auf seine Weise präsentierte er das bewundernswert klangschöne und gut abgerundete Instrument mit einer vielgestaltigen Palette an Ausdrucksmitteln.

Bereits in der Partite diverse sopra „O Gott, du frommer Gott“, BWV 767 kam das Ansinnen von Günther Fetz zur Geltung. In vielfältigen Variationen und Themengestalten über dem Choralthema stellte er die thematisch-motivischen Gedanken transparent dar. Motivische Korrespondenzen, Echowirkungen sowie imitatorische Muster erklangen in einem gut ausgeloteten Spannungsbogen zueinander.

MIt einem fast ungestümen Tempo breitete Günther Fetz die Klangflächen im Präludium und Fuge in c-Moll (BWV 847) aus und stellte auch die unterschiedlichen Charaktere zwischen diesem Werk und dem Präludium und Fuge in G-Dur (BWV 884) ausdrucksstark dar. Schön nachzuvollziehen waren in den Werkdeutungen die Tonartenpläne und das vielseitige Figurenwerk.

Seine individuelle Sichtweise auf die berühmte d-Moll Toccata (BWV 565) stellte Günther Fetz anschließend dar. Auch dieses Werk spielte er mit einem zügigen Grundtempo. Besonders die Raumperspektiven zwischen den Hauptmotiven und Spielfiguren im Klangvorder- bzw.  
–hintergrund verliehen der Werkdeutung Profil und eine monumentale Steigerung, die zum Schluss hin opulent zum Höhepunkt geführt wurde.

Hohenems akustisch erlebt


Die für die Hohenemser Chor- und Orgeltage 2014 maßgeschneiderte Improvisation namens „Hohenemser Impressionen“ machte deutlich, wie intensiv sich Günther Fetz mit der Gollini-Orgel auseinandergesetzt hat. So stellte er ein gut nachvollziehbares, in vielen Klangschattierungen schillerndes Tongemälde in den Kirchenraum, das die zahlreichen Konzertbesucher in eigene Phantasiebilder übersetzen konnten. Tiefe Register und Schwebungen, stehende Flächen und eine allmählich sich herausschälende melodische Floskel zeigten auf wie „Die Nebenschwaden um Schloss Glopper der Morgensonne weichen“. Der eindrücklichste Abschnitt war dem „Jüdischen Synagogengesang“ gewidmet. Eine punktierte Linie formte sich allmählich zu einem jiddischen Lied, das in verschiedenen Klangfarben und Tonarten zitiert erklang, bevor es von einer Klangwand zugedeckt wurde. Aus tiefen Lagen aufsteigend formte sich die Melodie am Schluss noch einmal heraus.

Schreitrhythmen gespielt mit Trompeten, Oboen und Zink führten dann in die Zeit der Renaissance und imaginierten ein Fest im Palast. „Das Gespenst auf der Ruine Altems“ zeigte die humoristische Ader des Organisten auf, denn die spielerische Freude am musikalischen Gestalten herumschwirrender Gespenster ließ viele Zuhörende schmunzeln. Schubert wurde mit einem Wiegenlied die Referenz erwiesen, bevor ein richtiges „Kuglaweatter“ nieder ging und eine Abendstimmung am Alten Rhein zu erleben war. Ein prachtvoller, stehender Durklang verlieh der Improvisation und dem Orgelabend einen strahlenden Abschluss.

 

Die 24. Hohenemser Chor- und Orgeltage in der Pfarrkirche St. Karl
Sonntag, 12. Oktober, 18 Uhr, Pfarrkirche St. Karl, Chorkonzert
3. Konzert: „ImagiNaziuns“ 
Mit dem „cantus firmus surselva" unter der Leitung von Clau Scherrer
Dominic Jannet, Klarinette; Curdin Janett, Akkordeon