Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Thorsten Bayer · 10. Mär 2013 · Musik

Pop, Jazz, Indie und Singer/Songwriter: Der Auftritt von Susana Sawoff in der Kammgarn Hard vereinte viele Stile und wirkte dennoch wie aus einem Guss

Wer eindeutige musikalische Schubladen mag, wird bei Susana Sawoff so seine Schwierigkeiten haben. Auf der einen Seite ist da die Band Sawoff Shotgun; die gemeinsame Band mit ihren beiden Schwestern Sonia Sawoff und Monica Reyes, die für trashigen Sound und Live-Shows bekannt ist. Auf der anderen Seite die Solo-Künstlerin, die zarte Songs am Klavier schreibt und in klassischer Besetzung als Jazztrio auf die Bühne bringt. Doch genau diese Vielseitigkeit zeichnet die 33-jährige gebürtige Grazerin aus. Das Publikum in der Kammgarn am Samstagabend war begeistert und spendete den drei Musikern langanhaltenden Applaus für einen stilvollen und sympathischen Auftritt.

Mit Bassist Christian Wendt und Drummer Jörg Haberl hat Sawoff zwei sehr versierte Mitstreiter gefunden, mit denen sie ihr Debutalbum „Wrapped up in a little sigh“ eingespielt hat und nun auch live auftritt. An der Produktion des Albums, das nur vier Tage dauerte, hatte übrigens auch Helgi Jonsson einen kleinen Anteil. Der isländische Musiker, der zuvor bei Sigur Rós mitspielte, steuerte für die erste Auskopplung „Blow up our love“ die Bläserstimmen bei. Als das Album 2011 veröffentlicht wurde, war die Tochter eines Australiers und einer Spanierin vom Echo überrascht: Sowohl FM4 als auch Ö1 spielten ihre Songs rauf und runter. „Ich habe es von beiden Radiostationen nicht erwartet“, sagte sie in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. „Für FM4 hätte ich gedacht, dass es zu wenig hip ist, und für Ö1 bin ich ja ein absoluter Niemand.“

Starke Musiker an Bass und Schlagzeug


Ihre einfachen, aber nicht schlichten Songs entfalten in der Kammgarn von Anfang an ihre Wirkung. Sawoffs klare, helle Stimme, dazu gekonnte Akzente am Flügel und vor allem das Können ihrer beiden Kollegen an Schlagzeug und Bass – es macht einfach Spaß, den dreien zuzusehen und zuzuhören. Jörg Haberl und Christian Wendt, beide gelernte Jazzer, haben auf der Bühne die Zügel in der Hand, variieren spielerisch Tempo und Rhythmus. So wie die Musik ohne Schnickschnack daherkommt, so geben sich auch die Musiker: offen und ohne Allüren. Wie der Abend abläuft, macht Sawoff gleich klar: „Wir spielen ein Set durch, ohne Pause. Ich bin da unflexibel.“ Auch ihren eigenen Werdegang sieht sie etwas kritisch, spricht von einem „Schildkrötentempo“ beim Komponieren: „Das Debutalbum mit 30 – das ist ja zehn Jahre zu spät. Aber ich rede mir ein, dass ich meinen Höhepunkt mit 40 habe“, erklärt sie mit einem charmanten Lächeln.

Von pinken Duracell-Hasenkostümen


Bei aller Selbstironie spürt der Zuhörer, dass es Sawoff, die derzeit in Hamburg lebt, ernst ist mit ihrer Musik, dass sie etwas zu sagen hat. „Ich schreibe die Songs am Klavier und dementsprechend sind sie eben introvertierter und leiser als bei meiner Band Sawoff Shotgun. Aber diese Musik entspricht meinem Charakter. Ich mag die Hysterie und das Herumhüpfen in pinken Duracell-Hasenkostümen auf der Bühne mit Sawoff Shotgun sehr. Aber ich glaube, das Album jetzt, das bin ich doch mehr 'Ich'“, sagte sie in einem Interview mit FM4.
Neben den eigenen Songs von „Wrapped up in a little sigh“ – übrigens ein Zitat aus ihrem Stück „Spring come“ (All the years that have gone by / Wrapped up in a little sigh / I’m here waiting for someone to arrive…) – covert sie an diesem Abend Songs von Björk, den Beatles und Jeff Buckley. Vor allem die Version von dessen „Dream Brother“ zählt zu den Höhepunkten des Abends.

Ein Song für Tom Waits


Eine besondere Schwäche hat Susana Sawoff für den US-amerikanischen Sänger und Schauspieler Tom Waits. Ihr größter Wunsch: ein Duett mit ihm. „Obwohl ich Paul McCartney auch nicht von der musikalischen Bettkante stoßen würde“, wie sie anmerkt. Als Antwort auf Waits´ „Ruby´s arms“ versteht sie ihren eigenen Song „My sweet baby“. Darin singt sie „My sweet baby / You never liked Tom Waits / You never liked those Ruby’s arms / So why do you make me wait.”
Als Susana Sawoff zum ersten Mal die Bühne verlässt, lassen die Zuhörer sie nicht so schnell gehen. Auch mit einer Zugabe, einem kurzen Solostück am Flügel, kommt sie nicht davon. Nun hat sie ein Problem: Mehr Material hat sie noch nicht anzubieten, muss ein Stück wiederholen und trifft mit dem groovigen „Blow up our love“ eine gute Wahl. Ihr „Schildkrötentempo“ beim Komponieren hat in Hard niemanden gestört.

www.susanasawoff.com
www.kammgarn.at