Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Ionian · 18. Jun 2012 · Musik

Pures Songkonzentrat – Oh, Harry präsentierten ihre persönlichen Lieder auf der „Spielwiese"

Die „Spielwiese" ist ein rosarotes Schwein, auf dem frische Konzerte ins Theater am Saumarkt geritten kommen. Die Reihe ist nahezu brandneu, denn der vergangene Samstag war erst der zweite Streich. Ende März konnte man mit Diver in Folk aus Wien eintauchen, als ersten Eindruck davon, was uns bevorsteht. Oh, Harry sind schon weiter angereist, nämlich aus Schweden. Das Soloprojekt von Harriet Ohlsson wurde durch David als zweiten Mann vervollständigt. Die emotionalen Songs öffneten ein Portal in die Welt von Harriet Ohlsson.

Lieder aus dem Leben

Harriet verbrachte die Jahre vor 2009 mit der Band Hellsongs, wo sie Heavy-Metal-Klassiker auf sanfte und jazzige Art interpretierte. Das sind hörenswerte Versionen, oft beinahe bis zur Unkenntlichkeit verniedlicht. Als Solokünstlerin hat sie sich nicht nur von der Band befreit, sondern auch vom Korsett des alten Konzeptes. Entfesselt lässt sie ihre Songs inzwischen von ihrem eigenen Leben schreiben. Sie hat emotionale Geständnisse aus persönlichen Geschichten von zerschmetterter Hoffnung, Resignation, Rebellion, Reue und sehr viel Liebe geschaffen. Bevor die Musik begann, erzählte sie dem Publikum Hintergründe zu jedem Song. Harriet gab sich so ehrlich und nahbar, dass man gar nicht anders konnte, als voll in ihre Welt einzusteigen. Jeder identifizierte sich, denn ihre Themen durchfließen die Leben von uns allen.

Direkt ins Herz singen

Diese Geschichten wurden von einer Stimme getragen, die als „addictive" bezeichnet werden könnte – man will mehr davon hören. Vor allem wenn die Steigerungen in gemeinsamen Chören mit ihrem zurückhaltenden männlichen Gegenpol ausuferten und dann noch in den Looper geschickt wurden, sangen sie direkt ins Herz. Ach ja, ein Cover war auch dabei. „Now That We Found Love“ von The O’Jays sei für sie einer der Songs, die sie gern selbst geschrieben hätte. Und es klang so, als wäre er für sie geschrieben worden.

Beziehung aufbauen

Auf der Bühne stand nur ein Tisch, auf dem Synthie und Looper als Herzstücke der Instrumentierung klopften und klangen. Das hat die beiden Musiker an den Schaltern und Reglern jedoch nicht abgehalten, auch mal eine Gitarre oder ein Sax in die Hand zu nehmen. So ein Konzert ist nichts für große Stadien, sondern für Wohnzimmeratmosphäre. So fühlte es sich auch an im Theater am Saumarkt. Im Publikum kannte quasi jeder jeden. Alle neu Dazugekommenen wurden eingewoben. Nicht zuletzt auch dadurch, dass man mit den beiden sympathischen Schweden schon während des Konzertes eine Beziehung aufbauen konnte und sie nach dem Gig mit den Leuten quatschten und die schönen Plakate signierten.

Ein neues Leben

Persönlich tut sich wohl auch gerade viel im Leben von Harriet Ohlsson. Sie ist offensichtlich in Erwartung eines neuen Lebens. Der bereits dicke Bauch hat sie nicht davon abgehalten, bei den wenigen schwungvollen Liedern ordentlich rumzuhüpfen. Am nächsten Tag wurde sogar noch ein Musikvideo in Lorüns gedreht. Danach blieb noch ein wenig Zeit, um das Ländle zu erleben, bevor sie wieder in den Norden geflogen sind. Oh, Harry ist auf jeden Fall ein kleiner Geheimtipp, wenn ihre baldigen mütterlichen Pflichten irgendwann wieder einen Vorarlbergbesuch zulassen. Im November geht’s jedenfalls weiter mit der „Spielwiese". Man kann gespannt sein, was da noch nachkommt.

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