Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 15. Jän 2013 · Musik

Eindrücke nach dem 24. Medienempfang des Landes Vorarlberg

Der diesjährige Medienempfang der Landesregierung im Bregenzer Festspielhaus beinhaltete außer einer Ansprache des Landeshauptmannes auch zwei kulturelle Schwerpunkte, die die Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Mit Spannung wurde die Rede der designierten Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, erwartet. Ihre Ausführungen standen unter dem Leitgedanken „Die Bregenzer Dramaturgie, ein lebendiges Modell für die Zukunft“. Allerdings wurden die hohen Erwartungen an die erste Rede der zukünftigen Festspielchefin enttäuscht. Die Uraufführung „Musik für Ensemble“ von Gerald Futscher bereicherte den Medienempfang. Unter der Leitung von Eugen Bertel vertieften sich die StudentInnen des Landeskonservatoriums ganz in die Musik und spielten mit bewundernswerter Konzentration auf das Wesentliche.

Im Mittelpunkt des Medienempfanges im Seestudio des Bregenzer Festspielhauses stand ein Referat von Elisabeth Sobotka, die als Nachfolgerin von David Pountney 2015 die Intendanz der Bregenzer Festspiele übernehmen wird. Erwartungsgemäß streute sie den Bregenzer Festspielen und der einzigartigen Atmosphäre der Seebühne Rosen.

Drei Säulen Spiel auf dem See, Festspielhaus, Werkstattbühne

Während der Ära von Alfred Wopmann in den 1990er-Jahren hat sich der Begriff „Bregenzer Dramaturgie“ etabliert. „Er steht auf unterschiedlichen Säulen“, erklärte Elisabeth Sobotka. „Das eine ist das Spiel auf dem See, die Verbindung von Natur, manchmal auch Naturereignissen mit einer herausragenden Kunstskulptur, die Mittelpunkt einer Aufführung ist. In diesem Sinn ist der See und das Stück am See das Herz der Festspiele." Die Bühne des Festspielhauses bietet ideale Voraussetzungen „für außergewöhnliche Stücke des Repertoires oder außergewöhnliche Konstellationen von Künstlerpersönlichkeiten", so die Referentin. Die Tradition der Uraufführungen und die Beschäftigung mit modernen Stücken möchte sie auf der Werkstattbühne weiterführen.

Vorhaben

Elisabeth Sobotka hat vor, Sängerinnen und Regisseure zu fördern und eine „Art Opernlabor zu entwickeln, wo junge Künstler das einmalige Flair der Festspiele mitbekommen, aber auch mit den Künstlerpersönlichkeiten, die hier sind, an der Umsetzung ihrer Vorstellung arbeiten können. Mein Ideal wäre eine Opernaufführung, die im Rahmen der Festspiele mit den jungen Menschen entsteht und die dann eventuell auch weiter in Bregenz gezeigt werden kann.“

Ein großes Anliegen sei es, „eine ganzjährige Betreuung für Schulen zu etablieren und zu entwickeln“, um damit eine neue produktive Dynamik zu fördern und junge Menschen mit der Kraft des Theaters in Berührung zu bringen, betonte Elisabeth Sobotka, derzeit Intendantin der Grazer Oper.

Wenig inhaltliches Profil

Ich hatte mir von Elisabeth Sobotkas Vortrag eine stärkere inhaltliche Positionierung erwartet. Leider konnte sie sich mit ihren Ausführungen wenig positionieren, denn sie ging lediglich auf altbekannte Vorzüge und Schauplätze der Bregenzer Festspiele ein. Eine Opernwerkstatt für junge Menschen und ein weiteres Kulturvermittlungsprogramm sind zwar nette Ideen, jedoch geben sie wenig Einblicke in ein künstlerisches Potential, aus dem die zukünftige Intendantin schöpfen beziehungsweise das sie anstreben will.

Achtsame Interpretation

Anlässlich des Medienempfangs hat Gerald Futscher vom Land Vorarlberg einen Kompositionsauftrag erhalten. Für Studierende des Landeskonservatoriums schrieb er die „Musik für Ensemble“, die gestern erstmals gespielt wurde. Einige Diskussionen und monatelange Probenarbeiten sind diesem Ereignis vorausgegangen. Die Uraufführung ist gelungen und es war höchst bemerkenswert, mit welcher Ruhe und Konzentration die MusikerInnen die polyphon verwobenen Stimmen entfaltet und der Musik Strahlkraft verliehen haben. Eugen Bertel leitete das Ensemble mit Lukas Simma, Sopransaxophon; Fabio Devigili, Altsaxophon; Tom Hirlemann, Tenorsaxophon; Alina Summesberger, Oboe; Damian Keller, Akkordeon; Raphaela Pfanner, Kontrabass; Agatha Varikash, Celesta und als Gast Andrea Hodasz am Violoncello umsichtig und exakt. So entwickelte sich ein transparenter Klangfluss aus filigranen Tonlinien.

Ausgezeichnetes Stück

Gerald Futscher hat das Stück hervorragend instrumentiert. Die Oboe und die  Saxophonstimmen sowie das Violoncello und der Kontrabass bildeten zusammen mit den hell schimmernden Zungenstimmen des Akkordeons und der Celesta ein vielfarbiges Panoptikum. In einer kurzen Werkeinführung hatte der Komponist erwähnt, dass er „das Früchtchen entkernt hat“. Ursprünglich hatte er ins Zentrum des Werkes drei Hauptstimmen gesetzt, die er im Nachhinein wieder entfernte. So entstanden „Leerstellen", auf die die Ensemblestimmen Bezug nahmen. Musikalische Linien kamen sozusagen aus dem Nichts und führten oft ins Nichts. Dieser suchende Gestus bildete einen besonderen Reiz, wirkte aber auch irritierend.

Es ist eine erfreuliche Fügung, dass Gerald Futscher genau für diese Komposition das Staatsstipendium 2013 erhalten hat.

Gastgeber und angehende Profis der Gastronomie

Landeshauptmann Markus Wallner legte in seiner Rede die Schwerpunkte der diesjährigen Arbeit der Landesregierung sowie als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz dar. „Was müssen und können wir tun, damit wir an die Spitze der europäischen Regionen kommen beziehungsweise dort bleiben?“, lautete die Kernfrage. Bildung und Ganztagsbetreuung sowie weitere Ausbildungsplätze an den Fachhochschulen, Jugendbeschäftigung, die Bürgerbeteiligung in der Landesverfassung verankern, leistbares Wohnen und die Spitalsreform waren Themen seiner Ausführungen.

SchülerInnen der HLT Bezau und der HLW Rankweil bekochten und bedienten die Anwesenden und sorgten für ein stimmungsvolles Ambiente.