Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 08. Apr 2013 · Musik

Staunend außergewöhnliche Musikerpersönlichkeiten erleben – Roope Gröndahl, Claire Huangci und Aaron Pilsan sowie die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz musizierten mit inspirierender Kraft

Zum ersten Mal bereicherte das „Internationale Klavierfestival junger Meister“, das Peter Vogel seit 2003 alljährlich im Umkreis von Lindau veranstaltet, das Konzertangebot in Vorarlberg. Die drei ausgewählten Pianisten Roope Gröndahl aus Finnland, Claire Huangci aus New York und Aaron Pilsan aus Dornbirn musizierten Werke von Ravel, Rachmaninow und Brahms. Umsichtig begleitet wurden sie von der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz unter der Leitung von Vassilis Christopoulos. Viele KonzertbesucherInnen im Bregenzer Festspielhaus feierten die sympathischen MusikerInnen und ihre atemberaubenden Darbietungen mit frenetischem Applaus.

Herausragende Talente und vor allem virtuos auftretende Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits eine erfolgreiche Solistenkarriere gestartet haben, gibt es im klassischen Musikbetrieb viele zu bestaunen. Die Gratwanderung zwischen artistischen Meisterleistungen und musikalisch durchdachten Werkdeutungen gerät dabei jedoch allzu oft in eine Schräglage. Nicht so beim Konzert „Junger Meister" im gut besuchten Bregenzer Festspielhaus, denn das herausragende Moment dieses Abends war, dass die hier dargebotenen Interpretationen großen musikalischen Tiefgang besaßen.

Ausdrucksstark


Zuerst bot Roope Gröndahl das Klavierkonzert für die linke Hand von Maurice Ravel dar. Das Werk entsprach dem Naturell des vierundzwanzigjährigen finnischen Pianisten sehr gut. Kraftvoll intonierte er die grollenden tiefen Register und fächerte auch perkussiv aufpeitschende Themenblöcke transparent aus. Vor allem in den höheren Registern reflektierte Roope Gründahl die melodischen Linien klangsinnlich, setzte unterhaltsam kauzige Bewegungsmuster in Gang und formte mächtige Kulminationspunkte präzise aus. So entwickelte sich ein konzentriertes Spiel, das auch durch rhythmisch prägnante Spielart begeisterte.

Temperamentvoll


Dann betrat die quirlige Claire Huangci die Bühne und versetzte mit ihrer unglaublichen Spieltechnik das Publikum in Staunen. Die virtuos angelegte „Rhapsodie über ein Thema von Paganini“, op. 43 von Sergej Rachmaninow modellierte die dreiundzwanzigjährige Pianistin, die vor vier Jahren auch mit dem Symphonieorchester Vorarlberg dieses Werk zur Aufführung brachte, mit einem luftig leichten Tonfall. Bewundernswert klar kristallisierte sie die rhythmisch vertrackten thematischen Linien heraus und fand die notwendige Ruhe für lyrisch angelegte, flächige Passagen.

Inhaltsreich


Aaron Pilsan ist dem Vorarlberger Publikum bestens bekannt und gespannt wurde seine Interpretation des ersten Klavierkonzertes, op. 15 von Johannes Brahms erwartet. Im ersten Satz kam vor allem die intelligent ausgelotete Diskrepanz zwischen dem aufgewühlten Orchesterpart und den von Brahms selbst eher zurückhaltend gesetzten Soloparts zum Ausdruck. Die besonderen Qualitäten des achtzehnjährigen Aaron Pilsan entfalteten sich vor allem im lyrisch angelegten Mittelteil. Jeder Ton offenbarte ein Eigenleben und wirkte aus dem thematischen Zusammenhang heraus entwickelt. Energiegeladen wurde der Finalsatz in den Raum gestellt.

Standing ovations erhielten die drei Solisten, die an diesem Abend alles gaben, wertvolle Konzerterfahrungen sammeln konnten und bewunderndes Staunen hervorriefen. Ein guter Partner waren die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz und der Dirigent Vassilis Christopoulos. Er spannte Verbindungslinien, suchte stets den Kontakt zu den Solisten und wirkte auf eine sympathisch motivierende Art.