Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 27. Apr 2015 · Musik

Freude am gemeinsamen Miteinander – Das Stadtorchester Feldkirch hinterließ einen starken Eindruck, unter anderem mit einem Konzert für orientalische Zither

In großer Besetzung hat das Stadtorchester Feldkirch zum diesjährigen Frühjahrskonzert in das Pförtnerhaus geladen. Ein anregendes Programm, die hervorragende Geigerin Sara Plank und die Rarität eines Konzertes für Kanun und Streicher, interpretiert von Tahir Aydogdu, boten viel Abwechslung. Beeindruckend war das Niveau des Stadtorchesters Feldkirch, das seit nunmehr fünf Jahren von Murat Üstün geleitet wird. Er war ganz bei „seinen“ Musikerinnen und Musikern und dirigierte mit einer klaren Ausdruckskraft.

Murat Üstün hat für das diesjährige Konzert eine gute Werkauswahl getroffen. Sie brachte auf der einen Seite die Stärken des Orchesters zur Geltung und ließ auf der anderen Seite über die nicht so starken Seiten hinweg sehen. Auf sympathische Art wirkt das Laienorchester auch Generationen verbindend, denn selbstverständlich musizieren hier Jugendliche und ‚ältere Semester’ zusammen. Überdies wird der offene Zugang zum Stadtorchester ansprechend kommuniziert, denn im Programmheft werden an prominenter Stelle Musikbegeisterte zum Mitmusizieren eingeladen.

In den vergangenen Jahren hat das Stadtorchester an Profil gewonnen. Die Bläser boten dem 58-köpfigen Orchester ein gutes Fundament. Teilweise wirkten jedoch die Streicher in der Klanggebung und im Hinblick auf die Intonation etwas diffus. Allerdings ist bei einem Laienorchester die Arbeit an der Klanghomogenität als „work in progress“ zu sehen und so stellt der Weg zugleich das Ziel dar. Das Frühjahrskonzert als vorläufiger Zielpunkt war ein engagiertes und motivierendes Miteinander auf beeindruckendem musikalischem Niveau, bei dem die Spielfreude nachvollziehbar war.

Unterschiedliche Welten


Den Höhepunkt des Abends bildete das Konzert für Kanun und Orchester des türkischen Komponisten Hasan Ferit Alnar. Dieser hat Ende der 1920er-Jahre in Wien studiert und ein originelles Werk für eine ungewöhnliche Besetzung geschaffen. Das Kanun - eine orientalische Zither - in Kombination mit der traditionellen Streicherbesetzung sowie die freitonale kompositorische Anlage boten viel Spielraum für reizvolle Ton- und Klangbeziehungen.

Der international agierende Musiker Tahir Aydogdu spielte das Kanun virtuos, sodass der durchlässige, metallisch schimmernde Klangcharakter schön zum Ausdruck kam. Ein Streichquintett begleitete den Solisten und schuf gleichzeitig eine gute Grundlage. Im Eröffnungssatz ergaben vor allem die zahlreichen motivischen Imitationen und gegenläufig geführte Gesten ein schönes Miteinander, das in einer wirkungsvollen Solopassage mündete. Den langsamen Mittelteil zeichnete ein elegischer Grundton aus. Darin entfaltete sich eine suchende Geste im Kanun in einem feinsinnigen Zusammenspiel mit dem Cello. Der orientalische Touch kam im ornamental verzierten melodischen Fluss zur Geltung. Eine ausgeklügelte Rhythmik und kontrastierend zueinander geführte Linien bildeten die Würze des impulsiv ausgeformten Finales.

Emotional und leidenschaftlich


Begeisterung löste die Solistin Sara Plank mit ihrer Interpretation der „Zigeunerweisen“, op. 20 von Pablo de Sarasate aus. Sie spielte mit einem satten Geigenklang, der bis in die höchsten Lagen exakt geführt wurde. Emotional füllte Sara Plank die verzierten Linien mit vielen Tonschattierungen, Echowirkungen sowie Pizzicati-Nachklängen aus. Sie erzeugte eine große Erwartungshaltung hin zum virtuosen Finalsatz, den alle zusammen mit viel Freude am gemeinsamen Spiel in den Raum stellten.

Dynamische Bögen


Giacomo Meyerbeers "Krönungsmarsch" aus der Oper „Der Prophet“ verbreitete eine feierliche Stimmung im bis auf den letzen Platz gefüllten Saal. Der ruhige Duktus in "Judex" aus Charles Gounods „Mors et vita“ spielte das Orchester mit einem gut ausgeloteten Streicherklang, schönen dynamischen Steigerungen und breit angelegten Kantilenen. Alle Ehre machte das Hornquartett mit Maximilian Stroppa, Isabella Matt, Micha Panzenböck und Felix Schwendinger dem Werktitel von Giacchino Rossinis „Le Rendezvous de Chasse“. Durch die Streicherregister hindurch mit einer transparenten Stimmführung gestalteten die Musikerinnen und Musiker Pietro Mascagnis „Intermezzo Sinfonico“ aus der Oper „Cavalleria rusticana“. Auch in dieser Werkdeutung lenkten die dynamisch ausgestalteten Phrasierungsbögen die Aufmerksamkeit auf sich. Einen wirkungsvollen „Rausschmeißer“ bot das Stadtorchester zum Schluss mit Benjamin Brittens „Soirées musicales“, einer Suite nach Melodien von Rossini. Anregend und humorvoll formte das Orchester die unterschiedlichen Charaktere eines „Tirolese“, eines „Boleros“ und schließlich einer „Tarantella“ aus.