Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 06. Aug 2014 · Musik

Stimmungsvolles Serenadenkonzert – Das Altenberg Trio Wien musizierte im Kunsthaus Bregenz

Es ist bereits Tradition, dass die Bregenzer Festspiele im Kunsthaus Bregenz mit Kammermusikkonzerten zu Gast sind. Weil die „Kunst aus der Zeit“-Konzerte auf ein Minimum reduziert worden sind, musizierte bereits im vergangenen Jahr und auch in dieser Saison wieder das „Altenberg Trio Wien“ im Foyer des KUB. Auf dem Programm standen Werke von Maurice Ravel, Astor Piazzolla und HK Gruber. Amiram Ganz (Violine), Christoph Stradner (Violoncello) und Christopher Hinterhuber (Klavier) passten sich hervorragend an die schwierigen akustischen Verhältnisse an und präsentierten ein ansprechendes Konzertprogramm.

Ungewöhnlich war die Werkfolge, denn zwischen die einzelnen Sätze der „Vier Jahreszeiten in Buenos Aires“ von Astor Piazzolla stellten die Musiker frühe Werke von HK Gruber. Und dies funktionierte erstaunlich gut, denn die am Tango Nuevo orientierte, voluminöse Klangfülle Piazzollas wurde durch die drei frühen Werke für Violine solo bzw. Violoncello und Klavier angenehm unterbrochen und es entstand ein gutes Wechselverhältnis zwischen Spannung und Entspannung.

Das „Altenberg Trio Wien“ musizierte die ursprünglich für Bandoneon, Violine, Klavier, E-Gitarre und Kontrabass geschriebenen viersätzige Komposition energiegeladen und gut aufeinander abgestimmt. Weil das Werk auch im Arrangement für Klaviertrio seine musikalischen Reize entfaltete, musste man im Hinblick auf die Bearbeitung keine Abstriche hinnehmen. Versehen mit gefühlvoll zelebrierten Soli entstanden gut nachvollziehbare Stimmungsbilder der einzelnen Jahreszeiten. Selbstverständlich verfehlten die kraftvoll gestalteten Tangopassagen auch im KUB ihre Wirkung nicht. Die Musiker gestalteten ihre Interpretation detailreich und gaben Einzelheiten einen Raum, beispielsweise dem hohen Geräuschanteil im Herbst, Vorhaltwirkungen und angedeuteten Glissandi im Sommer, kristallinen (Tritonus)klängen im Winter, um nur ein paar Beobachtungen zu nennen.

Auf dem Weg zu sich selbst


Dass auch HK Gruber seinen Weg zur Meisterschaft suchen musste, machten die frühen Solowerke für Violine, op. 11 aus dem Jahr 1963 klar. Der Bossa Nova für Violoncello und Klavier aus dem „Mob-Stücken“ op. 21/e, entstanden im Jahr 1968 für das neu gegründete Ensemble „MOB art & tone Art“, illustrierte Grubers individuelles künstlerisches Selbstverständnis eindrücklich.

Das „Trio en la“ von Maurice Ravel musizierte das „Altenberg Trio Wien“ hervorragend. Lediglich die Platzierung des Cellisten wirkte ungünstig. Die hallige Akustik im KUB verstärkte nämlich das Klangvolumen des Klaviers, so dass der Cellopart in einigen Passagen vom Klavier „verschluckt“ wurde. Die vielgestaltig ausgeführten Themen, die an der baskischen Musik orientierten Motive und deren Klangfarben sowie die unruhigen Trillerpassagen im Finalsatz ergaben eine packende Werkdeutung.

Die Hoffnung stirbt zuletzt


Dieses Kammerkonzert wurde im Rahmen der Schiene „Kunst aus der Zeit“ angeboten. Die Zeiten, in denen KAZ als „drittes Standbein“ der Bregenzer Festspiele bezeichnet worden ist, sind längst vorbei. Ursprünglich war dieses Format für die sogenannte zeitgenössische Musik gedacht. Deshalb wirken Konzerte wie eben jenes mit dem „Altenberg Trio Wien“ - und seien sie noch so niveauvoll musiziert - eigentümlich deplatziert. Ich erwarte mir bei KAZ eine bislang ungehörte, experimentelle Musik. Für Vorarlberg und sicher auch für die Bregenzer Festspiele wären mehr Kammerkonzerte mit namhaften Ensembles und Kompositionen, die den Puls unserer Zeit wirklich spüren lassen, eine echte Bereicherung. Bleibt die Hoffnung, dass die neue Intendantin dieses Potential erkennt und dementsprechende Angebote schafft.