Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Ionian · 16. Mär 2014 · Musik

Leningrad Cowboys im Conrad Sohm – Eine Show, die sich gehen ließ

Die finnische Kultblödelband Leningrad Cowboys brachte am Freitagabend, 14. März eine wilde Show, jede Menge Gassenhauer sowie ihre charakteristischen Einhornfrisuren und spitz zulaufenden Stiefel auf die Bühne des Conrad Sohm.

Die Leningrad Cowboys sind eine Großkapelle mit dreizehn Mitgliedern. Ursprünglich waren sie eine rein fiktive Band in einem Roadmovie des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki aus dem Jahr 1989. Der Film erzählt die Geschichte einer russischen Band, die in ihrer Heimat keinen Erfolg hat und den Rat bekommt, nach Amerika zu gehen und dort zu spielen. Als Schauspieler schlüpfte ein Teil der finnischen Punkrockgruppe Sleepy Sleepers in die Rollen der Leningrad Cowboys. Nach den Filmaufnahmen blieben sie unter diesem Namen zusammen und feierten große Erfolge als Liveband. Schon bei den Sleepy Sleepers, die bereits 1975 begannen und in Finnland sehr bekannt waren, waren Tänzerinnen mit auf der Bühne und das Rebellenimage sowie Eskapaden und Skandale Teil des Bandkonzepts.

Eine Band mit Showcharakter

Der Auftritt am Freitag startete mit der Machtdemonstration einer Truppe durch die schiere Quantität auf der Bühne und uniforme Aufmachung. Das hinterließ Eindruck. Ihre typischen Frisuren und Stiefel sowie die engagierten Gogo-Tänzerinnen waren Blickfang und beschäftigten das Auge, wenn man sich nicht gerade vollends gehen ließ. „You got to fight – for your right – to party!“ sangen sie schon im zweiten Song und schnell wurde klar, welcher Kraftstoff diesen Abend antreiben sollte: Alkohol. „You haven’t been drinking enough!“ beobachtete Sakke Järvenpää und verwies die Anwesenden an die Bar, wo sie doch bitte noch mehr trinken sollen. Immer wieder wurde die Tequila-Hymne angespielt, damit auch noch das letzte Unterbewusstsein an kurze Hochprozentige denken möge. Es folgte ein regelrechtes Abgeh-Hit-Feuerwerk: „Gimme All You Lovin’“, „Walk This Way“, „L.A. Woman“, „Ring Of Fire“ und einige mehr. Jetzt, in der Hälfte der Show, wurde die Stimmung immer ausgelassener. Man lachte, tanzte, konnte natürlich die ganzen Songs auch mitsingen und ließ sich mehr und mehr gehen. Um da doch immer wieder Aufmerksamkeit zu erregen, wurden Kostüme gewechselt und Animationen auf die Bühne gebracht. Spätestens bei „Born To Be Wild“ und „Kids In Amerika“ war das ganze Conrad Sohm eingetaucht in die Show der Leniningrad Cowboys. Nach 80 Minuten gingen sie kurz von der Bühne, um mit „Rockin’ In A Free World“, „Kasakka“ und „Back In The USSR“ noch eine Zugabe draufzusetzen und sich dann wohl die Haare zu waschen. Die Leningrad Cowboys lieferten das ab, was man von ihnen erwartete – eine Show, die sich gehen hat lassen.

Image im Laufe der Zeit

25 Jahre nach ihrer Gründung kennen wohl nur noch wenige junge Konzertbesucher den Film, der für die Popularität der Band das sprichwörtliche Sprungbrett war oder den 1994 erschienen zweiten Teil „Leningrad Cowboys Meet Moses". Nicht verwunderlich also, dass im Publikum sehr viele Gäste waren, die bereits einen weiteren historischen Horizont haben. 1989 zur Entstehung der Band war „der Russe“ durch den Mauerfall, die Erwärmung im Kalten Krieg und den bevorstehenden Zusammenbruch der Sowjetunion in aller Munde. Damals schien alles möglich, auch das Märchen vom Erfolg in Übersee - ausreichend zündender Stoff für eine funktionierende Image-Band also. Und das ziehen sie bis heute geradlinig durch. „Der Russe“ ist ja aktuell wieder ein schlagzeilenschreibendes Weltthema durch die Situation auf der Krim-Halbinsel. Aber sowas hatte an diesem Abend natürlich keinen Platz. Kann damit zu tun haben, dass es zur ausgelassenen Feierlaune einer Leningrad-Cowboys-Show einfach nicht passen würde. Oder damit, dass sie als Finnen halt doch immer nur in der Rolle der Russen stecken, ohne je wirklich welche zu sein.