Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Thorsten Bayer · 04. Jul 2013 · Musik

poolbar: Gelungener Auftakt mit SOHN und A Thousand Fuegos

So sieht man sich wieder. Nachdem Christopher Taylor im Vorjahr eine seiner letzten Shows als Trouble Over Tokyo in Feldkirch gespielt hatte, kehrte er nun mit seinem neuen Projekt SOHN zum poolbar-Festival zurück. Geblieben sind die elektronische Ausrichtung und die unverkennbare helle Stimme von „Toph“ Taylor. Er bot seinem Publikum eine ganze Vorratspackung in Musik gegossene Melancholie und machte damit genau dort weiter, wo A Thousand Fuegos, der Support Act des Eröffnungsabends, aufgehört hatte.

Auch die dunkle Kapuze – die er erst bei der Zugabe absetzt – kann es nicht verbergen, wer da ins Alte Hallenbad zurückgekehrt ist. Der Brite Christopher Taylor, der vor fünf Jahren seine Heimat verließ und nach Wien zog, nennt sein Soloprojekt nun SOHN. Glaubt man der knappen Biographie auf seiner ohnehin spärlich bestückten Homepage, zieht er genau aus dieser geographischen Zweiteilung seine Inspiration: „lonely nighttime streets of London“ dort, „mountainous landscapes of Austria“ hier. Musikalisch zeigt er trotz zwei Bandkollegen auf der Bühne Minimalismus statt Opulenz. Der beste Beat scheint im Zweifelfall jener zu sein, der gar nicht erst erklingt. Eine Art reduzierter Trip Hop. Tanzbarkeit scheint nicht seine oberste Prämisse zu sein. Und dennoch verfehlen seine breiten Klangteppiche nicht ihre Wirkung. Nach einem etwas verhaltenen Start gewinnt das Konzert an Intensität. Auch wenn manche Besucher immer noch nicht aufgehört haben, ihr Dauergespräch mit dem Nachbarn zu beenden. Dieses Gemurmel zieht sich leider wie ein – unpassendes – Grundrauschen durch das ganze Konzert. So leidet die Stimmung, das Feiervolk und der Künstler haben so mitunter Mühe zueinanderzufinden.

„I died a week ago"

Paul Lester beschrieb im Guardian SOHNs Stil als „sadwave“. Eine passende Wortschöpfung, denn zu der durchwegs in Moll gehaltenen musikalischen Stimmung gesellen sich sehr traurige Texte. „Protect me from the life I led“, fleht er in einem Song, „I died a week ago“ ist an anderer Stelle zu hören. Begriffe wie „darkness“, „lost“ und „alone“ fallen immer wieder in seinen Texten. Und dazu diese fragile und doch durchdringende Stimme! Die stärksten Momente des Abends sind jene, in denen Taylor aus seinem zeitweilig etwas einschläfernden Grundrhythmus ausbricht und das Tempo anzieht.

Obwohl SOHN erst ein Jahr existiert, hat er bereits mit 4AD ein namhaftes Label gefunden. Mit Bands wie Bon Iver, Iron and Wine und Efterklang befindet er sich bei diesem britischen Partner in bester Gesellschaft. Zwei EPs hat er veröffentlicht, das erste Album steht noch aus. So ist sein Repertoire nach rund einer Dreiviertelstunde bereits erschöpft. „Forgive me for the short set“, bittet er die Zuhörer im gut gefüllten Pool höflich. Dann nimmt er die Kapuze seines Pullis ab und verlässt nach der Zugabe „The Wheel“ fast schüchtern die Bühne. Für ihn geht es direkt weiter nach Paris, wo er am Donnerstag als Support von James Blake spielt.

A Thousand Fuegos


Das Publikum eingestimmt auf diesen düsteren Elektro-Abend hat der Kärntner Matthias Peyker aka A Thousand Fuegos, der übrigens im Vorjahr beim Soundsnoise-Festival am Dornbirner Spielboden zu Gast war. Gekonnt bastelte er Kaskaden aus Beats und Melodiefragmenten, griff zu verschiedenen Keyboards und zur E-Gitarre und lieferte einen Auftritt, dem zwar etwas die Abwechslung fehlte, insgesamt aber dennoch sympathisch war.

Weiteres Programm


Am heutigen Donnerstag geht es im Alten Hallenbad mit einem Film weiter. „The Motorcycle Diaries – Die Reisen des jungen Che“ startet um 20.30 Uhr im Pool. Gleichzeitig ist bei freiem Eintritt die „V-Lesung Nr. 22“ im Brutkasten zu erleben. Dabei handelt es sich laut Eigenbeschreibung um „eine Plattform für Lesende, Schreibende, Hörende, Zuhörende, Trinkende, Strickende, Singende, Träumende, Nicht-Träumende und Waschmaschinen“.

Die nächsten Konzerte spielen am morgigen Freitag Golden Reef und Friska Viljor (Halle, 22 bzw. 23 Uhr). Am 15. August geht das Festival zu Ende. Alle Termine auf www.poolbar.at