"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Peter Ionian · 18. Feb 2014 · Musik

Musik aus dem Norden und Kulturaustausch, eingebettet in ein außergewöhnliches Festivalkonzept und ansprechende Architektur

Die malerische Altstadt von St. Gallen war heuer zum achten Mal eine würdevolle Kulisse für das Nordklang Festival. Das kleine Festival kann sich einer Erfolgsgeschichte rühmen und betont dennoch, klein bleiben zu wollen. Zu Beginn waren Skeptiker sicher, dass ein Festival mit hier weitgehend unbekannten nordischen Musikschaffenden nicht funktionieren könne. Heuer war das Nordklang Festival mit 1.400 Besuchern zum achten Mal in Serie ausverkauft, präsentierte am Samstag zwölf Bands aus dem Norden und war ein Erfolg auf der ganzen Linie.

Am 14. und 15. Februar 2014 wurde die Stadt St. Gallen zur Hochburg nordischer Livemusik. Am Samstag sind insgesamt zwölf Acts aus dem Norden aufgetreten. Sie sind allesamt in der Schweiz weitestgehend unbekannt, wenn auch manche im Norden bereits große Namen sind. Aber zum Nordklang Festival werden alle unter den gleichen Bedingungen eingeladen. Alle Musiker treten ohne Gage auf – das gehört von Anfang an zum Konzept des Festivals. „Wir bieten den Künstlern, vielen davon zum ersten Mal, eine Plattform, um ihre Musik in unseren Breitengraden zu präsentieren“, sagt Felix van den Berg, Präsident des Vereins Nordklang. Bezahlt werden die Kosten für Anreise und Aufenthalt. Und die Künstler werden von der Ankunft bis zur Abreise persönlich betreut, inklusive Stadtrundgang. „Wir fördern aktiv den Kulturaustauch und dies nicht nur bei der Musik“, sagt van den Berg.

Kulturaustausch als zentraler Bereich


Der Kulturaustausch als zentraler Bereich, der versucht wird, immer weiter auszubauen, ruft jedes Jahr Kooperationen zwischen Musikern aus dem Norden und der Schweiz ins Leben. Heuer entstand so ein experimenteller Eröffnungsabend im Kinok, ein Konzert mit Mother Lewinsky (DK) mit einem Ostschweizer Jugendorchester und die „Nordklang Sessions“ – ein Großprojekt mit beteiligten Musikern aus der Schweiz, Dänemark, den Färöer Inseln, Island und Norwegen. Der Austausch funktioniert und die Motivation ist hoch, so haben sich Mother Lewinsky beispielsweise selbständig die Finanzierung für die Anreise zusätzlicher Musiker organisiert, indem sie einen dänischen Fördertopf für Kulturaustausch nutzen konnten.

Im Gegenzug erhalten die Künstler auch die entsprechende Aufmerksamkeit. Die Konzerte finden in wundervoller Architektur vor einem sitzenden, aufmerksamen Publikum statt. Das Interesse ist groß, während des Konzerts und auch danach am CD-Verkaufsstand. Die Veranstaltungslokale verteilen sich im schönen Klosterviertel der Stadt und sind selbst schon sehenswert. Das urige Gewölbe der Kellerbühne, die futuristische Architektur der Pfalzbühne, der traditionelle Hofkeller, das alte Kino Palace oder das bekannte Veranstaltungszentrum Grabenhalle – jeder Ort hat seinen ganz eigenen Charakter und prägt die Wirkung der Konzerte mit. Man kann durch die Stadt spazieren, das Lokal wechseln und so neue Gesichter St. Gallens entdecken oder in vertrauten verweilen. Dass manche Konzerte einfach ab einem gewissen Zeitpunkt voll sind und man aufgrund beschränkter Platzzahl nicht mehr eintreten kann, relativiert sich – man weicht einfach auf einen anderen Ort aus oder entspannt im Oya Bar Kafe, der skandinavischen Insel mitten in St. Gallen.

Große Bandbreite


Die Musik selbst könnte vielseitiger nicht sein. Von Folklore bis Popmusik von Punkrock bis elektronischem Trip-Hop, von Singer/Songwriter bis Orchester – die Bandbreite ist groß. Und aus allem trieft die nordische Schwere aber auch Kraft. So lernt man genußvoll neue Künstler kennen und kann ganz eintauchen in eine Kulturreise voller Klänge aus dem Norden.