Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 12. Jun 2014 · Tanz

Der nicht einmal mit seinen Schatten tanzt – Nicolas Cantillon und Jacquez Mantica präsentierten „Listen & Watch“ beim tanz ist Festival am Spielboden

Nicolas Cantillon ist die männliche Hälfte der französisch-schweizerischen Compagnie 7273, die 2010 beim tanz ist Festival mit dem schrägen Meisterstück „LAÏ LAÏ LAÏ LAÏ“ samt Eisbären-Yeti begeistert hat. Dieses Mal reiste er ohne seine Tanz- und Lebenspartnerin Laurence Yadi an, um gemeinsam mit dem jungen Gitarristen Jacques Mantica sein 40-minütiges Solo-Tanzstück „Listen & Watch“ zu präsentieren. „Einen Abend für ‚tanzgereifte’ Genießer und ein Statement für Purismus und Konsequenz“ nannte Festival-Organisator Günter Marinelli diese Produktion in einem Interview in der Mai-Ausgabe der KULTUR und traf damit ins Schwarze.

Obsessiver Tanz

Noch konsequenter war vielleicht „Climax“, die Urfassung dieser Choreographie aus dem Jahr 2006, bei der Nicolas Cantillon gänzlich auf Musik verzichtete, um in völliger Stille seinem obsessiven Tanzstil zu frönen. Mittlerweile gab es mehrere Versionen mit mehreren Gitarristen, aktuell nun mit dem Monegassen Jacquez Mantica. Der ließ es verhalten angehen, um sich langsam aber stetig, mitunter durchaus auch ein wenig rockig und durch Samples unterstützt in rauschhaftere Klangwelten hineinzusteigern. Parallel dazu lässt sich Cantillon in einem nie abreißenden Fluss von Bewegungen hineinfallen, die sich niemals wiederholen und auf wenigen Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zum Gitarristen passieren. Das steigert sich schließlich zu einem trance-ähnlichen Zustand und erinnert ein wenig an Derwisch- und Sufi-Praktiken. Was den Zuschauern vielleicht nicht bewusst ist: das gesamte Stück ist zu hundert Prozent durchchoreographiert, Raum für freie Improvisationen bleibt also nur dem Musiker.

Ein puristisches Vergnügen

Die Bühne ist, von den beiden Protagonisten einmal abgesehen, völlig leer. Nichts lenkt ab von dieser schweißtreibenden tänzerischen Tour de Force, die in den Bann zieht. Einzig die in den Ecken der Tanzfläche positionierten Schweinwerfer spielen ein bisschen mit, indem sie übergroße, bewegte Schatten des Tänzers an die Wände zaubern. Diese scheinen mitunter zu einer Art Tanzpartner Nicolas Cantillons zu werden, der gibt sich aber völlig in sich gekehrt, von jeglichem Außen unberührt seinen Bewegungsabläufen hin.

Ein puristisches Vergnügen, das vom Publikum mit begeistertem Applaus belohnt wurde.

tanz ist Festival 2014 – das Finale

Fr, 13.6. und Sa, 14.6., 20.30 Uhr
Chris Haring – Liquid Loft
„Deep Dish“

www.tanzist.at
www.spielboden.at
www.liquidloft.at