Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 22. Nov 2012 · Musik

Erfolgreicher Start der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik – Werke von Wolfram Schurig, das Klangforum Wien und koreanische Musik bescherten ein üppiges Konzerterlebnis

Einen starken Festivalauftakt setzte das Klangforum Wien unter der Leitung von Baldur Brönnimann bei den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik in der gut besuchten Remise. Die Werkdeutungen der Kompositionen „...vom gesang der wasserspeier...“ sowie „blick:verzaubert“ von Wolfram Schurig mit dem Solisten Florian Müller am Klavier ergaben eindringliche Erlebnisse, die in dieser Form innerhalb der Vorarlberger Kulturlandschaft rar sind. Im Mittelteil führten Kim So-yeon und Lee Sang-kyung die KonzertbesucherInnen in die Welt der koreanischen Musik. Die Musik aus den unterschiedlichen Kulturkreisen stellte zwar einen großen Kontrast dar, ergänzte sich jedoch in der Wirkung hervorragend.

Wolfram Schurigs Kompositionen entstehen meistens während eines lange dauernden Entstehungszeitraumes und sind genau auf die ausführenden MusikerInnen abgestimmt. Seit Jahren ist das Klangforum Wien dem Komponisten immer wieder ein Aufführungspartner. Die Werkdeutungen erklangen auch dieses Mal gut durchdacht sowie detailreich ausgearbeitet und professionell dargeboten. So zog das symmetrisch um den Kontrabass postierte Ensemble im Werk „...vom gesang der wasserspeier...“ die Zuhörenden unmittelbar in seinen Bann.

Organisches Geflecht

In einem bewegten Duktus wurde das Ausgangsmaterial vorgestellt, das in weiterer Folge fantasiereich in unterschiedlichen Formen variiert, vergrößert, gestaucht und verwandelt erklang. Ausgewogen proportionierte Abschnitte gaben den einzelnen Ereigniseinheiten Raum, so dass thematische Beziehungen herauskristallisiert werden konnten. Das Werk ist hervorragend instrumentiert, zahlreiche Zusammenklänge und Tonschichtungen ließen aufhorchen. Den Klavierpart spielte Florian Müller mit auffordernder Gestik, denn er wirkte oft als Auslöser für die Aktionen des Ensembles. Der teilweise ausgedünnte Satz sorgte für besondere Spannungsmomente, in Erinnerung blieben unter anderem die Solopassage des Klaviers und die anschließende, irisierende stehende Klangfläche.

An der Grenze zur Brüchigkeit

„Blick:verzaubert“ empfand ich als ein eher schwer zugängliches Werk. Vielleicht entstand dieser Eindruck auch deshalb, weil ich die Werkgestaltung nicht unbedingt in Verbindung bringe mit dem Kompositionsstil von Wolfram Schurig.

In einzelnen Modulen wanderten musikalische Materialien wie Kettenglieder einer Zeitachse entlang und vergrößerten fortlaufendend die Abstände der Aktionen zueinander. Der gestische Charakter und lediglich wenige thematische Zusammenhänge irritierten die Wahrnehmung als Werkganzes. Die MusikerInnen des Klangforums spielten hervorragend, höchst konzentriert hielten sie die Spannung und damit die musikalischen Gestalten zusammen.

Nuancierte Tonfärbungen

Koreanische Volksmusik bildet den zweiten Schwerpunkt bei den diesjährigen Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik. Im Mittelteil boten Kim So-yeon an der Geomun’go (Wölbbrettzitter) und Lee Sang-kyung an der Janggu (Trommel) einen Sanjo der Han Gapdeuk Schule dar. Es ging eine große Faszination von den differenziert und feinsinnig variierten Tönen und immer komplexer werdenden Melodien aus. Die zuerst langsamen Phrasen wurden jeweils von der Janggu akzentuiert. Allmählich beschleunigte sich das Tempo der einzelnen Abschnitte und der musikalische Fluss wurde verdichtet. Wer die Konzentration halten und sich tragen lassen konnte von der meditativ wirkenden Musik, erlebte die innere Kraft dieser Musik.