Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 07. Nov 2009 · Musik

Eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen - Ensemble Plus präsentierte das Leben und die Musik des Tiroler Künstlers Bert Breit

Andreas Ticozzi vom „Ensemble Plus“ entdeckte im vergangenen Jahr kammermusikalische Werke, die sogleich seine Aufmerksamkeit erregten. Bert Breit, ein Tiroler Komponist, Radiojournalist und Zeichner hat sie geschaffen. Darüber hinaus hatte der im Jahr 2004 verstorbene Künstler ein sehr bewegtes Leben, denn er hat sich vornehmlich für diejenigen eingesetzt, die am Rande der Gesellschaft stehen. Im Rahmen eines Kammerkonzertes wurden einige Stücke des Komponisten gespielt, Bettina Waldner-Barnay gab Einblicke in die Biografie dieses zeitkritischen Menschen. Das „Ensemble Plus“ spielte die Werke konzentriert und kristallisierte die wesentlichen kompositorischen Stilmerkmale heraus. Allerdings zogen mich die Lebenserinnerungen von Bert Breit mehr in ihren Bann, als die Kompositionen selbst.

Den Rahmen des Konzertes auf der Probebühne des Bregenzer Kornmarkttheaters bildeten Bert Breits „Andere Jodler“, Nr. 16 und Nr. 21 für drei Violinen und Viola. Der Komponist hatte die Jodler bei Feldforschungen in Tirol gehört und auf seine eigene Weise verarbeitet. Eingebettet in musikalische Gestalten, die minimalistische Patterns als Grundlage verwendeten, spielte sich der Komponist mit konkreten Anspielungen und teilweise humorvollen Andeutungen. Monika Grabowska, Michaela Reichl und Anita Martinek an den Violinen sowie Andreas Ticozzi an der Viola spielten die Werke mit Elan. Besonders die dynamischen Perspektivenwechsel im Jodler Nr. 21 wurden anschaulich ausgeformt.

Gestalterische Pianistin

Am meisten Eindruck machte die Pianistin Akiko Metzler mit ihren Werkdeutungen. Zuerst spielte sie Breits „Sechs Klavierstücke“, die weitgehend auf modalen Tonreihen beruhen. So ergab sich eine zwischen schwebenden Klängen und impressionistisch anmutenden Tongirlanden changierende Musik, die Akiko Metzler mit bewundernswert subtiler Kraft ausformte. Sie gab jeder Note ihren eigenen Charakter, setzte mit unterschiedlichen Tongebungen immer wieder neue Angelpunkte und entfaltete so ein beziehungsreiches musikalisches Gefüge. Ebenso plastisch wurde „Hydra“ ausgeformt, scheppernde Anklänge an Marschmusik und lyrisch in sich kreisende Passagen waren von einem gut nachvollziehbaren Atem durchzogen.

Sympathische Moderatorin

Insgesamt war der zweite Konzertteil stringenter als der erste, wohl auch deshalb, weil Bettina Waldner-Barnay persönliche Erinnerungen des Komponisten und Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Regime lebensnah erzählte und rezitierte.

Beeindruckende Solistin

Nachhaltig wirkte die Kadenz aus dem Violinkonzert „Impulse“, die Monika Grabowska mit impulsiver musikalischer Gestik entwickelte. Bert Breit widmete seine Werke stets sozial Benachteiligten und Kriegsopfern. Dieses Werk beispielsweise ist „Rosa Winter gewidmet, die wie die meisten Zigeunerschwestern und -brüder von Staat und Gesellschaft um ein menschenwürdiges Dasein betrogen wurde.“ Vor diesem Hintergrund wirkten Anklänge an die Musik der Roma mit zusätzlicher Ausdruckskraft. „Fragmente“, interpretiert von Anita Martinek, und „Spuren“, ein Quintett für Klarinette und Streicher rundeten das Programm ab. Ergänzt wurde das Ensemble durch Jessica Kuhn (Violoncello) und Emil Scheibenreif (Klarinette), doch „Spuren“ wirkte trotz des großen Einsatzes der MusikerInnen eher spröde. Die markant geführten Themen, deren Abspaltungen, Sequenzierungen und rhythmischen Variationen verloren für mich relativ rasch an Spannung.