Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 31. Okt 2011 · Musik

Neue Musik in einem ungezwungenen Rahmen genießen und entdecken – das „ensemble plus“ musizierte engagiert und in guter Stimmung

Das Foyer im Theater am Kornmarkt bot den passenden Rahmen für ein „sul palco“-Konzert des „ensemble plus“. Unter anderem wurden zwei Werke zur Uraufführung gebracht. Gerald Futscher, dem Anfang Dezember die Ehrengabe des Landes Vorarlberg überreicht wird, hat im Auftrag von Andreas Ticozzi das Duo für Viola und Klavier komponiert. Vier Sätze des feinsinnigen Werkes wurden erstmals gespielt. Ebenfalls vorgestellt wurde das wirkungsvolle „Streichtrio“ von Michael FP Huber.

Eine familiäre und freundschaftliche Atmosphäre ist das Markenzeichen der Kammermusikreihe „sul palco“, wesentlichen Anteil daran hat auch die Moderatorin Bettina Waldner-Barnay. Diesmal musizierten Hannah Weirich (Violine), Jessica Kuhn (Violoncello), Andreas Ticozzi (Viola) sowie Yukie Togashi (Klavier). Das gute Einverständnis zwischen den MusikerInnen war hör- und spürbar.

Musikerinnen im Einverständnis miteinander

Dies zeichnete vor allem die Werkdeutung des Duos für Violine und Violoncello, op. 12 von Rudi Spring aus. Die Dialoge zwischen parallelen und gegenläufigen Linien wurden spannungsgeladen in Beziehung zueinander gesetzt. Im ausgewogenen Spiel erklangen expressive Melodiebögen und dazu kontrastreich gesetzte Impulse.
Ebenso überzeugend interpretierten die beiden Musikerinnen Richard Dünsers „Ode an den Regen“. Das Werk ist wie ein Lied ohne Worte angelegt und verdichtet die gleichnamige literarische Vorlage von Pablo Neruda. Auf diese Weise entstand eine emotionale und bilderreiche Musik, die von Hannah Weirich und Jessica Kuhn mit Leidenschaft gedeutet wurde.

Musik und Grafik

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ das schlicht gehaltene Stück „Niflheimer“ für Violine, Viola und Violoncello von Knut Müller. Darin wurde ein Liegeton der Viola von Violine und Violoncello flankiert. Bewegungsimpulse setzten Ausgangspunkte für fließende Passagen frei, die teilweise eine pastorale Wirkung verströmten. Dass Knut Müller bildender Künstler und Grafiker ist, wurde in diesem Werk offensichtlich, denn es entfaltete eine unmittelbar nachvollziehbare, optische Wirkung.

Entgegenkommende Musik

Zwei Uraufführungen gaben der Matinee eine besondere Note. Zuerst wurde Michael FP Hubers Streichtrio, op. 47 für Streichtrio gespielt. Das Werk des Tiroler Komponisten ist wirkungsvoll und gefällig konzipiert. In ein motorisch kraftvolles Gewebe wurden melodische Floskeln eingeschrieben. Die einzelnen Abschnitte waren stringent komponiert, motivische Klammern zwischen den einzelnen Sätzen gewährleisteten den Zusammenhalt. Zeitliche Dehnungen, aufgeraute Passagen und mit Dämpfer gespielte Abschnitte kristallisierten teilweise reizvolle Obertonspektren heraus.

Vierteltönige Tongirlanden

Als Teiluraufführung wurden vier Sätze aus dem neuen Duos für Viola und Klavier von Gerald Futscher präsentiert. Entfaltet wurde ein feingliedriges Gewebe mit vielgestaltigen Klangfarbenmustern. Der schwebende Duktus des Stückes bewirkte unzählige Verflechtungen zwischen Klangqualitäten in den Einzelstimmen und vor allem im Zusammenwirken von Viola und Klavier. Der besondere Reiz lag in den unterschiedlichen Gewichtungen der Stimmen, auftretenden Schwebungen und Wechselwirkungen zwischen den beiden dicht gesetzten und gut proportionierten Einzelstimmen. Allerdings beinhaltete das Werk – vor allem im ersten Teil – auch Längen.

Yukie Togashi und Andreas Ticozzi beeindrucken

Im Gespräch mit Bettina Waldner-Barnay erläuterte Gerald Futscher seine Ausgangsüberlegungen und seine Arbeit mit Mikrointervallen. Diese bieten die Möglichkeit, die grob gerasterte Unterteilung der Oktave in lediglich zwölf Halbtöne differenziert aufzuspalten. Zweifellos kommt diese Vorgangsweise der Kompositionsart von Gerald Futscher entgegen. Im Duo für Viola und Klavier diente sie als Mittel zum Zweck, um fein ziselierte Tonabstufungen zu erreichen. Diese Vorgabe kam in der Interpretation von Andreas Ticozzi zwar zum Ausdruck, insgesamt jedoch (noch) etwas wenig zum Tragen. Trotzdem beeindruckte die engagierte Werkdeutung mit der Pianistin Yukie Togashi und Andreas Ticozzi. Außerdem bot sie einige Anregungen, um weiter über das Werk nachzudenken.