Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Anita Grüneis · 14. Mai 2013 · Musik

Mozart, Meditation und „the favorite cow“

Sie sind einfach gut. Sehr gut. Exzellent. Superb. Aber alle Adjektive können nur umschreiben, was Igudesman & Joo im Konzertsaal bieten. Ihr stupendes Können am Piano und an der Violine bescherte dem Publikum im Schaaner SAL ein Konzert der Extraklasse. Ihr Humor begeisterte das Publikum.

„Klassische Musik muss Spaß machen“, der Meinung sind der Geiger Aleksey Igudesman und der Pianist Hyung-ki Joo. So beginnen sie ihren Konzertabend „A Little Nightmare Music“ mit Mozart. Dass dann ein Handy-Klingelton gezielt dazwischen funkt, wird flugs in den Vortrag eingebaut, Joo variiert das Thema am Klavier, Igudesmann baut die Töne in sein Geigenspiel ein. Irgendwann klingt es dann doch nach dem türkischen Marsch von Mozart, Joo beschwört seinen Partner, die Energie fließen zu lassen, das Feng Shui von Schaan zu spüren und daran zu denken, dass in Liechtenstein alles sehr klein ist und man vielleicht den türkischen Marsch etwas orientalischer spielen könnte – Der Geiger versucht es beim Spielen mit Bauchtanz, variiert das Stück ganz leicht und schon marschiert der Marsch nicht mehr, sondern schlängelt sich über die Bühne.

Musik von oben und unten


Weitere populäre Stücke folgen. Beethovens „Für Elise“ wird zum Schlafstück, in dem der Pianist auf dem Boden liegend noch die berühmten Anfangstöne weiterspielt. Etwas zum Aufwachen wird der zweite Satz aus dem zweiten Klavierkonzert von Rachmaninow. Doch das Stück mutiert zur Ballade „All by myself“. Womit bewiesen ist, dass sich (fast) alle heutige Musik aus dem Gestern speist. Nicht nur die Klassik wird für die Show herangezogen. Auch selbst komponierte Werke stehen auf dem Programm. „She has a favorite cow“ singt Joo klavierspielend und Igudesmann entlockt seiner Geige die zartesten Kuhtöne. Da darf dann auch das Publikum mitmuhen.

Ihr Guthaben ist abgelaufen


Besondere Lacher erntet Joo mit seinem sprechenden Piano, das erst geöffnet werden kann, wenn man es mit der Kreditkarte füttert. „Für Deutsch drücken Sie bitte ein A" heißt es, dann muss der Code eingegeben werden. Für professionelle Spieler sind dies die ersten Takte aus Griegs Klavierkonzert. Kaum hat der Pianist zu spielen begonnen, quakt das Klavier: „Ihre Zeit ist abgelaufen, bitte geben Sie ihre Kreditkarte ein und drücken Sie die Raute-Taste“. Wie man eine Raute-Taste am Klavier drückt? Joo zeigt es, und noch viel mehr.

Meditation zum Träumen


„Warum spielen sie nicht ein Stück vom Anfang bis Ende durch?“ werden sie oft gefragt. Und dann spielen sie eines durch. „Meditation“ von Jules Massenet aus der Oper „Thais“. Und man hört und staunt und lauscht und denkt sich verwundert: Warum spielen die beiden nicht einfach nur klassische Musik. Wozu der ganze Hokuspokus? Die Begründung: Der klassische Musikbetrieb ist den beiden einfach zu langweilig. Schon als Zwölfjährige haben sie sich in der Yehudi Menuhin School in London kennengelernt. Und sich Späße ausgedacht. Seit diesem Zeitpunkt sind sie unzertrennliche Freunde. Und wollen immer noch Spaß haben beim Spielen. Den haben sie, und das Publikum auch.