Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 22. Jun 2012 · Musik

Energisch und dramatisch in der Aussagekraft – das Pavel Haas Quartett zog das Publikum in seinen Bann

Die Schubertiade Schwarzenberg bietet wie kein anderes Kammermusikfestival die Möglichkeit zu Interpretationsvergleichen. Allein die Eigenarten und auch die Unterschiede der einzelnen Ensembles, die in dichter Aufeinanderfolge zu erleben sind, bieten immer wieder neue Anreize. War es am einen Tag der obertonreiche und feinsinnige Quartettklang des Belcea Quartetts, so faszinierte beim Konzert mit dem Pavel Haas Quartett die den Tönen innewohnende Kraft.

Das viel beachtete und ausgezeichnete Pavel Haas Quartett präsentierte eine energiegeladene Interpretation von Smetanas Streichquartett „Aus meinem Leben“. In Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ kehrten Veronika Jaruskova, Marek Zwiebel, Pavel Nikl und Peter Jarusek vor allem die Dramatik des Unausweichlichen mit allen Konsequenzen hervor.

Vor allem Bedrich Smetanas  spielte das Pavel Haas Quartett mit einem guten Gespür für die biografisch inspirierten musikalischen Bilder. Die thematischen Gegensätze meißelten die Musiker kraft- und temperamentvoll heraus. Wenn es der Energiefluss verlangte, nahmen sie wenig Rücksicht auf einen vordergründigen 'Schönklang', sondern stellten vor allem die zugrundeliegenden Emotionen dar. Gleichzeitig breiteten die Musiker in einer guten Balance in sich ruhende musikalische Felder aus. Vor allem der Finalsatz war gekennzeichnet durch eine deprimierte Stimmung, die Smetana selbst in die Musik gelegt hatte. Denn in diesem Satz drückte er seine Verzweiflung über die beginnende Taubheit aus. Das Pavel Haas Quartett bot eine höchst dramatische und mitreißende Werkdeutung.

Eine intensive Spielart lag auch dem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ (D810) von Franz Schubert zugrunde. Stringent wurden die gegensätzlichen Themen im Eröffnungssatz dargeboten. Fast gespenstig mit den vorwärtstreibenden Rhythmen und einer fahlen Tongebung erklang das Presto, in dem das Bild eines Totenritts evoziert wurde. In den Mittelsätzen erklangen die schwerelosen Linien schön ausgebreitet, mitunter fehlte jedoch die innere Ruhe und ein – schwer zu benennender – ‚Obertonglanz’ im Spiel der Primgeigerin. Das Publikum applaudierte enthusiastisch.