Von Träumern und Traumfängern - das „ensemble fraktale“ präsentierte zum Auftakt der Montforter Zwischentöne eine vielgestaltig durchkomponierte Performance
Das „ensemble fraktale“ mit Studierenden aus Nürnberg hat den diesjährigen HUGO-Konzertdramaturgiepreis gewonnen, der im Rahmen der Montforter Zwischentöne ausgelobt wird. Speziell auf den Raum im Alten Hallenbad und in Anlehnung an das Thema „träumen“ entwarf das Ensemble ein sinnenreiches akustisches und optisches Erlebnis. Im Mittelpunkt standen Kompositionen von Dominik Vogl, die speziell für die Musik-Video- und Tanzperformance entstanden sind. Inspirationsquellen dafür bildeten unterschiedliche Facetten der Nacht, des Schlafes und der Träume aus der Mythologie und aus Märchen.
Den Charakter ihrer Performance haben Paul Bießmann (digitale Medien), Marie Erndl (Blockflöte), Christopher Kunz (Tenorsaxophon), Ricarda Roelcke (Violoncello), Miria Sailer (Violine) und Dominik Vogl (E-Gitarre) sowie die Tänzerin Benina Berger perfekt auf die Raumatmosphäre im Alten Hallenbad zugeschnitten. Die unterschiedlichen Eingänge für die „Tagträumer“ und die „Nachtträumer“ wirkten amüsant, doch viel mehr lenkten gleich beim Eintreten die elektronischen Sounds die Aufmerksamkeit auf sich, denn sie bildeten einen stimmigen Klangteppich für die sich unterhaltenden Konzertbesucherinnen und –besucher.
Geschichten versinnbildlichen
Die gut einstündige Aufführung enthielt Dominik Vogls Kompositionen „Sternhagel“, „Janus’ Traum vom Unendlichen“, „Prosperos Reise“, „Iktomis Netz“ und „Somnus Requiem“. Dazwischen waren Werke von Bach, Vivaldi sowie vom griechischen Komponisten Kasassoglou eingebettet. Die Musikerinnen und Musiker spielten im Raum verteilt, so dass die Klänge teilweise perspektivische Verläufe implizierten. Ergänzt wurde die Musik von hervorragend auf die thematischen und motivischen Linien abgestimmten Visuals. Sie unterstrichen beispielsweise die Weite der Musik oder wirkten mitunter wie grafisch interpretierende Notationen. In diesem Kontext spielte auch die Tänzerin Benina Berger eine große Rolle. Sie ließ die musikalischen Gesten und Rhythmen durch ihren Körper fließen und verlieh ihnen dadurch eine feinsinnig dargestellte, körperliche Gestalt. An anderen Stellen deutete sie die Musik auch pantomimisch aus. Besonders in Erinnerung blieb das Wechselspiel zwischen der Cellistin und der Tänzerin in der Sarabande aus der Cello-Solosuite in d-Moll von J.S. Bach.
Die Werke von Dominik Vogl versinnbildlichten Gestalten aus der Mythologie wie beispielsweise den titelgebenden Morpheus, selbst Gott der Träume und der Sohn des Gottes des Schlafs.
Die ersten beiden Stücke, „Sternhagel“ und „Janus’ Traum“ griffen musikalisch gut ineinander. Im ersten Abschnitt verdichteten sich die von den Ensembleinstrumenten jeweils einzeln vorgestellten melodischen Floskeln zu anregenden Dialogen. Kontrastreich dazu wirkte „Janus’ Traum“ mit fragmentierenden Klappengeräuschen, Percussions und Pizzicati. Die imaginierten musikalischen Bilder wurden spannend weitergeführt in eher jazzige Passagen, die vom Tenorsaxophonisten emotional vorgetragen wurden. Als feinfühlender Abschnitt blieb auch die von Miria Sailer solo gespielte Elegie aus den „Drei Solostücken für Violine“ von Georgios Kasassoglou in Erinnerung.
Dass Dominik Vogl in seiner musikalischen Sprache aus unterschiedlichen Genres schöpft, kam dem musikalischen Ganzen zugute. Zahlreiche Passagen der Instrumentalstimmen verströmten einen „neoklassizistischen Geist“, unterlegt mit gut abgemischten elektronischen Sounds. Spannung erzeugten vor allem jene Passagen, in denen sich der musikalische Ausdruck dem Jazz annäherte.
Gleichwertiges Ineinanderwirken
Am meisten beeindruckte in „Morpheus Metamorphose“ die Stringenz, mit der es dem „ensemble fraktale“ gelang, die zugrundeliegenden künstlerischen Ideen gleichwertig durch die Medien der Musik, des Tanz und der Visuals zu führen und darzustellen. So entstand eine Sogwirkung, die die Aufmerksamkeit über weite Strecken bündelte.