"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 26. Aug 2014 · Musik

Emotion, Singtechnik und pianistische Ausgestaltung im Einklang – Mauro Peter und Helmut Deutsch zogen die Zuhörenden in ihren Bann

Der Schweizer Tenor Mauro Peter sang anstelle von Elisabeth Kulman einen Liederabend bei der Schubertiade Schwarzenberg. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner Helmut Deutsch interpretierte er Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Hugo Wolf. Die Art, wie Mauro Peter die Werkdeutungen anlegte, in jedem Lied die Quintessenz herauskristallisierte und mit einer bewundernswerten technischen und emotionalen Ausdruckskraft ausdifferenzierte, bewegte die Zuhörenden im Angelika-Kauffmann-Saal. Die Konzentration und Ruhe im Saal waren so dicht, man hätte eine Stecknadel fallen hören.

Die Liedauswahl war hervorragend durchdacht und in der Abfolge spannend angelegt. Neben dem Genuss der einzelnen Lieddeutungen war es auch möglich, die kompositorische Entwicklungsgeschichte des romantischen Liedes nachzuverfolgen, beispielsweise die satztechnischen Unterschiede zwischen Schubert und Schumann. Bei den Brahmsliedern waren die Chromatik und das breitere harmonische Spektrum gut nachvollziehbar. Hugo Wolf vertraute dem Klavierpart weitgehend die Textdeutung an und ließ die Singstimme in einer grandiosen Art der Textdiktion folgen.

Sympathische Bühnenpräsenz


Allen vier Komponisten wurden Mauro Peter und Helmut Deutsch mehr als gerecht. Viel hat Mauro Peter seit dem vergangenen Jahr an seiner Stimmführung gearbeitet, seine sensible Art und die Pianokultur, versehen mit einer farbenreichen Nuancierung löste spontane Begeisterung aus. Die klaren Vokalklangfärbungen und die Charakteränderungen in den wiederholenden Passagen brachten die Liedtexte zum Leuchten. Vor allem das ebenmäßige Timbre über alle Tonhöhenregister hinweg, die gelenkig geführte Stimme und die sympathische Bühnenpräsenz machen den erst 27-Jährigen zu einem ganz Großen seines Faches.

Beispiele


Es gäbe zu jedem einzelnen Lied, das Mauro Peter und Helmut Deutsch interpretierten, viel zu sagen. An dieser Stelle muss die Aufzählung einiger Beobachtungen genügen, wie beispielsweise die Pianokultur des Sängers und die Arpeggi im Klavierpart in Schuberts „An die Laute“. Ein breiter Raum öffnete sich in „Nacht und Träume“, die dumpfe Farbe der Klavierbegleitung im „Abendstern“ verlieh diesem Lied eine ganz besondere Note. „Abends am Strand“ von Robert Schumann blieb durch die unterschiedlichen Erzählebenen sowie durch das Klaviernachspiel besonders in Erinnerung. Die Ironie im „Venetianischen Lied I“ brachte Mauro Peter auf den Punkt und man glaubte ihm jedes Wort. Johannes Brahms’ „Nachtigall“ nahm in dieser Deutung mit den Rufen im Klavier und den charakteristischen Tonschritten eine fast unheimliche Wirkung an. Die Spiegelungen in „Versunken“ modellierten Mauro Peter und Helmut Deutsch plastisch aus.

Eindrücklich


Den Höhepunkt erreichte der wunderbare Liederabend mit den Liedern von Hugo Wolf. Zum einen, weil Eduard Mörikes Textinhalte hervorragend zur Geltung kamen und zum anderen, weil die Diktion des Sängers und die Ausgestaltung des Klavierparts perfekt zueinander in Beziehung traten. Mit „An die Geliebte“, „Nimmersatte Liebe“ sowie „Der Tambour“ zogen Mauro Peter und Helmut Deutsch das Publikum in ihren Bann.