Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 11. Apr 2015 · Musik

Verspielt, erzählend und halsbrecherisch virtuos – Jubel für Claire Huangci im Feldkircher Pförtnerhaus

Vor ziemlich genau zwei Jahren hatte die junge Pianistin Claire Huangci im Rahmen des Internationalen Klavierfestivals junger Meister einen großen Auftritt im Bregenzer Festspielhaus. Öfters schon begeisterte die sympathische Musikerin als Solistin mit dem Symphonieorchester Vorarlberg. Auf Einladung der Chopin Gesellschaft Vorarlberg musizierte Claire Huangci nun im Pförtnerhaus Klavierwerke von Scarlatti, Schubert, Chopin und Liszt. Begeistert nahmen die Zuhörenden die spritzigen, klangsinnlichen und virtuosen Werkdeutungen auf.

Claire Huangci wirkte auf der Bühne quirlig und geistreich, aber nie aufgeregt. Für ihr Recital hatte sie eine vielseitige Werkauswahl zusammengestellt. Einleitend erklang eine Folge aus Klaviersonaten von Domenico Scarlatti (K13; K123; K125; K454; K144, K470 und K284). Diesem Komponisten hat sie vor Kurzem eine neue CD gewidmet. In der Art der Themengestaltung wurde sogleich klar, dass Claire Huangci viel Freude mit den zahlreichen Verzierungen und energiegeladenen Themen sowie perlenden Tongirlanden hatte. Besondere Aufmerksamkeit zogen dabei die vielgestaltig ausgeformten, tänzerischen Rhythmen auf sich. Für die verschnörkelten Linienführungen wirkte der Bösendorfer-Flügel beinahe etwas plump. Trotzdem kamen die harmonischen Lichteffekte in den Modulationen sowie die Farbenspiele in den Dur- und Mollpassagen schön zum Ausdruck.

Kantig und leidenschaftlich


Die Sonate Nr. 2, op. 35 von Frédéric Chopin erklang leidenschaftlich modelliert. Zuerst war der Kontrast in der direkten Aufeinanderfolge von Scarlatti und Chopin etwas krass. Doch sehr bald zogen die Gewichtungen zwischen ungeduldig drängenden und schwelgerisch verweilenden musikalischen Feldern die Zuhörenden in ihren Bann. Spannend stellte die Pianistin die Themencharaktere zueinander in Beziehung. So war die vehemente musikalische Kraft gut nachvollziehbar, der Spielraum war jedoch für dynamische Abschattierungen am Schluss des ersten Satzes eher eng bemessen. Begeisterung lösten die Klangballungen aus, die Claire Huangci in chromatischen Schichtungen verschob. Ebenso gut in Erinnerung blieb die Gestaltung des kugelförmig rollenden Motivs im Finale. Auch in vielen anderen Abschnitten, die immer wieder aufhorchen ließen, zeigte sich die Meisterschaft der Pianistin. Dies betraf auch perspektivische Ausgestaltung des berühmten Trauermarsches.

Frage- und Antwort


Etwas hart wirkte der Beginn des Impromptus op. 142, Nr.1 von Franz Schubert. Doch sehr rasch fand die Pianistin den ätherischen Atem dieses Stückes. Mit schwebend filigranen Akkordzerlegungen bildete sie eine Achse für ein kommunikatives Frage- und Antwortspiel. Dazu passten die kauzigen Motive des vierten Impromptus und das sprühende Temperament sehr gut, mit dem sie Claire Huangci darbot.

Virtuoses Figurenwerk


Es ist bereits eine Selbstverständlichkeit, dass Pianisten ihr gesamtes Programm auswendig vortragen, und immer wieder löst dies Bewunderung aus. Am Ende präsentierte die Pianistin die fulminante „Tannhäuser Ouvertüre“ nach Richard Wagner in einer Adaption von Franz Liszt. Diese Musik muss man mögen, aber auf jeden Fall verdient die Spielart Claire Huangcis höchste Anerkennung.

Das Publikum applaudierte herzlich und dankte für den inspirierenden Konzertabend.