Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 12. Jän 2013 · Musik

Jugendliche Begeisterung und musikalische Aussagekraft – Bewundernswerte Spielarten von Alex Ladstätter, Heidrun Wirth und dem Symphonieorchester Vorarlberg

Es ist immer etwas Besonderes, wenn MusikerInnen als SolistInnen aus den Reihen des Symphonieorchesters Vorarlberg heraustreten. Im Rahmen des dritten Abonnementkonzertes begeisterten der Klarinettist Alex Ladstätter und die Fagottistin Heidrun Wirth das Publikum. Sie spielten das unterhaltsame „Duett-Concertino für Klarinette und Fagott mit Streichorchester und Harfe“ von Richard Strauss mit einer gut nachvollziehbaren Freude am gemeinsamen Musizieren und Musikerleben. So wurde der Konzertabend im Festsaal des Landeskonservatoriums mit weiteren Werkdeutungen von Britten und Beethoven zu einem beeindruckenden Ereignis.

Alex Ladstätter und Heidrun Wirth sind 29 und 25 Jahre alt und haben bereits über die Landesgrenzen hinaus Anerkennung und Engagements als Orchestermusiker erhalten. Ungekünstelt betraten die beiden die Bühne und konzentrierten sich ganz auf die erzählende musikalische Ebene, die ihnen die Musik von Richard Strauss vorgab. Der 84-jährige Komponist wurde in diesem Werk von einem Märchen über die Prinzessin und den Bären von Hans Christian Andersen inspiriert, dementsprechend vertonte er unterhaltsame Dialoge mit großem Aufforderungscharakter.

Schönheit und Eleganz

Mit einer bewundernswert großen Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und Klangfarben „verkörperte“ Alex Ladstätter mit dem Klarinettenpart die Prinzessin. Sein lupenreiner Ton auch in hohen Lagen und im Pianissimo sowie seine elegante Leichtigkeit der Stimmführung beeindruckten besonders und belebten die Musik. Ihm stand Heidrun Wirth in keiner Weise nach. Auch sie faszinierte durch eine körperhafte Tongebung, ein in sich abgerundeter und warmer Klang und ein sinnliches Vibrato waren weitere Markenzeichen ihrer Spielart. Das Orchester stellte sich in den Dienst der Solisten, trug sie und bot eine starke Grundlage. Beim Dirigenten Gérard Korsten liefen die Fäden zusammen, er formte die Musik kraftvoll und bot allen Beteiligten eine motivierende Sicherheit. Die Zuhörenden freuten sich mit den InterpretInnen über die gelungene und anregende Darbietung. Für den enthusiastischen Applaus bedankten sich Alex Ladstätter und Heidrun Wirth mit dem „Latin Dance“ von Gernot Wolfgang.

Die Kunst der musikalischen Parodie

Benjamin Brittens „Variationen über ein Thema von Frank Bridge“, op. 10 sind selten im Konzertsaal zu hören. Die Interpretation mit dem SOV war eine vergnügliche Unterhaltung, denn Britten hatte typische Stilmerkmale parodistisch verarbeitet und in Szene gesetzt. Humorvoll steigerten die MusikerInnen den Klangfluss und führten ihn in der mit ausladenden Gesten präsentierten „Aria Italiana“ sowie in der musikalischen „Karikatur“ eines Wiener Walzers zum Höhepunkt.

Innovation der damaligen Zeit betont

Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 2, op. 36 ist ein spannendes Werk der Kompositionsgeschichte, weil darin zahlreiche innovative musikalische Ideen verarbeitet sind. Diese kommen unter anderem in unvermittelten Brüchen innerhalb der Linienführung und den daraus entstehenden ungewöhnlichen Klangfeldern zum Tragen. Genau diese unterstrichen Gérard Korsten und das SOV bei ihrer Interpretation und entwickelten auf diese Weise eine erfrischend aufgewühlte Musik. Vor allem im Allegro molto kam der zerklüftete Satz hervorragend zur Geltung.