Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 14. Feb 2015 · Musik

Musikalisches Augenmerk auf gehörte Farben – das „David Helbock Trio“ fand im Theater Kosmos begeisterte Zustimmung

Der Pianist David Helbock sowie seine kongenialen Partner Herbert Pirker an den Drums und Raphael Preuschl an der Bassukulele präsentierten im Theater Kosmos ihre neueste CD namens „Aural Colors“ und zogen das Publikum in ihren Bann. Das breite Spektrum der Werke reichte von Eigenkompositionen von David Helbock über Kompositionen von Peter Madsen, Thelonious Monk und Arnold Schönberg bis hin zum Volkslied „Öpfili bist so kugelrund“ von Bruno Wiederin. Faszinierend waren die durchdachte Spielart des Trios, die vielgestaltige Kommunikation untereinander, die Spontaneität jedes einzelnen Musikers sowie die humorvollen, oft auch überraschend ausformulierten musikalischen Wendungen.

Analogien zwischen Farben und Tönen sowie Zusammenhänge zwischen der Bildenden Kunst und der Musik sind eines der spannendsten Kapitel der Musik- und Kompositionsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Auf dieses große Gebiet der Musik und Malerei beziehungsweise der Töne und Farben ließ sich der immer für Neues offene Pianist und Komponist David Helbock in der letzten Zeit ein. Ein Ausdruck dieser Beschäftigung ist das neue Album mit dem Titel „Aural Colors“.
Die Triobesetzung mit Klavier, Drumset und Bassukulele bietet ein weitgehend traditionelles Klangbild. Dieses gewährt der musikalischen Gestaltung eine große Freiheit, die David Helbock, Herbert Pirker und Raphael Preuschl feingliedrig ausloteten und in einem intensiven Austausch miteinander genossen.

Facettenreiche, klangfarbliche Vielfalt


Gut durchdacht setzte David Helbock Sounds nicht allein über die Tasten ein, sondern auch über das Spiel mit den Saiten im Korpus des Flügels. Das Instrument wurde dazu nicht präpariert, sondern David Helbock zupfte, schlug und strich die Saiten und bespielte sie und den Stimmstock in einer individuell erarbeiteten und geprobten Weise.
Die Aufmerksamkeit zog der weiche Klang der Bassukulele auf sich. Die lockere Spielart von Raphael Preuschl verlieh der Musik einen feinen, teilweise fast filigranen Charakter. Immer mit dem Ohr am Klavier war Herbert Pirker, der das Drumset nicht nur rhythmisch, sondern in zahlreichen Passagen auch als ‚melodietragendes’ Instrument in Szene setzte. So verliehen die Musiker den einzelnen Werken eine facettenreiche, klangfarbliche Vielfalt. Die nuancierte Spielart bewirkte eine anhaltende Spannung und machte Lust, aus den großen Bögen möglichst viele Details und Feinheiten herauszuhören.

Sogleich im ersten Stück mit dem Titel „Yellow meets red“ lenkte David Helbock den Fokus auf den Zusammenhang von unterschiedlichen Klangcharakteristika, die man auch mit Farbvorstellungen assoziieren konnte. Die Musik von Thelonious Monk ist eine weitere, bedeutende Inspirationsquelle, dies machte David Helbock in mehreren Werken deutlich. Interessant war dies in der Komposition „AM – Anonymous Monkaholics“ nachvollziehbar. Darin kamen aufgeraute Tonballungen und raumgreifende Floskeln sowie harmonische Entwicklungslinien und die Gewichte der Clusterklänge sehr gut zur Geltung.
Ein Höhepunkt des Konzertabends stellte die „Schönberg-Suite“ dar. Ausgehend von Schönbergs Klavierminiaturen, op. 19 filtrierte David Helbock die wesentlichen musikalischen Merkmale heraus und überführte sie in seine musikalische Ausdruckswelt. Zuerst stellte der Pianist die Nummern IV, III und II der sehr kurzen Klavierstücke vor. Sodann entwickelte sich im Trio ein reizvolles Spiel mit typischen Bewegungsmustern des Ausgangsmaterials. Besonders schön kamen im ersten Stück die Intervallbeziehungen zur Geltung. Das zweite Stück wirkte wie in eine lyrische Ballade transferiert und faszinierte durch die exakt aufeinander abgestimmten Übergänge. Die Dreitonmotive im dritten Abschnitt entwickelten sich zu einem geistreichen Spiel zwischen statischen Feldern und belebenden, vorwärts drängenden Floskeln.

Dass sich David Helbock immer mehr auch auf die klangliche Atmosphäre und die Obertonwirkungen des Nachhalls konzentriert, machte das Werk „Healing Colors“ deutlich. Mit der neuen CD hat er neue Töne angeschlagen. Damit und im Zusammenwirken mit Herbert Pirker und Raphael Preuschl setzt er ein eindrucksvolles Zeichen seiner musikalischen Vielseitigkeit.

 

Tipp:
David Helbock Trio „Aural Colors“, traumton, Berlin 2014.