Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 15. Feb 2014 · Musik

Reverenz, Vergleich und Blicke woanders hin – Das Ensemble Plus, Richard Dünser und Dijana Boskovic boten einen erfüllenden Konzertabend

Das Konzert „Neue Musik im Gespräch“ am Valentinstag im Dornbirner Funkhaus war ein inspirierendes Ereignis. Das Ensemble Plus interpretierte Werke von Richard Dünser und darüber hinaus wurde ein Duett von Dijana Boskovic vorgestellt, das auf jugoslawischen Volksweisen beruht. Jede Werkdeutung wirkte durch ihre individuellen Qualitäten, und die MusikerInnen spielten unter der Leitung von Richard Dünser auf einem beeindruckend hohen Niveau.

Richard Dünsers „Synopsis 1“ zeichnet sich unter anderem durch die unübliche Besetzung für Klavier zu vier Händen und Streichquartett aus. Yukie Toghashi und Akiko Shiochi gestalteten den aufwendigen Klavierpart wie aus einem Guss, sodass die polyphon verflochtenen Linien und die weiträumig angelegten Klangballungen hervorragend zum Ausdruck kamen. Außerdem traten sie in einen anregenden Dialog mit dem Streichquartett. Doren Dinglinger und Monika Tarcsay (Violine), Andreas Ticozzi (Viola) und Jessica Kuhn formten ihren Part farbenreich und mit sinnlichen Soli aus. Gut proportioniert kamen die expressiv aufbrausenden Kulminationspunkte zur Geltung, und die transparent nachvollziehbaren Reminiszenzen gewährten Zusammenhalt. Richard Dünser erwies dem Komponisten Alfred Schnittke mit diesem aussagekräftigen Werk eindrucksvoll seine Reverenz.

Aus einem anderen Blickwinkel gehört

Derzeit gibt es bei den Musikverlagen eine große Nachfrage nach Bearbeitungen von Kompositionen, die um die Jahrhundertwende entstanden sind. Genau mit derartigen Arbeiten macht sich Richard Dünser sein Hobby zum Beruf, denn hier kann er seiner Begeisterung für das Instrumentieren frönen. Wichtige künstlerische Wurzeln für den Komponisten liegen in den kompositorischen Stilmitteln der zweiten Wiener Schule, besonders nahe steht ihm die Musik von Alban Berg.

Vor fünf Jahren hat Richard Dünser Bergs Klaviersonate op. 1 instrumentiert und damit eine ganz andere Hörperspektive geschaffen. Das Ensemble Plus spielte die Bearbeitung mit Eugen Bertel (Flöte), Markus Beer (Klarinette), Ann-Christine Rose-Choi (Oboe) Allen Smith (Fagott), Christoph Ellensohn (Horn), Marcus Huemer (Kontrabass) sowie Ulrike Neubacher (Harfe) und den vorhin schon erwähnten StreicherInnen. Ebenfalls unter der Leitung von Richard Dünser stellten die elf MusikerInnen in einem hervorragenden Austausch miteinander eine stringente Werkdeutung in den Raum.

Anregend war der imaginierte Vergleich mit dem originalen Klavierwerk. Während in der Klaviersonate die harmonischen Reize und die Intervallbeziehungen mitsamt allen Reibungen und Spannungen unmittelbar nachvollziehbar sind, kamen in Dünsers Instrumentation vor allem die melodischen Aspekte und die Beziehungen zwischen Themenfragmenten zum Ausdruck, und das Werk nahm beinahe den Charakter einer Kammersinfonie an. Das Originalwerk neben dieser instrumentierten Fassung zu spielen, wäre eine reizvolle Programmidee.

Meditative Reise

Die Geigerin Doren Dinglinger führte das Publikum mit einer Improvisation für Violine und Elektronik in ferne Länder. Zuerst implizierte der irisierende Klangteppich den Eindruck persischer Sitarmusik, in den sich der Violinpart einfügte, darüber erhob und entfaltete. Der Gesang von Doren Dinglinger unterstrich den meditativen Charakter der Improvisation, die auch von mikrotonalen Schattierungen und Ornamenten lebte.

Südliche Nachbarn

Diese Darbietung bot eine gute Überleitung zur Musik von Dijana Boskovic. Von der aus Jugoslawien stammenden, in München lebenden Komponistin erklang die Suite nach Volksmelodien aus Serbien, Mazedonien und Montenegro. Die technisch anspruchsvolle Komposition für Violine und Violoncello interpretierten Doren Dinglinger und Jessica Kuhn virtuos und mit der notwendigen Leichtigkeit. So kamen der Energiefluss und der mitteilsame Charakter des Werkes voll zum Ausdruck. Die typischen modalen Melodiebildungen sowie der stark perkussive Anteil belebten die Musik. Einen energischen Touch erhielt sie darüber hinaus durch die anfeuernden Zurufe der beiden Musikerinnen.

Die sympathische Komponistin Dijana Boskovic erzählte im Gespräch mit Bettina Barnay über ihre Art zu komponieren und bereicherte mit ihrer Musik den Konzertabend.

Tipp:

Nächstes Konzert des „Ensemble Plus“
So, 16.3.2014, 11 Uhr
vorarlberg museum, Bregenz