Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 24. Jun 2014 · Musik

Kammermusikalisches Musizieren in Vollendung – spontan, geistreich und witzig

Neben all den niveauvollen Konzerten und Liederabenden bietet die Schubertiade eine weitere Spezialität. Dort treffen sich Weltklassemusiker, sie tauschen sich musikalisch aus, erarbeiten vor Ort gemeinsam Werkdeutungen und präsentieren diese in exklusiven Besetzungen. In dieser Festivalsaison stehen die sechs Streichquintette von W. A. Mozart im Zentrum des Interesses. Renaud Capucon und Hanna Weinmeister (Violine), Gérard Caussé und Lea Hennino (Viola) sowie Clemens Hagen (Violoncello) interpretierten die Streichquintette KV 174, KV 516 und KV 614 und ernteten für ihr Spiel frenetischen Jubel.

Allen drei Werkdeutungen gab es nichts mehr hinzuzufügen und es war ein besonderes Vergnügen, das Spiel der Musikerinnen und Musiker live miterleben zu können. Ihr Spielwitz und ihre Freude am gemeinsamen Gestalten, ihr souveräner Umgang mit den Noten und die darauf beruhenden kommunikativen Spielarten auf allerhöchstem musikalischen Niveau sorgten von Beginn an für Begeisterung. Die orchestrale Strahlkraft war fulminant und es gäbe an dieser Stelle viel zu Schwärmen über Timbres, ganz speziell artikulierte grundierende Töne, fröhlich spritzige aufsteigende Phrasierungen, Themenführungen und vieles mehr.

Beobachtungen


Ein besonderes Vergnügen bestand darin, das gegenseitige Geben und Nehmen musikalischer Themen und Motive zu verfolgen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Der Bewegungsfluss und der Aufforderungscharakter sowie die mit viel Humor dargebotenen Echos zeichneten das erste Streichquintett aus. Die chromatisch nach unten führenden Themengestalten sowie das starke Fundament des Cellos verliehen dem Eröffnungssatz des KV 516 eine besondere Note. Bewundernswert war darüber hinaus die durchdachte und feinsinnige Pianokultur, die die Quintettmusiker im Adagio zelebrierten. Geistreich stellten die Musiker das KV 614 in den Raum. Die Freude am gegenseitigen Frage- und Antwortspiel, die vielgestaltig formulierten Triller- und Vorschlagsmotive im ersten Satz sowie die witzig ausformulierten Anläufe im Finalsatz verbreiteten gute Laune.

Entdeckungstour


Die Aufeinanderfolge und Kombination des ersten Streichquintetts KV 174 von Mozart mit dem nachdenklichen und zerklüfteten Quintett in g-Moll (KV 516) sowie das späte Streichquintett in Es-Dur (KV 614) kristallisierten auch zahlreiche kompositionstechnische Wesenszüge und Details heraus. Dies ermöglichte neben dem Hörgenuss auch eine spannende Entdeckungstour, die man sonst wohl höchst selten so erleben kann.

Sympathische Debütantin


Renaud Capucon und Hanna Weinmeister, Gérard Caussé und Clemens Hagen sind seit Jahren bei der Schubertiade zu Gast und dem Publikum bestens bekannt. An der zweiten Viola musizierte Lea Hennino als „Debütantin“. Hervorragend fügte sie sich in die musikalische Konversation ein, hell wach und immer in Kontakt mit den anderen agierte sie mitten drinnen im Geschehen.