Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 02. Jun 2014 · Musik

Einblicke in das Leben und Werk einer starken Künstlerin – Werke der Komponistin Ethel Smyth im Frauenmuseum Hittisau

Den passenden Rahmen für Kompositionen von Ethel Smyth bot das Frauenmuseum in Hittisau. Dort stellten Berit Cardas (Violine), Klaus Christa (Viola) Bjørg Vaernes Lewis (Violoncello) und Akiko Shiochi (Klavier) die englische Komponistin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin vor. Im Konzertsaal sind kaum mehr Werke der im späten 19. Jahrhundert aktiven Komponistin zu hören. Deshalb war es ein Gewinn, Kammermusikwerke von Ethel Smyth kennenzulernen. Obwohl die Klaviersonate und das Streichtrio einige Längen aufwiesen, spielten die MusikerInnen die Werke mit großer Aussagekraft.

Ethel Smyth hat eine viel beachtete Oper "The Wreckers" komponiert und ihr „March for the women“ ist als Hymne der „Women’s Social and Political Union“ weltbekannt.

Viele einzelne musikalische Gedanken


Im Frauenmuseum wurden neben einem lyrischen Klavierstück auch die Sonate für Violine und Klavier, op. 7 interpretiert. Berit Cardas und Akiko Shiochi spielten mit viel Kommunikation zueinander die spätromantische Musik, die von vielen musikalischen Einzelgedanken geprägt war. Einige Themen und Motivabspaltungen zogen die Aufmerksamkeit auf sich, doch unvermittelt bremsten lyrische melodische Einwürfe den musikalischen Fluss aus. Auch aus diesem Grund entwickelten sich vor allem die Ecksätze der Klaviersonate und der Finalsatz des Streichtrios eher zerklüftet und heterogen. Den kauzigen Charakter des Scherzos unterstrichen die Musikerinnen hervorragend. Dabei stellte die trockene Akustik im gut besuchten Frauenmuseum für die Ausführenden eine große Herausforderung dar. Einesteils an die englische Volksmusik anklingend und andernteils an Schuberts Leiermann erinnernd, entfaltete sich die Romanze als Höhepunkt der Sonate.

Streichtrios im Vergleich


Das Streichtrio, op. 6 von Ethel Smyth hinterließ einen ähnlichen Eindruck wie die Violinsonate. Ein aufstrebendes Thema erklang zuerst spannend verarbeitet, doch dann entwickelten sich die thematischen Linien eher zögerlich und die Musiker interpretierten das Werk mit sehr viel Pathos. Mehr im Vordergrund standen suchende Gesten, dramatische Wendungen kamen dadurch etwas zu kurz. Fugiert und mit pochenden Begleitformeln wurde der tänzerische Duktus des Allegrettos gut ausformuliert.

Beethovens Streichtrio op. 9/1 stand neben den Werken von Ethel Smyth auf dem Programm. Ob mit dieser Werkkombination Ethel Smyth ein guter Dienst erwiesen worden ist, soll hier dahingestellt bleiben. Vor allem der musikalische Vergleich bestätigte den Eindruck, dass die Themen in den Kompositionen von Ethel Smyth weniger schlüssig ausgestaltet und verarbeitet sind als beispielsweise bei Beethoven. So stellte die Werkdeutung des Streichtrios von Beethoven den Höhepunkt des überlangen Konzertabends dar. Berit Cardas, Klaus Christa und Bjørg Vaernes Lewis musizierten mitreißend und begeisterten mit ihrer Interpretation.

Ein ereignisreiches Leben


Einblicke in das Leben der willensstarken Frau Ethel Smyth gab Evelyn Fuchs. Sie las aus den autobiografischen Aufzeichnungen der Komponistin und erzählte von der Freundschaft mit Elisabeth von Herzogenburg und der Begegnung mit Johannes Brahms.