Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 10. Jun 2014 · Musik

Mit Blickrichtung auf Mozart – Der Orchesterverein Götzis, Pawel Zalejski und Benjamin Lack gestalteten eine ansprechende Matinee

Bereits zum fünften Mal hat der Orchesterverein Götzis zur Matinee in die Kulturbühne AmBach geladen. Im Mittelpunkt stand der Geiger Pawel Zalejski, ein renommierter Solist, Mitglied des Streichquartetts „Apollon musagetes“ und in Vorarlberg hoch geschätzter Konzertmeister des Symphonieorchesters Vorarlberg. Die hohen Erwartungen an seine Werkdeutung des A-Dur Konzertes (KV 219) von W.A. Mozart wurden nicht enttäuscht. Darüber hinaus zeichneten die flankierenden Kompositionen von Francois-Joseph Gossec und Alfred Schnittke sowie die engagierte Spielart des Orchesters das Konzert aus.

Die besondere Freude des Orchestervereins Götzis mit Pawel Zalejski Mozarts fünftes Violinkonzert zu musizieren, war bereits aus der Spielart der einleitenden Passage spürbar. Leidenschaftlich auf seiner Geige singend, stimmte Pawel Zalejski seinen Solopart an und balancierte dann mit seiner feinsinnigen Art die Themen aus. Mit Nachdruck steigerte der aus Polen stammende Geiger die Intensität in der Kadenz, denn vor allem in diesen Passagen kehrte er auch seine virtuosen Ausdrucksqualitäten sympathisch und mit einer angenehmen, nie übertriebenen Gestik hervor.

Mozart - a la turca – Jimi Hendrix


Die melodischen Linien des Adagios zelebrierte Pawel Zalejski mit einer gut austarierten Tongebung. So bündelte er die Aufmerksamkeit des Publikums und steigerte die Erwartungshaltung auf den temperamentvollen Finalsatz, den er in Form eines energiegeladenen, musikalischen Maskentanzes „a la turca“ präsentierte und damit die Zuhörenden begeisterte. Als besonderes Geschenk spielte Pawel Zalejski in der Zugabe seine Version von Jimi Hendrix' „Hey Joe“.

Der Orchesterverein unterstützte den Solisten nach Kräften und gestaltete seinen Part gut aus. Allerdings fehlte die Ausgeglichenheit für einen in sich abgerundeten Pianoklang, vor allem die Hörner wirkten etwas vorlaut.

Anregende Begegnung


Mit der Symphonie op. 6/6 des französischen Komponisten Francois-Joseph Gossec präsentierte das Orchester eine Rarität. Heute sind die Werke Gossecs im Konzertrepertoire nicht mehr präsent, aber zu seinen Lebzeiten war er ein angesehener Komponist. Mozart kannte einige Werke und äußerte sich sehr positiv über seinen Komponistenkollegen. Außergewöhnlich war vor allem die siebenteilige Satzfolge der Symphonie op.6. Die MusikerInnen des Orchestervereins musizierten mit Esprit und einer eleganten Linienführung, die den Charakter des Allegro molto unterstrich. Konzentriert auf einen homophonen Streicherklang und mit Bedacht auf die Artikulationen und Phrasierungsbögen wurde das Werk ausgeformt. Den Höhepunkt markierte eine transparent entfaltete Fuga.

Bunt gemischt


Auffallend war die bunte Zusammensetzung des Orchestervereins. Junge und ältere Menschen musizierten miteinander, Laien fanden ebenso ihren Platz in den Reihen wie OrchestermusikerInnen und Musikpädagogen. Dass Benjamin Lack das Orchester auch in diesem Jahr wieder leitete, war ein Glücksfall für alle Beteiligten. Die gute Stimmung aller MitgestalterInnen übertrug sich auf das Publikum im voll besetzten Saal.

Viel alter Stil und ein bisschen Gegenwart


Nach der Symphonie von Francois-Joseph Gossec spielten die MusikerInnen als zweiten Bezugspunkt zu Mozart die „Suite im alten Stil“ von Alfred Schnittke. Auch dieses Werk interpretierte das Orchester geistreich und wie bereits bei Gossec lenkte vor allem die Fuge die Aufmerksamkeit auf sich. Darüber zeichneten die sparsam eingesetzten Anspielungen auf die Gegenwart, wie beispielsweise reflektierende Klangflächen, Farbschattierungen, die den Orchesterklang in ein diffuses Klangfarbenspiel versetzten, kleine rhythmische Verschiebungen sowie perkussive Spieltechniken und der offene Schluss die Interpretation aus.