Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 25. Jun 2012 · Musik

Vom Trost eines Leidenden – Daniel Behle und Sveinung Bjelland deuteten Schuberts „Schöne Müllerin“ psychologisch aus

Mit Spannung wurde das Debüt von Daniel Behle bei der Schubertiade Schwarzenberg erwartet. Der deutsche Tenor, Posaunist und Komponist hat beste Referenzen und seine vor zwei Jahren erschienene CD „Die Schöne Müllerin“ erhielt jubelnde Kritiken. Im Angelika-Kauffmann-Saal präsentierten Daniel Behle und sein hervorragender Klavierpartner Sveinung Bjelland eine Werkdeutung, die vor allem die dem Liederzyklus innewohnenden emotionalen Spannungsfelder auslotete. Daniel Behle sang mit zahlreichen Farbnuancen und gestaltete den Gesangspart vielschichtig. Die Stimmführung war jedoch nicht durchwegs überzeugend.

Daniel Behle stellte in seiner Interpretation der „Schönen Müllerin“ vor allem die emotionalen Zwischenbereiche, die innere Zerreißprobe des unglücklich Verliebten und die Sehnsucht nach Erlösung durch den Tod plastisch dar. So standen die Depressionen, die alle Erlebnisse in einem schalen Licht erscheinen ließen, im Vordergrund der Werkdeutung. Zahlreiche gestalterische Einzelheiten sorgten für Spannung, beispielsweise strukturierten harmonische Beziehungen, Generalpausen und ein betont abgehobener Erzählton den schicksalhaften Verlauf. Vor allem die innere Unruhe und die angestauten Gefühle brachte Daniel Behle authentisch zum Ausdruck. Kern der dramatisch nachgezeichneten Handlung waren die Lieder „Mit dem grünen Lautenbande", „Die liebe Farbe“ und „Die böse Farbe“, bei denen zahlreiche musikalische Symbole textdeutend wirkten und klar wurde, dass dem Unglücklichen auch die Natur keinen Trost mehr spenden kann.

Diskrepanz

Daniel Behle und Sveinung Bjelland boten eine vielschichtig durchdachte „Schöne Müllerin“. Dort, wo dem Tenor allerdings stimmliches Volumen und ein kraftvolles Fundament abverlangt wurden, wie beispielsweise in „Der Jäger“ oder „Eifersucht und Stolz“ fehlte der notwendige Nachdruck. Auch die Textdeutlichkeit ließ Wünsche offen. Allerdings wirkte Daniel Behle während seines Auftritts eher angespannt und nervös. Dieser Eindruck bestätigte sich am Schluss, denn nach dem zustimmenden Applaus löste sich die Beklemmung und seine Stimme entfaltete sich freier.

Souverän

Souverän spielte Sveinung Bjelland den Klavierpart. Er gestaltete jede Kleinigkeit so originell, dass zahlreiche Wendungen immer wieder die Aufmerksamkeit auf den Pianisten lenkten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Auf der einen Seite unterstrich der Pianist den stetigen Zug in die Tiefe. Andererseits gestaltete er jene Passagen, in denen das fehlende Bassfundament dem Protagonisten quasi den Boden unter den Füßen wegzog, mit bewundernswerter Leichtigkeit in der Tongebung.