Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 15. Sep 2014 ·

Singen, Juchzen, Musizieren und Tanzen zu Zeiten von Franz Michael Felder – Vortrag, Lesung und Konzert ergab als Gemeinschaftsaktion ein stimmungsvolles Ganzes

Anlässlich der derzeit laufenden Ausstellung über Franz Michael Felder im vorarlberg museum warf Siegfried A. Jud ein besonderes Licht auf die Musik in der Lebenswelt des Dichters. Detailreich erzählte er über Felders Zugang zur Volksmusik, während Gotthard Bilgeri dazu die passenden Textpassagen las. Die Musikauswahl mit der Blechbanda Au, dem Zitherduo Au/Schoppernau, dem Felder Chörle unter der Leitung von Urban Aepli, dem Duo „musicalisch curtzwyl“ sowie Evelyn Fink war exquisit und bot eine stimmige Unterhaltung.

Siegfried A. Jud kennt das Schaffen von Franz Michael Felder wohl wie kaum ein anderer. Unterhaltend und bestens informiert bot er Einblicke in die Bedeutung der Volksmusik für Franz Michael Felder in seiner damaligen Lebensumgebung im hinteren Bregenzerwald. Angesprochen wurden dabei unter anderem seine Freude an Volksliedern, Unterhaltungs- und Gebrauchsmusik wie Juchzer und Johlar sowie Felders Bemühen, selbst Volksliedtexte zu verfassen und die Musikalität in seiner Sprache.

Felder als Liedtexter


Mit Josef Greußing, bedeutender Musikant und Blasmusikgründer im Bregenzerwald, war Franz Michael Felder eng befreundet. Gleich drei Gedichte von ihm vertonte Josef Greußing, die heute leider nicht mehr bekannt sind. Deshalb war es ein besonderes Ereignis, diese Lieder im vorarlberg museum mit dem "Felder Chörle" zu hören. Franz Michael Felder hatte auch noch weitere Liedtexte verfasst, allerdings waren diese Versuche nicht von Erfolg gekrönt und sie wurden weder gedruckt noch vertont.

Kontakt über weite Distanzen


Juchzen und Jodeln als Kommunikationsmittel über weite Distanzen hinweg ist ein faszinierendes Kapitel der Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert. Darüber berichtete Felder in zahlreichen Texten. Besonders plastisch wurde das Beschriebene durch die Juchzer von Evelyn Fink, die in der halligen Akustik des Foyers im vorarlberg museum imposant zur Geltung kamen. Tanzen, Singen und Musizieren waren auch in der Lebensumgebung von Franz Michael Felder gerne ausgeübte und hoch geschätzte Freizeitbeschäftigungen und sie strukturierten die Tages- und Jahreszeiten. Welche Einstellung die Kirche dazu hatte, kam amüsant mit den zitierten Worten des Pfarrers Rüscher zum Ausdruck.

Auf Einladung seines Freundes Rudolf Hildebrand reiste Felder nach Leipzig. Wie groß der Eindruck war, wurde gut nachvollziehbar erzählt. Und dort hatte sich der Schriftsteller sogar eine Concertina gekauft, auch das war an diesem informativen Abend im vorarlberg museum zu erfahren.

Musikalische Sprache


Spannend waren die Ausführungen von Siegfried A. Jud vor allem an jenen Stellen, in denen er auf die Musikalität in der Sprache von F.M. Felder einging. Der Dichter stellte nämlich an zahlreichen Stellen durch intensive Landschaftsschilderungen, die auch viele Höreindrücke wiedergaben, das Ambiente für die Dialoge zwischen den Protagonisten her. Umweltgeräusche und Naturlaute schilderte er als besondere (Hör)ereignisse und verlieh ihnen damit eine spezifische Atmosphäre.

Hervorragende MItwirkende


Gotthard Bilgeri bereicherte die aufschlussreichen Ausführungen von Siegfried Jud durch seine lebendige und ausdruckstarke Lesart. Sympathisch wirkten die beide am Podium zusammen. Eine besondere Note verliehen die Musikanten und Sängerinnen dem Abend. Alle musizierten auf einem hohen musikalischen Niveau und mit viel Begeisterung für die Sache. So spielte die Blechbanda Au unter anderem den „Canisfluh-Kraxler-Marsch“ von Josef Greußing und das „Felder Chörle“ begeisterte mit dem Lied „Vor em Hüttle send mehr g’sesso“. Besonders in Erinnerung blieben auch die Lieder „Die Stickerin“ und „Katharinen Tag in Au“ nach Texten von F.M. Felder, die Josef Greußing vertont hatte. Darüber hinaus lenkten die „Mazurka“ der Blechbanda Au und der Reuttener Raffelemarsch, den Evelyn Fink-Mennel mit der Maultrommel und dem Zitterduo „Au Schoppernau“ präsentierte, die Aufmerksamkeit auf sich.

Selbstgebaute Instrumente


Siegfried A. Jud ist nicht nur ein ausgewiesener Kenner des literarischen Schaffens von F.M. Felder, sondern auch ein erfolgreicher Instrumentenbauer. Zusammen mit seiner Tochter Katharina Jud tritt er im Duo „musicalisch curtzwyl“ auf. Mitgebracht hatten sie ein klangschönes Orgelpositiv, darüber hinaus musizierten sie auf der Drehleier, einem Psalterium sowie Gämshorn. Gut geglückt ist durch diese Vielseitigkeit die Verbindung zwischen Wissensvermittlung und Unterhaltung.