Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Thorsten Bayer · 11. Aug 2011 · Musik

Interview mit Skin: „Leidenschaft und Energie werden immer ein Teil von Skunk Anansie sein“

Am Dienstag, 16. August kommen Skunk Anansie zu einem Konzert nach Vorarlberg, ins Tennis Event Center nach Hohenems. Die 1994 gegründete britische Crossover-Band hatte sich 2001 aufgelöst, vor zwei Jahren aber wieder zusammengefunden – in der Originalbesetzung. Seit den ersten Tagen ist Deborah Anne Dyer alias Skin Gesicht und Stimme der Band, die ihren Durchbruch mit Hits wie „Hedonism (Just Because You Feel Good)“ oder „Brazen (Weep)“ hatte. Kurz vor dem Konzert in Hohenems stellte sich die 44 Jahre alte Frontfrau den Fragen von Thorsten Bayer.

Kultur: Viele Bands werden mit den Jahren immer ruhiger und verlieren die Aggressivität, die sie zu Beginn ihrer Karriere hatten. Trifft das auch für Skunk Anansie zu?
Skin:
NEIN. Ich habe das Gefühl, dass die Leute Aggressivität mit Leidenschaft verwechseln. Wir sind eine sehr leidenschaftliche und energische Band – und das wird immer ein Teil von uns sein.

In den Aufständen liegt eine gesetzlose Energie, die wir nie zuvor in London gesehen haben.

Im Jahr 1996 haben Sie „It's fucking political“ gesungen. Mir scheint, dass dieser Titel heute aktueller denn je ist …
Ja, leider ist er das. Gerade jetzt gibt es die Aufstände in London (Skins Heimatstadt, Anm.d.Red.), die zwar ziemlich anders sind, denn in ihnen liegt eine gesetzlose Energie, die wir nie zuvor in London gesehen haben. Diese Kids scheren sich einfach nicht drum; es ist Jagdsaison, und jeder ist ein potentielles Opfer. Es fällt sehr leicht zu behaupten, dass es für diese Aufstände keinen Grund gäbe, und dass das bloß Kriminelle seien, Diebe und Gang-Mitglieder (wirklich!). Aber wenn man es im Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen betrachtet, die bewirken, dass Jugendzentren geschlossen, Sozialarbeiter rausgeschmissen, und Studiengebühren verdreifacht werden, dazu 20 Prozent Arbeitslosigkeit bei den 16- bis 24-Jährigen – wenn man all das zusammennimmt, dann muss man erkennen, dass es eine politische Verbindung gibt, die nicht ignoriert werden kann. Alles geschieht aus einem Grund. Wenn man die Gründe untersucht, kann man auf eine Ursache stoßen. Und das führt dann hoffentlich zur Vorbeugung.

Mich hat das das Ausmaß von Korruption und Unehrlichkeit in der britischen Presse nicht überrascht.

Waren Sie über den Abhörskandal bei der Zeitung „News Of The World“ und die Vorkommnisse rund um Rupert Murdoch im Allgemeinen überrascht? Könnte dieses Thema auch in einem Skunk-Anansie-Song Niederschlag finden?
Mich hat das das Ausmaß von Korruption und Unehrlichkeit in der britischen Presse nicht überrascht. Das war doch jedermann, der ein Hirn hat, klar, dass die an diese Informationen nicht durch saubere Recherche herankommen können. Wir schreiben, worüber wir wollen; da macht uns niemand anders Vorschläge als wir selbst.

Sie haben sich als Skunk Anansie wieder in der Originalbesetzung zusammengetan. Waren da keine „alten Probleme“ mehr übrig, die zur vorigen Trennung geführt hatten?
Nein.

In einem Interview sagten Sie einmal, dass Sie nicht so sehr den Blick zurück, sondern nach vorne richten. Wie wird denn die Zukunft für Skunk Anansie aussehen?
Wer weiß das schon? Jeder Tag ist eine neue Entdeckung, unsere Entwicklung geht rasend schnell voran. Wir sind schon immer sehr experimentierfreudig gewesen. Und nun gibt uns die Welt, in der wir uns befinden, die Möglichkeit, alles zu tun, was wir wollen. Vor dem Hintergrund dieser Idee wäre es falsch, nur eine fixe Vision zu verfolgen.

In den Jahren 2001 bis 2008 widmeten Sie sich Soloprojekten. Was haben Sie damals ohne Ace, Cass und Mark – Ihre Kollegen bei Skunk Anansie – am meisten vermisst?
Bass, Drums und Gitarre.

Haben Sie schon an einem neuen Album von Skunk Anansie gearbeitet? Und wenn ja: Wann wird es voraussichtlich veröffentlicht?
Wir sind momentan dabei, Songs zu schreiben und Demo-Versionen aufzunehmen; mit dem Ziel, irgendwann in der Zukunft ein neues Album zu produzieren. Keine Ahnung, wie lange das dauern wird. Aber sobald wir es wissen, wissen auch Sie es;-)

Infos und Karten: www.soundevent.at