Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Thorsten Bayer · 24. Mär 2013 · Musik

Eine Zeitreise in die frühen 80er-Jahre: Egyptian Hip Hop im Palace St. Gallen

Rund dreißig Jahre zurück führten zwei junge Bands die Besucher des Palace: Egyptian Hip Hop aus Manchester und ihre Vorband, One Sentence. Supervisor, die aus Baden im Aargau stammen. Die Hipstergemeinde hatte ihren Spaß an der Show – die zwar musikalisch einige Längen hatte, aber stets unterhaltsam blieb.

Es ist schon spät geworden – und die Vorband hat noch nicht einmal angefangen. Es ist Samstagabend, 22.30 Uhr, hinter mir sind schon zwei junge Männer in den gemütlichen Kinosesseln eingeschlafen. Zehn Minuten später geht es los, vier schmale Schweizer betreten die Bühne. One Sentence. Supervisor – der Name der Band ist komplizierter als ihre Musik – erinnern mit ihren Songs an The Cure und New Order. Den Distortion-Effekt für eine fette Verzerrung ihrer E-Gitarren haben Donat Kaufmann und sein Kollege Jonas Oster an der Leadgitarre möglicherweise ausgebaut. Zu hören ist er jedenfalls nicht, dafür ein umso intensiverer Hall. Insgesamt ist das zwar musikalisch nicht die ganz feine Klinge, die die vier führen (die weiteren Musiker sind Andreas Hefti / Bass und Dominik Meuter / Drums), aber eine sehr partytaugliche. Und Kaufmanns Stimme hat deutlich mehr Volumen als jene von Bernard Sumner, dem Frontman von New Order. Ihr Debutalbum „This heavy sea“ erscheint am 19. April.

Auf den Spuren der Madchester-Bands


„Egyptian Hip Hop“ nennt sich eine Band von knapp zwanzigjährigen Jungs aus dem Nordwesten Großbritanniens. Eine ebenso interessante Namenswahl, wie bereits der Kollege Paul Lester im Guardian spöttisch befand: „This Manchester band have never set foot in Cairo and don't rap on their records, so they're perfectly named then.” Laut Pressetext ist ihr Stil – „üppiger Indie und New Wave mit psychedelischem Weirdo-Einschlag und elektronischen Spielereien“ – im Zusammenhang mit ihrer Heimat zu sehen: „Es ist dem Quartett anzuhören, dass es aus der Stadt kommt, welche sich als Zuhause der Madchester-Band ‚The Stone Roses’ behaupten darf.“ An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu New Order, dem Nachfolge-Projekt zu Joy Division, dessen Mitglieder ebenfalls aus Manchester stammen und die diese musikalische Bewegung mitgestalteten.

Elektronisch und psychedelisch


Der erste bemerkenswerte Eindruck der Band an diesem Abend ist ein optischer: Sänger, Gitarrist und Keyboarder Alex Hewett schlurft auf die Bühne in einem abenteuerlich gemusterten Morgenmantel, den er seiner Großtante geklaut haben könnte. Ihre Songs schweben dahin; das Publikum schwebt mal mehr, mal weniger mit. Im ersten Moment klingt es merkwürdig, wenn Hewett ein Stück mit den Worten „This is an old song of ours“ vorstellt. Aber trotz ihrer Jugend sind die Jungs tatsächlich schon einige Jahre im Geschäft. 2008 gründeten Hewett und Bassist Louis Stevenson-Miller die Band. 2010 erschien die EP „Some Reptiles Grew Wings“, 2012 das erste Album mit dem Titel „Good don´t sleep“

Zu den synthesizerlastigen Klängen gesellen sich im Laufe des Konzerts immer wieder psychedelische Elemente. Einige Zuhörer fühlen sich an die siebziger Jahre und Songs von den Doors erinnert. In puncto charismatischer Auftritt ist das Bemühen der Band, großen Vorbildern nachzueifern, auf jeden Fall spürbar. Und die beiden anfangs schläfrigen Besucher hat es bald, ausgestattet mit einem leckeren „Chlöschti“ aus der heimischen Brauerei, auf die Tanzfläche gezogen.

 

www.myspace.com/egyptianhiphop
www.onesentencesupervisor.ch
www.palace.sg