"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 10. Jun 2013 · Musik

Wie maßgeschneidert für das musikalische Naturell von Guntram Simma – Peter Benoits große Messe „Hoogmis“ wurde in einem gemeinsamen Kraftakt beeindruckend dargeboten

Guntram Simma hat im vergangenen Jahr eine Komposition des belgischen Komponisten Peter Benoit entdeckt, die ihn faszinierte. Zur Aufführung der großen Messe „Hoogmis“ bündelte er die Kräfte des Madrigalchores, des Kirchenchores St. Peter und Paul sowie des Bregenzer Männerchores, studierte mit dem „Collegium Instrumentale“ Dornbirn den Orchesterpart ein und engagierte den Tenor Alexander Kaimbacher. Im schönen Ambiente der Pfarrkirche Hatlerdorf wurde die „Missa solennelle“ – die feierliche Messe – unter der Leitung von Guntram Simma erstmals außerhalb Brüssels aufgeführt. Die Komposition und die Werkdeutung stießen auf viel Zustimmung und die Beteiligten konnten sich sogar über standing ovations freuen.

Der belgische Komponist Peter Benoit (1834-1901) ist hierzulande unbekannt. Zu seinen Lebzeiten genoss er als Komponist in Belgien sowie als Musikpädagoge großes Ansehen. Er komponierte zahlreiche Werke, die jedoch wenig außerhalb der Landesgrenzen aufgeführt wurden. Als Guntram Simma im vergangenen Jahr eine CD mit der „Hoogmis“ von Peter Benoit zu hören bekam, war er begeistert von der musikalischen Ausdrucks- und Wirkkraft dieses Werks. Die groß angelegte, feierliche Messe ist Teil einer „religiösen Tetralogie“ und sie trägt zahlreiche oratorienhafte Züge in sich.

Klangschwelgerisch


Peter Benoits „Hoogmis“ zeichnet sich durch eine spätromantische Tonsprache aus. Charakteristische Grundmotive, groß angelegte harmonische Felder, hohe und tiefe vokale sowie instrumentale Klangregister, thematisch vorwärtsdrängende Linien und aufgewühlte punktierte Rhythmen, kraftvolle Leittonwirkungen, spannungsgeladene schwebende Klangfelder sowie zahlreiche Tonsymbole ergeben einen dicht gewebten, mitreißenden musikalischen Strom. Während den einzelnen Messteilen gibt es kaum Entspannung, so dass die Werkanlage mitunter etwas „überfrachtet“ wirkt.

Botschaftscharakter


Die kompositorischen Grundzüge des Werkes illustrieren eindrücklich, dass genau dieses Werk wie geschaffen ist für das Temperament des Chor- und Orchesterleiters Guntram Simma. Dementsprechend engagiert und überzeugend führte er die ChorsängerInnen und das Orchester ins Zentrum des Werkes, um dort energiegeladen auch den Botschaftscharakter der Komposition in den Raum zu stellen. Der bedachte Deklamationsstil im Credo war so auch als Statement zu verstehen.

Hallige Akustik


Eine Pizzicatopassage nach unten bewirkte eine Beruhigung, so dass ein schönes Zeitfenster für das „Incarnatus est“ und für die Tonsymbole im „Cruzifixus“ geöffnet wurde. Vor allem das „Resurexit“ modellierten der Chor und das Orchester plastisch aus. Dabei wurde der monumentale Charakter der Chorpassagen intensiviert, weil zahlreiche melodische Wendungen durch unisono geführte Instrumentalstimmen verstärkt erklangen. Die allmähliche Steigerung hin zum Hosanna, verbunden mit der polyphonen Satzgestaltung waren trotz der halligen Akustik in der Hatlerdorfer Pfarrkirche gut nachvollziehbar.

Lohnende Entdeckung


Erst zum Schluss hin nahm die Musik einen verinnerlichten Grundcharakter an, so dass sich das „Benedictus“ mit dem Tenorsolo von Alexander Kaimbacher hoch romantisch entwickelte. Intonatorische Unsicherheiten bei den Streichern und im Chor waren zwischendurch hörbar, sie schmälerten jedoch den positiven Gesamteindruck der Aufführung nicht.

Der großen Messe von Peter Benoit wurde ein Prelude von Charles V. Stanford vorangestellt. Musikalisch passte das Werk zwar als Einstimmung, allerdings hätte Benoits „Hoogmis“ auch für sich allein genügt.