Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 26. Mär 2012 · Musik

Einblicke in neu Geschaffenes gewährt – „ensemble plus“ widmete sich Vorarlberger Komponisten

Im Vorfeld zur „Langen Nacht der neuen österreichischen Musik“ im ORF-Funkhaus Dornbirn, wo das „ensemble plus“ zahlreiche Werke von Vorarlberger Komponisten präsentieren wird, gab es ein Konzert im Foyer des Kornmarkttheaters in Bregenz. Auf dem Programm standen Solowerke von Gerda Poppa und Thomas Ludescher sowie Kammermusik von Gerald Futscher und Wladimir Rosinskij. Gerald Futschers „Sonate" für Viola und Klavier wurde bereits im vergangenen Herbst von Andreas Ticozzi und Yukie Togashi uraufgeführt. Spannend war deshalb der Interpretationsvergleich.

In acht Stücken für Bratsche und Klavier beschäftigte sich Gerald Futscher mit einem in vierundzwanzig Tonschritte geteilten Oktavraum und stellte ihn in Beziehung zu den zwölf Halbtönen, die dem Klavier zur Verfügung stehen. Vier Sätze aus dem achtteiligen Zyklus spielten Andreas Ticozzi und Yukie Togahsi höchst konzentriert und in guter Kommunikation zueinander. So entwickelten sich ornamental ausgestaltete Tonlinien in der Viola, die über weite Strecken von kristallinen Klängen im Klavier getragen wurden. Spannend nachvollziehbar waren die wechselnden Perspektiven zwischen dem Klangfundament des Klavierparts und der im Vordergrund agierenden Viola. Die beiden Instrumente tarierten ihre Stimmen vor allem im zweiten Satz gut aus.

Vergleiche anstellen

Bereits im Oktober 2011 spielten die beiden Interpreten am selben Ort die Uraufführung des Werkes. Die aktuelle Interpretation wurde deshalb mit Spannung erwartet, denn meistens entwickelt sich eine Werkdeutung bei Wiederaufführungen weiter und genau dies war auch diesmal der Fall. Die Komposition wirkte in sich stringent und das bei der aktuellen Aufführung angeschlagene Tempo brachte die Eigenheiten der Tonsprache gut zum Ausdruck. Allerdings lebt das achtsätzige Originalwerk vom Wechsel der typischen Satzcharakteristika. Weil sich die Andreas Ticozzi und Yukie Togashi auf lediglich vier beschränkt haben, wirkte die Satzfolge in sich wenig ausgewogen. Vor allem der zweite und dritte Satz der Darbietung boten wenig Abwechslung und der hier präsentierte vierte Satz mit dem expressiven Duktus und offenen Schluss sind eher untypisch für Futschers Kompositionsart und hatten wenig Finalwirkung.

Neue Solowerke

Gerda Poppa und Thomas Ludescher studieren derzeit bei Herbert Willi Komposition. Anja Baldauf spielte von beiden ein Solostück für Querflöte und ließ sich dabei ganz auf die kompositorische Sprache der beiden Komponisten ein. „Feelings“ von Gerda Poppa ist ein mitteilsames und abwechslungsreiches Werk, dem unterschiedliche Gefühle zugrunde liegen. Diese kamen in der Interpretation gut nachvollziehbar zum Ausdruck. Vor allem die Abschnitte „depressed“ mit den abrupt angetippten Tönen und der reduzierten Stimmführung sowie „angry“ blieben in Erinnerung. Hier kam der an der Sprache orientierte melodische Fluss besonders zur Geltung.
Thomas Ludeschers „Silence is lost in our manic world“ für Flöte solo ist seine erste Komposition, die im Rahmen seines Studiums entstanden ist. Dem Werktitel entsprechend begann das Stück mit in sich ruhenden Tonlinien. Allmählich wurden die Stimmführung und der Klangcharakter rauer. Spaltklänge und tremolierende Passagen bewirkten ein zunehmendes Energiepotential. Als Ganzes betrachtet war das Stück in sich geschlossen, wenngleich die Ausdruckspalette mitunter etwas schwach ausgeprägt war.

Autobiografisch

Wladimir Rosinskij komponierte das Duo „Nemuri“ für Violine und Viola anlässlich der Geburt, Krankheit und des Todes eines Kindes. Japanische Volksmusik und Lieder wurden in das Werk eingeflochten. Gut eingesetzt waren E-Violine und Bongo, die im Mittelteil an südamerikanische Musik und das traditionelle japanische Instrument „Koto“ erinnerten. In vielen parallel geführten Passagen entwickelten sich feingliedrig aufeinander abgestimmt Linien. Doch die anfängliche Spannung erschöpfte sich bald, weil einzelne Abschnitte zu lange waren. Darüber hinaus fehlte teilweise der innere Zusammenhang und die Musik wirkte als Reihung unterschiedlicher Ideen. Anita Martinek an der Violine sowie Gyöngyi Ellensohn an der Viola und den Bongos musizierten engagiert und mit einem großen Ausdrucksgehalt.

Tipp
Alle Kompositionen sind im Rahmen der „Langen Nacht der neuen österreichischen Musik“, am Freitag, den 20. April, im ORF-Funkhaus Dornbirn ab 23 Uhr oder live in Ö1 wieder zu hören.