Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Thorsten Bayer · 27. Apr 2013 · Musik

Melancholie, die vorwärtstreibt – Jono McCleery in der Spielbodenkantine

Einen ungewöhnlich und unerwartet groovigen Auftritt bot der Londoner Singer-Songwriter Jono McCleery am gestrigen Freitagabend in Dornbirn. Dabei gelang es ihm auf sehr hörenswerte Weise, das richtige Maß zwischen Eingängigkeit auf der einen und leicht schrägen Sounds auf der anderen Seite zu finden. Von „einfacher Komplexität“ war auf der Homepage des Spielbodens zu lesen – eine Beschreibung, die zunächst nach einem rätselhaften Oxymoron klang, die aber tatsächlich seinen Stil gut auf den Punkt bringt.

Zwei Alben hat der junge Brite bislang aufgenommen. Dem Debut „Darkest Light“ (2008) folgte vor zwei Jahren „There Is“. Bei dieser letzten Produktion setzte er auch verstärkt auf elektronische Einflüsse, die aber live gar nicht zum Tragen kommen. Stattdessen tritt er in einer klassischen Band-Besetzung mit einem Drummer und einem Bassisten auf und bietet dabei eine pure, kraftvolle Show. Mit „It´s all“ beginnt er ein rund einstündiges Set, das ihn von Anfang an als einen ungewöhnlich groovigen Singer-Songwriter zeigt. Mit dem mitleidigen, zuweilen monotonen Geschrammel mancher seiner Kollegen hat das rein gar nichts zu tun. Stattdessen mischt er Folk, Pop und Soul und gewinnt seinen Songs immer wieder neue Seiten ab. Rick Pearson stellte McCleery im London Evening Standard in eine Reihe mit dem momentan schwer gehypten James Blake.

Lässiger Soulbrother


Sein Auftritt wirkt ungemein lässig, ohne dass er es im Mindesten darauf anlegte, ohne dass er allzusehr auf diese Wirkung bedacht wäre. Eher kommt er etwas schüchtern rüber: So spärlich sind seine Ansagen, so wenig gibt er den Showman. Seine musikalischen Vorbilder sind beispielsweise Nick Drake, John Coltrane oder Bill Withers. Auch Marvin Gaye zählt zu ihnen. Einer seiner brandneuen Songs, „The next one“, sei von ihm inspiriert, in letzter Zeit habe er nämlich eine Mene Marvin Gaye gehört. Das nimmt man ihm sofort ab, den Soul hat auch der Londoner offensichtlich im Blut – ganz so wie Gaye, der 1984, einen Tag vor seinem 45. Geburtstag, von seinem Vater erschossen wurde.

Intensiver Auftritt, der nachhallt


Sehr einprägsam ist Jono McCleerys Stimme, die auch ohne die etwas strapaziert wirkenden Vergleiche mit Jeff Buckley oder Chris Martin von Coldplay überzeugt. Seine Songs durchzieht eine Melancholie, die aber dennoch vorwärtstreibt. Einen seiner bekanntesten Songs, die Coverversion von Blacks „Wonderful life“ aus den 1980er-Jahren (übrigens ein Song, den 2011 auch das Berliner Dancehall-Kollektiv SEEED aufgriff), spielt er übrigens an diesem Abend gar nicht. Stücke aus fremden Federn hat der junge Künstler gar nicht nötig. Diesem gelungenen Abend tut das keinen Abbruch. Das Publikum in der Kantine des Spielbodens ist angesichts dieses intensiven Auftritts begeistert und ruft sofort nach Zugaben.

Die Prognose ist nicht sehr gewagt: Von diesem Mann wird man in Zukunft noch einiges hören.