Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 05. Jun 2014 · Tanz

Charisma und Perfektion – Aakash Odedra begeisterte beim tanz ist Festival am Spielboden

Der 1984 im englischen Birmingham geborene, indischstämmige Tänzer Aakash Odedra verzauberte den Spielboden zum Auftakt des tanz ist Festivals mit seiner genialen Mischung aus klassischem indischen Kathak-Tanz und zeitgenössischen Einflüssen. Die renommierten Choreographen Russell Maliphant, Akram Khan und Sidi Larbi Cherkaoui – letztere hatten auch schon beim „Bregenzer Frühling“ ihre großen Auftritte – schrieben dem Rising-Star der britisch-asiatischen Tanzszene eindrucksvolle und ausdrucksstarke Choreographien auf den Leib.

„Nritta“ – Verbeugung vor den großen Meistern

Mit seiner eigenen Choreographie „Nritta“ bewegte sich Aakash Odedra noch relativ nah an der Tradition des indischen Kathak, setzte aber mit seiner freien Improvisation des klassischen Tanzvokabulars auf stimmige Weise neue Akzente. Wenn man so will, darf man dieses Stück auch als Verbeugung vor den großen Meistern betrachten, deren Ausbildung Odedra zu dieser einzigartigen Mischung aus Charisma und tänzerischer Perfektion formten, die er in der aktuellen Tanzszene darstellt – Chitraleka Bolar und Nilima Devi in Großbritannien, Asha Joglekar in Indien und Alvin Aileys Dance Theatre in New York.

„In The Shadow Of Man“ – das Tier im Menschen

Akram Khan greift in seiner Choreographie auf ein wichtiges Motiv der indischen Tanzkunst zurück, nämlich auf die Frage nach dem Tier im Menschen. Der Tänzer lässt sich von Lauten und Bewegungsformen verschiedener Tiere inspirieren und wirbelt in atemberaubenden Transformationen über die Bühne. Hände und Füße, Schulterblätter und Finger, alle Körperteile scheinen sich zu verselbständigen und erwecken ständig neue Assoziationen. Eindrucksvoller lässt sich das Tier im Menschen oder der Mensch im Tier wohl kaum darstellen. Hier kam der große Reiz des tanz ist Festivals voll zum Tragen – die Intimität der Vorstellung, die unmittelbare Faszination durch die buchstäblich zum Greifen nahen Protagonisten.

„CUT“ – Tanz mit dem Licht

Waren die ersten beiden Stücke eher in schummriges Licht getaucht, so übernimmt die Lichtdramaturgie nach einer kurzen Umbaupause eine ganz zentrale Rolle. Russell Maliphants Choreographie „CUT“ spielt mit dem in klar strukturierte Lichtstreifen, Lichtkegel und Lichtkorridore eingeteilten Bühnenraum. Aakash Odedra geht es langsam an, um sich schließlich in einen wahren Bewegungsrausch zu steigern. Dabei legt er ein Tempo vor, dass sich die Bewegungen vor lauter Geschwindigkeit zu verwischen beginnen. Und dies geschieht mit einer Genauigkeit und Leichtigkeit, die schon fast überirdisch ist.

„Constellation“ – ein stimmungsvoller Abschluss

In Sidi Larbi Cherkaouis „Constellation“ verzaubern an Seilen schwebende, pendelnde und kreisende Glühbirnen den ansonsten dunklen Bühnenraum in eine märchenhafte Zauberwelt, durch die sich Aakash Odedra voller Anmut, einem geheimnisvollen Zeremonienmeister gleich, bewegt. Lichter erstrahlen und verlöschen auf gespensterhafte Weise und erinnern so am kleinen Spielboden an die Vorgänge im großen Universum. Ein stimmiger Abschluss für einen grandiosen Tanzabend. Und wer ihn versäumt hat, bekommt am kommenden Samstag noch eine Chance.

20. tanz ist Festival
Spielboden Dornbirn

Sa, 7.6, 20.30 Uhr
Aakash Odedra Company
„Rising“

Mi, 11.6., 20.30 Uhr
Compagnie 7273 & Jacques Manteca
„Listen & Watch“

Fr, 13.6./Sa, 14.6., 20.30 Uhr
Chris Haring – Liquid Loft
„Deep Dish“

www.tanzist.at
www.spielboden.at